Verlagsinfo:  
Sanna, die Lettin, und Andrejs, der Roma, wachsen in einem Kinderheim 
auf. Sanna hat nur noch eine vage Erinnerung an ihre Mutter und eine 
große Wut im Bauch auf die Gesellschaft, die Menschen wie sie nicht 
haben will oder mit selbst gestrickten Socken und ausrangierten Kleidern
 Abbitte leisten. Sobald sie die Schule beendet hat, zieht sie nach 
Riga, um eine Ausbildung zu absolvieren, doch Partys und Alkohol drohen 
sie abstürzen zu lassen. Nach einer Party findet Andrejs sie betrunken 
auf einer Parkbank schlafend und nimmt sie mit zu sich nach Hause. 
Zwischen ihnen entwickelt sich eine Liebes- und Familiengeschichte, die 
die Suche nach der eigenen Identität, die Verantwortung als Eltern und 
den Kampf gegen Vorurteile spürbar werden lässt.
Baltische Bücher - Lesenswertes aus Estland, Lettland & Litauen
Bereits seit 2007 stellt dieser Blog ins Deutsche übersetzte Publikationen aus Estland, Lettland und Litauen vor. Gleichzeitig werden Publikationen deutschsprachiger Autorinnen und Autoren mit estnischen, lettischen oder litauischen Themen einbezogen. Wir möchten aufrufen, verschiedene Leseeindrücke auszutauschen. Die hier aufgeführten Bücher werden für eine Vorstellung in der Radiosendung BALTISCHE STUNDE (Radioweser.tv) vorgeschlagen.
Samstag, 25. Oktober 2025
Laura Vinogradova: Sanna und Lia
Samstag, 6. September 2025
Rasa Bugavičute-Pēce: Der Junge, der im Dunkeln sah
Mirabilis Verlag 2025, ISBN 978-3-947857-29-6, Illustration: Zane Veldre. 224 Seiten
20 €
Verlagsinfo: Jēkabs soll schon als Kind erwachsen sein. Einerseits, um seinen blinden Eltern durch das alltägliche Leben zu helfen, andererseits, um den Vorstellungen seiner Mutter von einem „idealen Kind“ gerecht zu werden. Je älter er wird, desto mehr versucht er, sich aus dieser Enge zu lösen und auch eigene Wege zu gehen. Verschiedene Erlebnisse, vom ersten Schultag bis hin zur ersten großen Liebe, eröffnen einen spannenden und zugleich tief berührenden Blick auf das Leben in der Wahrnehmung mit anderen Sinnen. Parallel wird die Sicht der strengen Mutter geschildert, die verzweifelt versucht, trotz ihrer Blindheit alles richtig zu machen.
Leseempfehlung: ab 12 Jahren — für Jugendliche und Erwachsene.
Mittwoch, 3. September 2025
Andris Kalnozols: Kalender
Roman. Aus dem Lettischen übersetzt von Sven Otto. Edition fotoTAPETA, Berlin 2025. ISBN 978-3-949262-54-8, 334 Seiten, Preis: 20 € (D) | 20,50 € (A) | 22,50 SFR (CH)
Verlagsinfo:  
Oskars, der stille Held dieses Romans aus Lettland, ist ein wenig 
eigenartig. Oft folgen seine Gedankengänge einer naiven, kindlichen 
Logik; gleichzeitig verfügt er über ein außergewöhnlich gutes 
Gedächtnis: Sämtliche Namenstage kennt er auswendig. Deshalb wird er 
„Kalender“ genannt. Im Buch erzählt der Protagonist Tag für Tag von den 
Ereignissen seines Lebens. Dank seiner eigenwilligen Sicht auf die Dinge
 gewinnt Oskars einen besonderen Zugang zu Kindern, Alten und 
AußenseiterInnen. Im Laufe eines Kalenderjahres entwickelt sich der 
autistisch wirkende, jung gebliebene Mann zum Mittelpunkt eines 
skurrilen Freundeskreises – und es gelingt ihm, seine besondere 
Weltsicht langsam in Worte zu fassen und seinen eigenen Weg zu gehen.
Andris Kalnozols, geboren 1983, lettischer Dramatiker und Schriftsteller. Seine Stücke wurden am Lettischen Nationaltheater, am Dirty Deal Teatro und am Ģertrūdes ielas teātris aufgeführt. Kalnozols beschäftigt sich seit 1999 mit kreativem Schreiben und veröffentlichte in verschiedenen Zeitschriften. Sein Debütroman "Kalendārs mani sauc" erschien Ende 2020 im lettischen Original. Er lebt und arbeitet meist in Vilnius.
Dienstag, 2. September 2025
Gerhard Böttger: Weidwerk im Baltikum und in heimischen Revieren
Verlagsinfo: In seinem neuesten Werk beschreibt der leidenschaftliche Jäger und erfolgreiche Jagdbuchautor, warum gerade die Länder des Baltikums einen besonderen Reiz auf ihn 
ausüben: Ausgedehnte Mischwälder sowie unzählige idyllische 
Binnenlandseen oder Flüsse sind malerische Kulisse für seine packenden 
Erlebnisse auf der Fährte des Elches oder bei der Jagd auf Damwild und 
Braunbär.
Gerhard Böttger erzählt mitreißend von der 
faszinierenden Auer- und Birkhahnbalz in einsamen und verwunschenen 
Moorlandschaften, von der Brunft der großen Geweihten, von der Jagd auf 
Muffel in Tschechien oder auf Kronenhirsche und kapitale Schaufler in 
Bulgarien. Doch auch dem heimischen Weidwerk in seiner bunten Fülle, das
 ihn erfüllt und geprägt hat, widmet sich der Autor. Seine 
Auseinandersetzung mit historischen und gesellschaftlichen Hintergründen
 machen seine Erzählungen zu etwas Besonderem.
Mittwoch, 20. August 2025
Carolina Pihelgas: Schnittlinie
Verlangsinfo:  
Ein kraftvolles, ehrliches Zeugnis eines emotionalen Abgrunds im Leben einer jungen Frau - die über die Natur zurück ins Leben findet.
Liine reist allein aufs Land, nachdem sie einen Schlussstrich unter eine gewaltvolle Beziehung gezogen hat. Sie zieht sich in ein Landhaus der Familie zurück, um wieder zu sich selbst zu finden und sich auf die Suche danach zu machen, was sie wirklich glücklich macht. Die Kämpfe in ihrem Inneren werden von den Kriegsgeräuschen eines nahegelegenen Truppenübungsplatzes begleitet, dessen Expansion das alte Bauernhaus, in dem sich Liine nach langer Zeit endlich wieder sicher fühlt, und das ganze Dorf zu zerstören droht.
Eine eingängige, nahbare Geschichte von Angst und Heilung, Furcht und Hoffnung, Aufbruch und Ankunft verwoben mit der Suche nach Frieden durch die Natur.
Freitag, 15. August 2025
Veiko Tammjärv: Hotel zum verunglückten Alpinisten
Verlagsinfo:  
Seltsames ereignet sich in dem abgelegenen Berghotel »Zum verunglückten Alpinisten«: Polizeiinspektor Glebsky wird von einem anonymen Anrufer ins Hotel bestellt, ein Fehlalarm, wie sich herausstellt. Als eine Schneelawine das Hotel von der Außenwelt abschneidet und die Abreise des Inspektors verhindert, überstürzen sich die Ereignisse: Olaf, einer der sonderbaren Hotelgäste, wird tot aufgefunden und so mancher Gast ist überzeugt, dass übernatürliche Kräfte am Werk sind. Gut, dass Glebsky vor Ort ist, um dem rätselhaften Geheimnis des Hotels auf den Grund zu gehen.
Die Graphic Novel basiert auf dem gleichnamigen, 1970 veröffentlichten Roman der Brüder Boris und Arkadi Strugatzki. Ihre visionären Romane dienten als Vorlagen für Filmklassiker wie Stalker und haben das Genre der Science-Fiction maßgeblich mitgeprägt. Die estnische Verfilmung des Romans »Hotel zum verunglückten Alpinisten« von 1979 war ein großer Kinoerfolg. Veiko Tammjärv haucht der unverwechselbaren Ästhetik des Kultfilms neues Leben ein und verleiht der Geschichte eine ganz eigene, frische Perspektive.
Ein mystischer Neo-Noir-Thriller, der die repressiven Machtstrukturen der Sowjetunion anprangert und Fragen des Andersseins aus einem völlig neuen Blickwinkel betrachtet.
Mittwoch, 6. August 2025
Simon Theokas: Der kleine Luchs vom Usma-See
Verlagsinfo: Eine Freundschaft zwischen Tier und Mensch in einem der ältesten Naturschutzgebiete Lettlands. Der kleine Luchs ist mit vielen Tieren befreundet und mit einem ganz besonderen Mann namens Alfreds. Voller Vorfreude ist der kleine Luchs unterwegs zum See, um dort einen schönen Tag mit dem knurrigen Dachs, dem fleißigen Biber und dem starken Bären zu verbringen. Doch es kommt alles anders und ein großes Abenteuer beginnt. Den Usma See gibt es wirklich, er liegt hoch oben im Norden in einem der ältesten Naturschutzgebiete Lettlands und Europas. Dort leben zahlreiche Luchse, aber auch andere wundervolle Tiere.
Montag, 4. August 2025
Kairi Look: Pia Pfefferminz zieht ein
Verlagsinfo: Pia Pfefferminz zieht das erste Mal in ihrem Leben um: in ein schönes altes Haus in der Pappelallee. Im Nu schließt das Vorschulkind dort neue Freundschaften, mit der Nachbarin und ihrem Bernhardiner Baron genau wie mit der Motte im Kleiderschrank. Die Welt der Erwachsenen betrachtet Pia auf ganz eigene Weise. So beobachtet sie zum Beispiel den geheimnisvollen Mann in ihrem Haus, der irgendwas mit Politik zu tun hat und sich in Luft auflöst, sobald man sich ihm nähert. Sie hat viel Spaß mit Pirka, der punkigen Freundin von Onkel Rasmus, und tröstet ihren Großvater, wenn die Großmutter ihm verbietet, mit seinem Moped herumzuflitzen.
In 31 bunt illustrierten Geschichten erleben wir kleine Alltagsabenteuer mit Pia Pfefferminz und werden dabei wunderbar unterhalten. Ein großes Vergnügen!
Freitag, 13. Juni 2025
Dace Vigante: Eismeer
Aus dem Lettischen übersetzt von Bettina Bergmann. Verlag Friedrich Mauke KG, Weimar 2025. 120 Seiten, ISBN 978-3-948259-30-3, 18,00 €Verlagsinfo:
Mutter und Tochter – näher zusammen und weiter entfernt können zwei Menschen nicht sein.
Wenige Figuren prägen dieses Kammerspiel: Die schöne stolze Irma, die mit ihrem Mann unter Stalin in ein Straflager am Polarmeer deportiert wird. Ihr damals fünfjähriger Sohn Kaspars und ihre Tochter Māra, zu der Zeit noch ein Baby, die in Lettland zurückbleiben.
Mara, für die ihre Mutter nur ein märchen-haft schönes Bild auf einem Foto war, lernt ihre Mutter kennen, als sie längst ein Teenager ist. Unüberwindbar scheint der sich schnell aufbauende Konflikt. Das Herz der Mutter wirkt von der Kälte des Lagers am Polarmeer gefroren. So vergehen die Jahre in eisiger Nähe. Wie könnte dieses Eis tauen?
»Eismeer« ist die erste Geschichte, mit der Dace Vigante der literarische Durchbruch gelangt. Es ist die Geschichte von Frauen, die durch die engste mögliche Verwandtschaft und das grausamste Jahrhundert der Menschheitsgeschichte zugleich verbunden und getrennt sind. Die Funken der Intimität und Liebe liegen so tief verborgen, dass es scheint, als sei ein Eismeer über den Herzen entstanden. Es erfordert großen Mut, das Eis der Entfremdung zu durchbrechen. Dace Vigante schreibt darüber.
Donnerstag, 12. Juni 2025
Theodor Nebl: Das Glücksei und die weiße Schlange
Neu erzählt und in Reime gesetzt von Theodor Nebl. Liebevoll illustriert von Uta Ehlers. Verlag Book on Demands, Norderstedt 2024. ISBN 978-3-769354-8-12, 334 Seiten, 19,80 Euro.
Verlagsinfo: 
 Estlands bezaubernde Märchenwelt
euch ganz sicher gut gefällt!
Nicht selten spielen darin Prophezeiungen
und Patengeschenke eine Rolle,
meistens einer supertolle!
Prinzessinnen von bösem Zauber
und von Drachen zu befrein
fällt oftmals Bauernburschen ein.
Manch einer, der als Dummling verlacht
und dem der Vater nichts vermacht,
hat es in der Welt zu was gebracht!
Über böses Geschick, Liebe und Mut
wird in den Märchen berichtet
und auf Spannung nicht verzichtet!
Und noch viel mehr und noch viel mehr!
Lest die Märchen, das fällt nicht schwer.
Dann werdet ihr staunend sehn,
gereimt sind sie besonders schön!
Freitag, 23. Mai 2025
Rein Raud: Der Tod des vollendeten Satzes
Verlagsinfo: Estland zur Zeit der Singenden Revolution: Noch existiert die Sowjetunion, die sich das Land 1940 brutal einverleibt hatte, aber seit Gorbatschows Politik von Glasnost und Perestroika bröckeln die Strukturen der kommunistischen Diktatur. Viele, vor allem junge Leute, leisten Widerstand und engagieren sich für die Abschüttelung des sowjetischen Jochs und damit für ein freies Estland. Eine Gruppe junger Männer und Frauen hat ein ausgeklügeltes System entwickelt, Personalakten des KGB in die Hände zu bekommen und ins Ausland – nach Schweden und Finnland – zu schmuggeln. Das ist nicht ungefährlich, denn noch funktioniert der Unterdrückungsapparat, der die Gruppe im Visier hat. Zwischenmenschliche Beziehungen, zarte Romanzen und heftige Leidenschaften entstehen – können sie Bestand haben oder werden sie im Spannungsfeld von Vertrauen und Misstrauen gar als Kampfmittel eingesetzt?
Der Autor beschreibt die letzten Jahre vor der Wiedererlangung der Freiheit mit einem feinen Sinn für das menschlich Abgründige und die Komplexität persönlicher Beziehungsgeflechte.
Donnerstag, 22. Mai 2025
Virginija Kulvinskaite: Vier
Verlagsinfo:
Vier Kurzgeschichten aus einer fiktiven Hafenstadt an der Ostsee – 
vier Hauptfiguren: Lukas, Inga, Marius, Nora – alle im Alter zwischen 
dreißig und vierzig. Lukas, der aus dem Ausland zurückgekehrte 
Schriftsteller trifft Damen aus der High Society in einer makabren 
Situation. Die geschiedene Inga lässt sich auf Männergeschichten ein, um
 Ihr Glück zu finden. Marius, der Underdog in der Schule, sucht sein 
Auskommen mit dem Recht der Stärkeren. Und schließlich finden wir Nora 
mit ihrem jüngeren Liebhaber auf Drogen.
Die Litauerin Kulvinskaitė nimmt Menschen unter die Lupe, die 
vermeintlich am Rand der Gesellschaft ihr Glück suchen. Spannend, mit 
makabrem Humor und mit unvorhersehbarer Auflösung.
„Und was machen wir jetzt mit ihm?“, flüsterte Sara zu Eva gebeugt, aber Lukas hörte jedes Wort mit.
„Noch nichts.“ Eva nahm ein paar Stücke rohen Fisch und legte sie auf ihren Teller.
„Strahlend vor Glück, dass man sie endlich brauchte, beobachtete das Mädchen neugierig, wie ihre Mutter die glänzende Alufolie vom Hals der dunkelgrünen Flasche entfernte. Als Julė den Korken langsam herauszog, hielt sich Brigė die Ohren zu und duckte sich, blieb aber auf dem Sofa sitzen. Das dumpfe Knallen des Korkens, das gleich zu hören wäre, und die Freundin ihrer Mutter, die einer Füchsin mit buschigem Schwanz glich, hielten sie am Ort.“
Vier Kurzgeschichten aus einer fiktiven Hafenstadt an der Ostsee – vier Hauptfiguren. Die Litauerin Kulvinskaitė nimmt Menschen unter die Lupe, die vermeintlich am Rand der Gesellschaft ihr Glück suchen. Spannend, mit makabrem Humor und mit unvorhersehbarer Auflösung.
Freitag, 4. April 2025
Vilis Kasims: LYSERGSÄUREBLUES
Verlagsinfo: 
Flash Fiction aus Lettland. In 37 Texten, Kurzprosa und Gedichtprosa, 
erzählt der Autor aus einem merkwürdigen Alltag. Mal sitzt dem Erzähler 
ein Obdachloser auf der Schulter und macht ihm klar, dass alle 
Anstrengung sowieso nichts bringen wird, mal kommt per 
Satellitenfernseher echte Farbe ins echte Leben, oder ein altes Radio 
dient als direkte Verbindung in die eigene Erinnerung. Traum- oder 
tranceartige Sequenzen führen in eine erlebte und wiederbelebte 
Wirklichkeit um die Jahrtausendwende im Norden Osteuropas.
Vilis Kasims 
geboren 1986, lettischer Autor, Übersetzer, Redakteur und Literaturagent. Bisher drei Prosabände. Kasims übersetzt Literatur aus dem Englischen, Russischen, Katalanischen und Spanischen und ist Redakteur der Literaturzeitschrift Punctum. Er lebt und arbeitet in Riga. 
Dienstag, 1. April 2025
Indre Valantinaite (Hg.): Aus dem Jerusalem des Nordens
Verlagsinfo: 
Die Gedichtanthologie „Das Jerusalem des Nordens“, der erste Band 
unserer neuen Reihe „Literatura Baltica“ versammelt Gedichte von 22 
litauischen Dichterinnen und Dichtern. Zusammengestellt und 
herausgegeben von Indrė Valantinaitė setzen sie sich mit der jüdischen 
Vergangenheit des Landes, dem jüdischen Leben in Litauen auseinander. 
Mit dieser dreisprachigen Edition (Litauisch, Hebräisch (Ivrit) und 
Deutsch) möchten wir unseren Beitrag zu einer universellen 
Erinnerungskultur leisten und die Schönheit litauischer Poesie einem 
deutschsprachigen Publikum nahebringen. Die Übersetzung von Cornelius 
Hell vermittelt Klang und Rhythmus kongenial.
	
	Mit Gedichten von: Lina Buividavičiūtė, Marius Burokas, Ilzė Butkutė, Vaiva Grainytė, 
Jurgita Jasponytė, Antanas A. Jonynas, Donaldas Kajokas, Laurynas 
Katkus, Giedrė Kazlauskaitė, Mindaugas Kvietkauskas, Aidas Marčėnas, 
Kęstutis Navakas, Gytis Norvilas, Violeta Palčinskaitė, Sigitas 
Parulskis, Kornelijus Platelis, Rolandas Rastauskas, Egidija Šeputytė, 
Rimas Uzgiris, Indrė Valantinaitė, Tomas Venclova, Agnė Žagrakalytė 
Dienstag, 18. März 2025
Michael Thumann: Eisiges Schweigen flussabwärts
Eine Reise von Moskau nach Berlin. C.H.Beck Verlag, München 2025. ISBN 978-3-406-83003-7, 284 Seiten, 26,00 Euro.
Verlagsinfo: 
 Michael Thumann legt nach seinem SPIEGEL-Bestseller «Revanche» einen 
sehr persönlichen Reisebericht vor, in dem er die erneute Teilung 
Europas mit eigenen Augen erkundet. Er beschreibt in eindringlichen 
Reportagen und Augenzeugenberichten seinen Weg aus Moskau heraus über 
die schwer bewachten Außengrenzen Russlands, erst nach Osten Richtung 
Zentralasien, dann nach Westen über die baltischen Staaten und Polen 
nach Deutschland: von Moskau nach Berlin, mitten durch den neuen 
Eisernen Vorhang hindurch.
Thumann nimmt uns mit zu endlosen 
Befragungen an Grenzübergängen, er besucht russische Flüchtlinge in den 
Nachbarstaaten, kommt auf seinem Weg von Ost nach West mit Menschen aus 
ganz Osteuropa zusammen und schildert ihre Ängste vor Russlands 
Revanchismus und Kriegslust. Oder ihre vorauseilende Unterwerfung 
angesichts von Putins unaufhörlichem Expansionsdrang. Thumann blickt 
dabei auch auf die eigene Familiengeschichte und seine zerplatzten 
Träume nach dem Ende der Sowjetunion zurück und spürt den Gründen für 
das prekäre deutsch-russische Verhältnis in der Geschichte und Gegenwart
 nach. Thumanns Buch ist ein mitreißendes zeitgeschichtliches Zeugnis 
von der Suche nach einer Sicherheit, die wir alle verloren haben.       
                     
Dienstag, 25. Februar 2025
Detlef Henning: Geschichte der lettischen Geschichtsschreibung
Verlagsinfo: 
Mit
 dem nationalen Erwachen der baltischen Völker im 19. Jahrhundert 
begannen Esten, Letten und Litauer, die Geschichte ihrer Nationen und 
Länder unabhängig von deutschen und russischen Einflüssen zu schreiben 
und zu erforschen.
Die Monografie Geschichte der lettischen Geschichtsschreibung
 bietet erstmals eine Gesamtdarstellung der lettischen 
Geschichtsschreibung und Geschichtswissenschaft, ihrer Genese im 19. 
Jahrhundert, ihrer personellen und institutionellen Etablierung nach 
Gründung der Republik Lettland im Jahr 1918 sowie ihrer weiteren, von 
politischen und ideologischen Brüchen gekennzeichneten Entwicklung bis 
in die Gegenwart. Die Studie skizziert die historischen und politischen 
Herausforderungen, denen sich lettische Historiker in den 
unterschiedlichen Perioden ihrer Geschichte gegenübersahen, nennt die 
wichtigsten Protagonisten und Institutionen des lettischen 
Geschichtsfeldes und beschreibt die Themen und Konzepte, die im Laufe 
von knapp 150 Jahren die lettischen Diskurse und Kontroversen 
bestimmten. Umfangreiche Literaturangaben zitieren zudem die 
wesentlichen Forschungsergebnisse lettischer Historiker, die aufgrund 
sprachlicher Grenzen oftmals nur wenigen westlichen Fachleuten bekannt 
sind.
Freitag, 21. Februar 2025
Ricarda Messner: Wo der Name wohnt
Roman. Suhrkamp Verlag, Berlin 2025. ISBN 978-3-518-43232-7, 170 Seiten, 23.00 Euro. 
Verlagsinfo:  
Hausnummer 36 und 37, hier in Berlin haben sie jahrelang in direkter 
Nachbarschaft gelebt. Als Kind spielte die Enkeltochter Tischtennis auf 
dem Glastisch im Wohnzimmer der Großeltern. Als Erwachsene löst sie 
deren Wohnung schließlich auf, bringt Besteck, Töpfe und Musikkassetten 
nach nebenan zu sich. Und sie will noch etwas bewahren: Levitanus, den 
Familiennamen. Der Wunsch, den Namen wieder anzunehmen, begleitet sie 
nicht nur im Alltag, sondern führt sie auch nach Riga. Sie folgt den 
Worten ihres Urgroßvaters Salomon und findet ein Fenster im ehemaligen 
Rigaer Ghetto, das eng mit ihrer Familiengeschichte verknüpft ist – und 
sie zeichnet die Bewegungen von vier Generationen nach, vom sowjetischen
 Lettland der siebziger Jahre bis nach Deutschland.
Ricarda 
Messner erzählt in ihrem Debütroman vom Ort ihrer Erinnerungen, kehrt 
immer wieder zurück zum Leben in zwei Wohnungen, nähert sich Verlusten 
und Lücken, verbindet Heute und Gestern. Wo der Name wohnt lässt so zärtlich wie klar eine Familie aufleben und bewahrt ihre Geschichten.
Donnerstag, 30. Januar 2025
Indrek Hargla: Apotheker Melchior und der Teufel von Gotland
Verlagsinfo: 
Reval, estnisch Tallinn, im Jahre 1433: Apotheker Melchior Wakenstede
 wird an das Sterbelager eines wohlhabenden Kaufmanns gebeten, der von 
ihm indes keine Arzneien
will, sondern ihn mit der Klärung einer lang zurückliegenden Bluttat 
beauftragt. Während er versucht, das Rätsel der Vergangenheit zu lösen, 
wird plötzlich sein Lehrjunge ermordet und bald darauf auch Melchiors 
Leben bedroht. Wie hängt das alles zusammen mit der Warnung in einem 
Brief, die er von seinem Sohn aus Lübeck bekommen hat? Ist der darin 
erwähnte Gotlandteufel auf Mord aus? Hat er es auf den Apotheker 
abgesehen? Und wieso wird Melchior das Gefühl nicht los, dass für den 
Mord an seinem Lehrjungen die falsche Person gehenkt worden ist?
Parallel dazu setzt Melchior junior in Lübeck seinen Lebensweg fort und 
versucht seiner großen Liebe Lucia näherzukommen. Kann er die Tochter 
des stark verschuldeten Kaufmanns für sich gewinnen? Einmal schon hat er
 für seine Liebe einen Mord begangen, muss er es wieder tun? 
Donnerstag, 12. Dezember 2024
Tilo Eckardt: Gefährliche Betrachtungen
Verlagsinfo:
Zum 150. Geburtstag des großen Autors und Literatur-Nobelpreisträgers: Ein historischer Kriminalroman, der Thomas Mann auf noch nie gelesene Weise lebendig werden lässt.
Der Dichter hatte sich vom Strandkorb erhoben und die Jagdszenen beobachtet. Als ich im bescheidenen Triumph die Arme mit den aufgefangenen, zerknitterten Blättern hob, schlug er sich auf die Oberschenkel und klatschte dann in die Hände.
„Ganz vortrefflich!“, rief er, und mir ging das Herz auf.
Eine schillernde Hommage an Thomas Mann und eine spannende Erzählung über Mut, Freundschaft und die Kraft der Literatur, die Welt zu verändern. Ein Roman, der die Grenzen zwischen historischer Wahrheit und dichterischer Erfindung kunstvoll und spielerisch verschwimmen lässt.
Nidden im Sommer 1930, ostpreußisches Fischerdorf und Künstlerkolonie auf der Kurischen Nehrung, einem archaischen Landstrich zwischen wilder Ostsee und stiller Lagune. An dieser weißen Küste „so schön geschwungen, dass man glauben könnte, in Nordafrika zu sein“, landet im Juli 1930 Thomas Mann mit Familie, um das neue Sommerhaus zu beziehen. Daheim in Deutschland droht nach der Auflösung des Reichstags das Ende der Weimarer Republik, und der tief beunruhigte Dichter arbeitet im Bademantel im Schatten seines Strandkorbes heimlich an einer großen Rede, mit der er das deutsche Volk vor dem erstarkenden Nationalsozialismus warnen will. Da kreuzen sich unter außergewöhnlichen Umständen die Wege des weltberühmten Dichters und des jungen litauischen Übersetzers Žydrūnas Miuleris, den Mann hartnäckig und eingedeutscht Müller nennt. Und es ist dieser Müller der den Dichter in größte Schwierigkeiten bringt, als er das Manuskript der brisanten Rede verliert. Die Suche danach scheint weitere rätselhafte Ereignisse in Gang zu bringen. Thomas Mann fühlt sich verfolgt und beobachtet und ein Mitglied seines Hausstandes verschwindet spurlos. Der Dichter und sein Übersetzer sehen sich einem ebenso seltsamen wie aufregenden Fall gegenüber. Zwischen Wanderdünen und Wald, umgeben von exzentrischen Künstlern, stoischen Fischern und neugierigen Kurgästen müssen Mann und Müller alles daransetzen, die Abschriften wiederzuerlangen, bevor sie in die falschen Hände geraten.
Mittwoch, 11. Dezember 2024
Kai Meyer: Das Haus der Bücher und Schatten.
Verlagsinfo:
Bestsellerautor Kai Meyer erschafft eine meisterhafte Melange aus historischem Kriminalroman und bibliophiler Schauergeschichte
Baltikum, kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs. Tiefer Schnee und endlose Wälder schneiden ein Herrenhaus von der Welt ab. Hierher reist die junge Lektorin Paula Engel aus Leipzig, um das Manuskript des Schriftstellers Aschenbrand einzusehen. Paula und ihr Verlobter Jonathan begegnen einem faszinierenden Exzentriker, der ein dunkles Mysterium wahrt.
Freitag, 22. November 2024
Ričardas Gavelis: Vilnius Poker
Verlagsinfo: 
»Vilnius Poker« von Ričardas Gavelis ist die große litauische
 Wiederentdeckung über die sowjetische Okkupation und was sie im Inneren
 der Menschen angerichtet hat. 
Vytautas Vargalys wurde vor
 der sowjetischen Besatzung Litauens geboren, avancierte zum 
Freiheitskämpfer, wurde daraufhin gefoltert und in ein Arbeitslager in 
Sibirien deportiert. Er überlebt, wird aber fortan von rätselhaften 
Visionen und Erinnerungen heimgesucht und auch von paranoidem 
Verfolgungswahn. Denn Vytautas, der seit seiner Rückkehr als 
Bibliothekar arbeitet, ist überzeugt: Die bröckelnde sowjetische Macht 
lauert hinter jeder Straßenecke, und jede Vorstellung von Wirklichkeit 
trägt eine Alternative schon in sich. Seine Affäre mit der 
Bibliothekskollegin Lolita wird jäh durch einen Mord beendet – und 
mündet in eine Anklage gegen Vytautas. Im Prozess beschreibt jeder der 
aufgerufenen Zeugen eine ganz eigene Wahrheit. Wem kann man glauben? Ist
 es am Ende die eigene Wahrnehmung, die einen täuscht? Das 
monumentale »Vilnius Poker« ist der wichtigste litauische Roman des 20. 
Jahrhunderts und ein schillerndes Kaleidoskop, das mit jeder Bewegung 
ein neues Bild ergibt.
Donnerstag, 21. November 2024
Inga Gaile: Der Geschmack von schwarzer Erde
Verlagsinfo: 
Poetisch und tiefgehend. Zeitgenössische Literatur aus Lettland in deutscher Erstübersetzung.
Ihre Schicksale sind ein Abbild des 20. Jahrhunderts: Violette 
Dauphine wird als »Politische« im Konzentrationslager Ravensbrück 
interniert und für eine schreckliche Arbeit ausgewählt. Der Lagerarzt 
Karls, ein Psychologe aus Lettland, der sich gegen das Unmenschliche 
kaum wehren kann – und nicht in seine Heimat zurückkommt, ist daran 
nicht unschuldig. Die Lettinnen Lidija und Ilze werden nach Sibirien 
verschleppt, während andere diesem Schicksal entkommen. Im sowjetischen 
Lettland treffen sie wieder aufeinander. All ihre Leben sind miteinander
 verbunden: durch Beziehungen, Kinder oder durch die Umstände, unter 
denen sie leben.
Inga Gaile verwebt die Lebensgeschichten dieser Menschen miteinander 
über Ländergrenzen und Generationen hinweg. »Der Geschmack von schwarzer
 Erde« zeigt die Traumata, die der Zweite Weltkrieg über Generationen 
hinterlassen hat, unabhängig von Nation und sozialer Stellung.
Inga Gaile über ihren Roman: »Ich habe versucht, einen Roman über
 Menschen zu schreiben, die in der Lage sind, ihre Menschlichkeit in 
Situationen und unter Umständen zu bewahren, in denen sie keinen Platz 
hat.«
Die lettische Bestsellerautorin lässt uns in ihrem zweiten Roman »Der Geschmack von schwarzer Erde« (Originaltitel »Skaistās«)
 tief in die dunkelste lettische und deutsche Geschichte eintauchen. Ein
 Meisterwerk der Literatur, brillant übersetzt von Bettina Bergmann.
Mittwoch, 6. November 2024
Stephan Kessler (Hrsg.): Baltische Sprachen und Kulturen in der Diaspora
Verlagsinfo: 
In der öffentlichen Wahrnehmung wird das Thema „Migration“ in der Regel 
mit wenigen Herkunftsregionen weltweit assoziiert. Wenig bekannt ist im 
deutsch-sprachigen Raum hingegen die Migration aus dem Baltikum, obwohl 
sie gerade dort eine große politische und soziale Rolle spielt. Wie 
viele lettische und litauische Wanderungsgenerationen gibt es und wohin 
sind die Auswandernden gegangen? Warum haben sie ihre Heimat verlassen 
und wie erging es ihnen an ihren neuen Lebensmittelpunkten? 
Der vorliegende Band dokumentiert die verschiedenen Weisen, in denen 
Migration aus Lettland und Litauen gelebt wurde bzw. wird, und er will 
dazu anregen, die lettische und litauische Diaspora der Gegenwart 
differenziert zu betrachten. Neben fundierten historischen, 
literarischen und soziologischen Beiträgen behandelt er auch 
außergewöhnliche Alltagsfacetten der baltischen Diaspora: z. B. eine von
 Eltern organisierte Sonntagsschule in den Vereinigten Arabischen 
Emiraten; litauische Internet-Memes, die sich über die seltsamen 
Verhaltensweisen der Expats lustig machen; die Bedeutung der heimischen 
Küche für die, die in der Diaspora „anders essen“; oder die Motive, nach
 denen baltische Diasporians Vornamen für ihre Kinder wählen. (siehe Tagungsprogramm)
Inhalt:
Stephan Kessler: »Die lettische und litauische Diaspora heute: Eine Einführung in das Thema und in den Tagungsband«
Aleksej Andronov / Lidija Leikuma: »Unbekannte östliche Diaspora: Vergangenheit und Gegenwart der Lettgaller Sibiriens« 
Helmut Schaller: »Die Baltische Philologie an der Universität München«
Dalia Kiseliūnaitė: »Das Nehrungskurische nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland und Schweden«
Geert Franzenburg: »Die Bedeutung des Lettischen Gymnasiums Münster für die lettische Diaspora aus religionspsychologischer Sicht«
Inguna Daukste-Silasproģe: »Lettische Exilliteratur im Spannungsfeld zwischen nationaler Selbstisolation und fremden kulturellen Einflüssen«
Eleonore Kruse: »Leben in zwei Welten – die Integration der lettischen Diaspora in Kanada«
Albert Caspari: »Die Sichtweise deutscher Initiativen und Nichtregierungsorganisationen: Die baltische Diaspora als potentielle Mittlerin im Kultur- und Erfahrungsaustausch«
Inga Sindi: »Chancen und Herausforderungen einer multilinguistischen Erziehung in Dubai am Beispiel von Kindern aus lettischsprachigen Familien«
Alina Baravykaitė: »Litauisch als (›kleine‹) Fremdsprache an der Universität Greifswald«
Anastasija Kostiučenko: »Zum Emigrant*innenbild in der litauisch-sprachigen Virtual Community (am Beispiel von Internet-Memes)«
Ojārs Lāms / Mārtiņš Laizāns: »Die Mensa der Gastarbeiter: Wenn der Bauch unter Heimweh leidet«
Christiane Schiller: »Motive der Vornamenwahl für Kinder von in Deutschland lebenden Litauerinenn und Litauern«
Freitag, 1. November 2024
Arnis Aleinikovas: Das Meer
Verlagsinfo:  
Arnis hat auf litauisch seine Gedichte geschrieben und gesammelt, während die wunderbare Jules Sacco passende und eindrucksvolle Illustrationen gezeichnet hat. Wir haben die Gedichte gemeinsam mit Arnis ins Deutsche übersetzt und an der Anordnung gearbeitet! In seinem Debütgedichtband verschmelzen im Hier und Jetzt eingefangene Momente mit Erinnerungen, Träumen und Illusionen. Der Autor untersucht sensibel Themen wie Identität, Angst, Realität und Beziehungen und lädt den Leser ein, das „Meer“ aus verschiedenen, ständig wechselnden Perspektiven zu betrachten.
„Blitze von Alltagsmomenten, wie die Sonne, die in den Gischt der Meereswellen glitzert und verschwindet—hinein in die Sehnsucht nach Sinn, die Sehnsucht nach einem geliebten Menschen, die Sehnsucht nach einem friedlichen Dasein. Wir werden eingeladen, Zeugen und Begleiter dieser Blitze zu sein—dort, wo der Schnee sorgfältig und langsam geräumt wurde, wo die Knospen der Blumen bereits sprießen.“ (Schriftstellerin und Dramatikerin Virginija Rimkaitė).
„Arnis Aleinikovas’ oft recht einfache Zeilen, gefüllt mit poetischen und mythischen Bedeutungen, transportieren vertraute Welten über die Grenzen des individuellen Wahrnehmungsvermögens hinaus.“ (Autorin und Turtle Magazine Gründerin Lara Wuester).
Freitag, 11. Oktober 2024
Anja Jonuleit: Sonnenwende
Verlagsinfo: 
Der fulminante Abschluss der erfolgreichen »Kaiserwald«-Dilogie von SPIEGEL-Bestsellerautorin Anja Jonuleit
25 Jahre nach dem Verschwinden von Rebecca Maywald in Riga ist ihre Tochter durch einen anonymen Brief auf die Diplomatenfamilie von Prokhoff aufmerksam geworden. Deren Stiftung »Drei Linden« finanziert dubiose Ökodörfer in ganz Europa. Dass Rebeccas Tochter sich in den Sohn der Familie verliebt, war nicht vorgesehen – um keinen Preis darf er ihre wahre Identität erfahren. Und auch er verbirgt etwas vor ihr: Was hat es mit seinen nächtlichen Alpträumen auf sich? Wer ist „J“ in seinem Kalender? Ein weiterer Hinweis führt sie nach Lettland. Angeblich will sie sich das Ökodorf »Tris Liepas« anschauen. In Wahrheit aber muss sie endlich Klarheit gewinnen über das Schicksal ihrer Mutter. Doch die von Prokhoffs setzen alles daran, ein dunkles Geheimnis zu bewahren. Die grandiose Fortsetzung des Erfolgsromans »Kaiserwald« von SPIEGEL-Bestsellerautorin Anja Jonuleit
Mittwoch, 9. Oktober 2024
Jānis Joņevs: Dezember
Verlagsinfo:
„Nach einer Weile kehrte ich zum »nicht existierenden Wahnsinnigen«, zu den »ausgedachten« Dingen zurück. Die Sache ließ mir keine Ruhe mehr. Prokrastination im Internet ist immer produktiv, und schon sehr schnell konnte ich es präzisieren. Die Sache war im Jahr 1997 »nicht passiert«. Aber im Internet fand ich darüber wenig. Ein guter Grund, es ruhen zu lassen. Damals scheute ich mich noch davor, Leute zu befragen. Das Thema erschien mir nicht korrekt, nicht geistreich. Aber es gab andere Quellen, nach denen man suchen konnte. Deshalb zog ich mich von den geistreichen Gesprächen auf der Terrasse zurück in die Bibliothek und begann, in der Presse aus jener Zeit zu blättern.“
Der lettische Schriftsteller Jānis Joņevs nimmt uns mit auf eine Spurensuche zurück in die 1990er Jahre. Brutale Morde in Riga, die von der Presse zu einer Mordserie aufgebauscht werden, werden noch einmal untersucht, durch Befragungen und Recherche in alten Zeitungsberichten. Eine True-Crime-Geschichte, die zugleich ein Panoptikum der wilden Nachwende-Jahre ist, in der alles möglich schien.
Dienstag, 1. Oktober 2024
Debora Sommer: Juliane von Krüdener
Eine Baronin missioniert Europa. Francke Buch-GmbH, Marburg 2024. 400 Seiten, ISBN 978-3-96362-416-2, 16,00 €.
Verlagsinfo:  
Die hochgebildete, deutschbaltische Botschaftergattin Juliane von 
Krüdener (1764–1824) versetzte mit ihrem missionarischen Wirken halb 
Europa in Aufruhr: durch ihre Botschaft, ihren Einfluss auf die 
europäische Politik als Vertraute von Zar Alexander I. sowie als 
Sozialreformerin von West- bis Osteuropa.
Tauchen Sie ein in die Zeit der französischen Revolution. Entdecken Sie 
die vergessene Geschichte einer einflussreichen Schriftstellerin und 
Salondame, die die vorherrschenden Schranken durchbrach und im Auftrag 
Gottes mutig neue Wege beschritt. 
Anhand neuester Forschungsergebnisse dokumentiert diese Biografie das 
Leben einer faszinierenden Zeitgenossin von Napoleon, Goethe und 
Pestalozzi, die durch einen Herrnhuter zum lebendigen Glauben an Jesus 
Christus fand, und gibt ihr ihren Platz in der Geschichte zurück.
Mittwoch, 25. September 2024
Riss durch Europa | Rift through Europe
Verlagsinfo:
Mit dem Hitler-Stalin-Pakt begann vor 85 Jahren der Zweite Weltkrieg in Europa. Die Erinnerungen an dieses Abkommen trennt bis heute die Erinnerungsgemeinschaften in Ost und West.
Für die Länder Ost- und Mitteleuropas hatte die Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Pakts am 23. August 1939 schwerwiegende Folgen. Eine Woche später überfiel Deutschland Polen und löste den Zweiten Weltkrieg aus. Nur weitere zwei Wochen später begann auch die Sowjetunion mit Angriffen auf die Länder Ost- und Mitteleuropas. Beide Seiten annektierten gewaltsam Territorien und beendeten die Unabhängigkeit ganzer Staaten. Ihre Besatzungspolitik war von massenhafter tödlicher Gewalt geprägt. Mit dem Angriff des Deutschen Reichs auf Sowjetunion am 22. Juni 1941 endete die Übereinkunft der Diktatoren abrupt. Die Folgen des Pakts aber blieben in Ost- und Mitteleuropa durch die erneute sowjetische Okkupation 1944 und den sich anschließenden Kalten Krieg bis zum Zerfall der Sowjetunion 1991 bestehen. Viele der heutigen europäischen Grenzen gehen auf diesen Pakt zurück. Deshalb leben die Erinnerungen an die Ereignisse von 1939 bis 1941 fort und prägen die Gesellschaft und Politik der Staaten Ost- und Mitteleuropas bis heute. Mit der Osterweiterung der Europäischen Union 2004 wurden diese Perspektiven zwar zunehmend lauter geäußert, dennoch wollen sie bis heute nicht alle hören. Der Band erscheint zur gleichnamigen Ausstellung, die anlässlich des 85. Jahrestags der Unterzeichnung des Paktes ab dem 23. August 2024 im Museum Berlin-Karlshorst gezeigt wird.
Der Band ist zweisprachig - Deutsch und Englisch.
Sonntag, 8. September 2024
Meelis Friedenthal: Die Bienen
Verlagsinfo: 
Mit einer Reisetasche und einem neugierigen Papagei kommt der junge 
Student Laurentius Hylas Ende des 17. Jahrhunderts im winterlichen 
Estland an. Auf der Flucht vor einer düsteren Vergangenheit und dem 
Verdacht der Ketzerei macht er sich auf den Weg nach Tartu, der „Stadt 
der Musen“. In diesem wissenschaftlichen und philosophischen Umfeld, das
 in der Zukunft zum Zeitalter der Aufklärung führen sollte, sucht 
Laurentius wie besessen nach einem Heilmittel für die Krankheit, die ihn
 quält und die seine Zeitgenossen Melancholie nennen, eine Depression. 
Doch je mehr er sich mit Fragen beschäftigt, die er nicht beantworten 
kann – Woher kommt die Seele? Welche Beziehung besteht zwischen ihr und 
dem Körper? - desto mehr wird er von der Welt des Aberglaubens und der 
Heilmittel der Bauern auf dem Land angezogen. Eine Welt, die er schon 
als Kind kannte, als er an Hexenjagden teilnahm, und die ihn in Träumen 
und Visionen heimsucht. Und eine Welt, die er fürchtet und die sich mit 
der Realität zu vermischen beginnt. 
Friedenthal taucht tief ins Mittelalter ein, um von der Entstehung eines neuen Zeitalters der Vernunft zu erzählen. Eine Zeit, in der sich die moderne Medizin ihren Weg durch Ängste und den alten Glauben an die Alchemie bahnt. Der dunkle Norden von der strahlenden Antike träumt und von der Harmonie einer Welt, die vielleicht durch eine Sehnsucht nach Licht, Gold und Honig heilen kann.
Donnerstag, 5. September 2024
Denise Snieguolė Wachter: Vilnius
Verlagsinfo: 
Die Vielfalt der litauischen Küche kennenlernen 
Vilnius, eine Stadt mit einer jahrhundertealten Geschichte, überzeugt kulinarisch mit ihrer Vielfalt an köstlichen Gerichten. Wir begleiten Denise Snieguole Wachter in die Heimatstadt ihrer Mutter. Dorthin, wo sie einst viele Sommer verbracht hat. Die Erinnerungen daran hat die Autorin in diesem Buch eingefangen. Mit Gerichten und Geschichten über Menschen, die die Küche in Vilnius zu der machen, die sie heute ist. Mit Märkten, die für die Vergangenheit stehen und für die Gegenwart.
In der jungen Gastroszene von Vilnius treffen sich Gastronominnen und Gastronomen, deren Nationalstolz und Streben nach höchster Qualität eins sind, die die Gerichte ihrer Heimat lieben und ihnen trotzdem einen modernen Anstrich geben wollen.
Das Kochbuch bietet typische Gerichte wie das frittierte Knoblauch-Brot »Kepta duona« mit litauischem Aioli oder die pinke Suppe »Saltibarsciai«, aber auch eigene Interpretationen wie Carpaccio von der Forelle oder den Vilnius-Burger. Auch raffinierte Desserts wie die beliebte Napoleontorte kommen nicht zu kurz. Dieses Buch ist eine inspirierende Reise zu den kulinarischen Highlights der Hauptstadt Litauens.
Denise Snieguole Wachter ist die Genuss- und Kulinarik-Expertin des STERN, die schon als Kind lieber Kochbücher als Romane las. Sie ist fasziniert davon, wie man mit Gerichten Geschichten erzählen kann.
Montag, 2. September 2024
Anšlavs Eglītis: Schwäbisches Capriccio
Verlagsinfo: 
Anšlavs Eglītis (1906–1993) nutzte die eigene Lebensgeschichte – 
seine Flucht 1944 vor der Roten Armee nach Deutschland – als Vorlage für
 einen bitterkomischen Episodenroman. Der ausgebombte lettische 
Flüchtling Pēteris Drusts strandet von Berlin aus in dem kleinen 
Städtchen Pfifferlingen auf der Schwäbischen Alb, einer vermeintlichen 
Durchgangsstation auf dem Weg in die Schweiz. Der Zweite Weltkrieg wütet
 noch, doch die Pfifferlinger gehen fernab von den Gefechten an der 
Front und den Bombardierungen der Metropolen ungerührt ihren 
Alltagsgeschäften nach. In dieser hinterwäldlerischen Provinz eckt der 
Rigaer Pēteris Drusts mit seinen großstädtischen Manieren an: Einerseits
 ist er auf die Güte der einheimischen Bevölkerung angewiesen, etwa für 
ein Dach über dem Kopf und ein warmes Essen – andererseits sind ihm die 
Pfifferlinger intellektuell und kulturell meilenweit unterlegen. Doch er
 darf ihre Bauernschläue nicht unterschätzen.
Die Episoden sind wie an einer Perlenschnur aufgereiht. Einige berichten von Drusts kuriosen Begegnungen und Verwicklungen mit den alt eingesessenen kauzigen Kleinstädtern, andere erzählen schildbürgerartige Begebenheiten der Stadtgeschichte. Berthold Forssman trifft in seiner scharf ausbalancierten Übersetzung genau die zugespitzte Komik von Anšlavs Eglītis, die aus dem Aufeinandertreffen der existenziellen Lebenssituation eines Geflüchteten mit der Behäbigkeit und Begriffsstutzigkeit der Einheimischen entsteht. Der doppelbödige Humor ist von Schmerz gezeichnet – nur mit befreiendem Gelächter ist die grausame Absurdität des Lebens zu ertragen.
Samstag, 31. August 2024
Antanas Gailius: Hier
Gedichte und Essays. Thelem Universitätsverlag, Dresden / München 2024. ISBN: 978–3–95908–586–1,
29,80 €
Verlagsinfo:  
Antanas Gailius zählt zu den bedeutenden Schriftstellern und 
Intellektuellen in Litauen – vor und nach 1990. In seinen Gedichten 
werden eine Landschaft und eine Tradition zur Sprache gebracht,
    die allzu lange in Deutschland nur verfälscht unter einer kolonialen
 Perspektive wahrgenommen wurden. Gailius Essays knüpfen hier an – als 
Ortsbestimmungen eines eigenständigen Litauen in der
    Geschichte unseres Kontinents und als Fragen, die über die Sprach- 
und Landesgrenzen Litauen und Deutschland in ein neues Verhältnis in 
einem demokratischen Europa setzen.
Antanas Gailius (geb. 1951 in Švendriškiai, Litauen) schreibt 
Gedichte und Essays und er ist als Übersetzer aus dem Deutschen sowie 
dem Niederländischen tätig. Zu seinen wichtigsten Übersetzungen
    gehören Werke von Franz Kafka, Thomas Mann, Rainer Maria Rilke und 
Johan Huizinga.
Antanas Gailius lebt und arbeitet in Vilnius.
Donnerstag, 22. August 2024
Manfred Stahnke: Aliutė Mečys
Verlagsinfo:
Aliute Mecys ist eine große, bisher ziemlich unbekannte Hamburger Malerin, die nach und nach eine immer tiefere Beziehung zu Litauen gewann. Sie wurde am 4. April 1943 in Koblenz als Kind einer deutschen Mutter und eines litauischen Vaters geboren und starb 2013 in Hamburg.
Sie spielt mit den Möglichkeiten und den "Spielen" des Sehens, und genau das sehe ich bei ihr als primär an, und gar nicht die Komponente einer persönlichen "Schreckensdarstellung". Diese erscheint nur auf einer ersten Oberfläche unseres Sehens. Mecys hat sich immer wieder in diese Richtung geäußert:
"Was ich male, ist für mich nicht makaber. Für mich ist das ganz real. Für mich sind das keine Erfindungen. Ich denke viel in Bildern, und ich sehe bildhaft vor mir, was ich höre oder lese."
Ich nehme Mecys gewissermaßen als sehr menschliches, sehr schmerzliches Beispiel für den heutigen Zusammenbruch aller liebgewordenen Klarheiten über unser Weltverständnis, und gleichzeitig auch für die Notwendigkeit, uns neu zu positionieren. Das betrifft unsere Sinne (Maturana) und das betrifft unser Weltkonzept (Lyotard). Beide haben für mich auch miteinander zu tun, und sie erklären den Freiheitsdrang von Mecys: Jean-François Lyotard sieht - und fordert letztlich - die Befreiung von alten ideologischen Denkmustern Europas. Humberto Maturana sieht ganz ähnlich das Zusammenbrechen einer alten Vorstellung, nämlich dass die Welt draußen kalt vor uns steht und wir deren Idee nur entblättern müssten. Im Gegenteil sind wir für ihn als Beobachter selbst die Erbauer der Welt. Durch Lyotard und Maturana können wir einen philosophisch-gesellschaftlichen und einen wissenschaftlich-psychologischen Zugang zu Aliute Mecys finden.
Samstag, 17. August 2024
Marina Jarre: Weit entfernte Väter
Verlagsinfo: Das kleine Mädchen Marina lügt gern und mit poetischer Hingabe. Ein Akt rebellischer Selbstbehauptung gegenüber einer Welt, in der es die strengen Regeln der Mutter gibt, um deren Liebe sie ringt, aber auch den glutäugigen Vater, der erst mittags aufsteht und sich an keinerlei Regeln zu halten scheint. Einer Welt, in der sie getauft und trotzdem jüdisch sein soll – wie ihr russischer Großvater, den die Mutter verachtet.
Marina Jarre erzählt von der Kindheit im multikulturellen Riga der 1930er Jahre. Vom jähen Bruch, als sie nach der Trennung der Eltern zu ihren Großeltern ins faschistische Italien kommt. Von der Aneignung einer neuen Sprache, in der sie zu ihrer Stimme und ihrer Wut findet, in der sie mit ihren Kindern spricht und sich von der Tochterrolle befreit, von der Wandlung der kleinen Lügnerin zur großen, wahrhaftigen Schriftstellerin.
Marina Jarre (1925-2016) wurde in Riga als Tochter eines lettisch-russisch-jüdischen Vaters und einer waldensisch-italienischen Mutter geboren. Sie verbrachte ihre Kindheit in Lettland, bis sich ihre Eltern 1935 trennten und sie zu ihren Großeltern mütterlicherseits zog, die in einer französischsprachigen Waldenser-Gemeinde südwestlich von Turin lebten. Jarre gilt als eine der wichtigsten Stimmen der italienischen Literatur der Moderne. Mit Weit entfernte Väter kann diese außergewöhnliche Schriftstellerin endlich auch auf Deutsch entdeckt werden.
Mittwoch, 31. Juli 2024
Abraham Sutzkever: Vierkantige Lettern
Verlagsinfo: Der jiddische Poet Abraham Sutzkever (1913–2010) gehört zu den 
bedeutendsten Lyrikern des 20. Jahrhunderts. Nicht sein Schicksal ist 
einmalig, sondern seine Fähigkeit, den Gang durch die Hölle lyrisch 
beschreiben zu können.
Sutzkever, in Litauen geboren, verlebte seine Kindheit in Sibirien, zog 
nach dem Tod des Vaters zurück nach Wilna, galt unter den jiddischen 
Schriftstellern als Einzelgänger. Er erlebte den mörderischen Überfall 
der Deutschen, Ghettoisierung und Holocaust. Ihm gelang die Flucht in 
die Wälder, sagte als jüdischer Zeuge in Nürnberg aus, emigrierte nach 
Israel, war Herausgeber der bedeutendsten Zeitschrift für jiddische 
Literatur: Di goldene kejt.
Manches im Jiddischen klingt süß, manches pathetisch. Sutzkevers ernst 
empfängliche Natur widersteht dem Pathos durch Zartheit und Phantasie. 
Seine Gedichte, ob sie von Liebe, Tod, Verfolgung oder vom 
existenziellen Drama handeln, sind geschrieben mit dem »blanken, 
flehenden Messer«. Der Poet berührt den offenen Nerv der deutschen 
Geschichte: Verfolgung und Widerstand, Grausamkeit und das Wunder der 
Rettung. Obwohl ihn die Erfahrung des menschengemachten Grauens für 
immer prägte, war Sutzkever nie nur der ›Dichter des Holocaust‹, sondern
 ein Poet der conditio humana, ein schreibender Hiob und Schöpfer einer 
unverwechselbar eigenen, phantasievollen Bildsprache.
Freitag, 7. Juni 2024
Marius Marcinkevičius: Als die gelben Blätter fielen
Verlagsinfo:  
Eine feinfühlige Geschichte über Hoffnung und Freundschaft in Zeiten des Nationalsozialismus.
Alon isst gern Bagels, die es aber leider viel zu selten gibt. Er spielt Geige und sitzt mit seiner Freundin Riwka auf dem Dach ihres Hauses, lässt seinen Drachen steigen und schaut über die Stadt. Aber das Leben ist schwierig, denn es ist das Jahr 1943, und Alon und Riwka wohnen im Getto und tragen einen gelben Stern. Niemand darf das Getto verlassen. Und wer doch durch das Tor hinausgeht, kehrt nicht zurück. 
Zart und ergreifend erzählt Marius Marcinkeviçius von zwei Kindern, die die Schrecken des Holocausts erleben. Sie werden getrennt, aber finden sich Jahrzehnte später wieder, dank eines Kieselsteins, der zum Symbol für ihre Stärke und das Überleben wird.
„Als die gelben Blätter fielen“ ist in Litauen bereits mehrfach 
ausgezeichnet. Kein Wunder: Autor Marius Marcinkeviçius und 
Illustratorin Inga Dagile schaffen es, auf einfühlsame Weise eine tief 
bewegende Geschichte über Hoffnung und Freundschaft zu Zeiten des 
Holocausts zu erzählen. Das besondere Bilderbuch ist für Kinder ein 
guter Einstieg zu dem Thema Nationalsozialismus. Es richtet sich an 
junge Leser*innen zwischen 8 und 11 Jahren, ist aber eine wichtige 
Lektüre für alle Menschen – unabhängig vom Alter. 
Mittwoch, 5. Juni 2024
Edward Anders: Unter Letten während des Holocaust
Verlagsinfo: 
Edward Anders (*1926) wird als Eduards Alperovičs in der Hafenstadt Libau (auf Lettisch: Liepāja) geboren. Seine Eltern sind jüdisch und bürgerlich, Anders‘ Muttersprache ist Deutsch. Mit dem Einmarsch der Roten Armee in das unabhängige Lettland im Sommer 1940 beginnt der Terror. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 wird der Vater wie 24 Familienangehörige Opfer des Holocaust. 1944 gelingt Eduards und der Mutter die Flucht in das Deutsche Reich. Nach 1945 studiert er Chemie in München. 1949 wandert er in die USA aus und wird einer der weltweit bedeutendsten Meteoritenexperten. Seit seiner Emeritierung forscht Anders zum Holocaust in Lettland.
Dienstag, 4. Juni 2024
Bianca Schaalburg: Der Duft der Kiefern
Verlagsinfo:
In Der Duft der Kiefern taucht die Berliner Autorin in ihre
 Kindheit ein und stößt dabei auf Verdrängung und Lügen. Was hat ihr 
Großvater Heinrich, angeblich als Buchhalter bei der
    Wehrmacht in Riga stationiert, von den Gräueltaten der Nazis 
gewusst? War er vielleicht selbst beteiligt? Bald stellt sich die Frage 
nach der Mitschuld ihrer Familie. Sie erfährt, dass diese in
    einem Haus lebte, das ehemals von jüdischen Mitbürgern bewohnt 
war. Hat die Familie von der Vertreibung profitiert oder war sie gar 
dafür verantwortlich? Bianca Schaalburg
    recherchiert die Ereignisse und stellt die Frage nach Schuld und Verantwortung einer ganz normalen deutschen Familie.
Wir folgen ihrer detektivischen Spurensuche durch die Nazizeit, die 
Nachkriegsjahre bis zu den Stasi-Akten des Kalten Krieges und ins Jahr 
1968, wo sich alles ändern sollte ...
Mittwoch, 29. Mai 2024
Alexander Juraschke: Otto "Schloime" Fischer
Ein jüdischer Fußballstar aus Wien. Verlag Hentrich&Hentrich, Leipzig 2024. 120 Seiten, ISBN 978-3-95565-650-8, 15,00 €.
Verlagsinfo: 
„Der Kuckuck soll dich holen, mit Donner und Pistolen, wenn Du 
vergißt, wer dein Onkel Otto ist. Zur Erinnerung von deinem Onkel Otto 
Fischer.“ 
Diese Zeilen schrieb der berühmte österreichische Fußballstar 
und Nationalspieler Otto Fischer im Jahr 1932 in das Poesiealbum seiner 
Nichte Alice Tichy. Vielleicht ahnte er bereits, dass die Erinnerung an 
ihn verblassen würde. In der Zwischenkriegszeit gehörte Fischer zur 
ersten Generation Wiener Profifußballer und trug sieben Mal das 
österreichische Nationaltrikot. Als begnadeter Dribbler wurde er auf den
 Wiener Fußballplätzen gefeiert, als Jude aber auch Ziel antisemitischer
 Angriffe. Fischer repräsentierte die Wiener (Fußball-)Schule und 
arbeitete nach seiner aktiven Karriere als Trainer in Osteuropa. Im 
lettischen Liepāja fand er sein sportliches und privates Glück, 
heiratete und führte den dortigen Verein Olimpija Liepāja zu drei 
Meistertiteln. 1941 wurde der populäre Coach von den Nationalsozialisten
 ermordet. Nach seinem Tod geriet Otto Fischer völlig in Vergessenheit. 
Diese Monografie schildert erstmalig sein Leben und Wirken als ein Stück
 Wiener Kulturgeschichte im Spannungsfeld zwischen jüdischer 
Partizipation und Antisemitismus am Vorabend des Holocaust.
Sonntag, 26. Mai 2024
Anja Jonuleit: Kaiserwald
Verlagsinfo: Eine Suche. Eine Liebe. Ein Verbrechen. 
 »Deine Mutter ist verschwunden.« Eine Abfolge von Gefühlen zog über sein Gesicht: Ungläubigkeit, Entsetzen und schließlich diese Angst, die nun in der Welt war wie ein Geist, den man aus der Flasche gelassen hat. 
  Riga, Ostern 1998. Rebecca Maywald verschwindet spurlos. Sie hinterlässt eine achtjährige Tochter. Viele Jahre später setzt ein anonymer Brief Ereignisse in Gang, die das Leben zweier Familien für immer verändern sollen. 
  Berlin, 2023. Mathilda, Ex-Gebirgsjägerin, provoziert einen Autounfall, um mit Falk von Prokhoff, dem Sohn einer angesehenen Diplomatenfamilie, in Kontakt zu kommen. Der Grund bleibt zunächst unklar. Womit sie nicht gerechnet hat: Dass sie sich in ihn verliebt. Ein gefährliches Spiel um falsche Identitäten, unentdeckte Verbrechen und dubiose Machenschaften der Familienstiftung »Drei Linden« beginnt …
Donnerstag, 23. Mai 2024
David Geringas: Sag das niemandem
Verlagsinfo: 
David Geringas gehört zu den bedeutendsten Cellisten der Welt. Als 
Uraufführungsinterpret wichtiger Werke von Sofia Gubaidulina, Ernst 
Krenek oder Anatolijus Šenderovas hat er Musikgeschichte geschrieben. 
Als einflussreicher Pädagoge versorgte er fast alle deutschen 
Spitzenorchester mit Solocellisten. Von sich selbst sagt er, er sei 
dreimal geboren worden: 1946 durch seine Mutter in Vilnius, 1963 durch 
den Unterricht beim Jahrhundertcellisten Mstislaw Rostropowitsch in 
Moskau und 1975 durch die Emigration aus der Sowjetunion in den Westen. 
Dem Musikpublizisten Jan Brachmann hat Geringas sein Leben erzählt: was 
seiner jüdischen Familie in Litauen widerfuhr; wie Rostropowitsch 
unterrichtete und sich für den Dissidenten Alexander Solschenizyn 
einsetzte; wie er selbst vom Geheimdienst in der Sowjetunion bespitzelt 
wurde; welche Fragen die Emigration aufwarf; wie Herbert von Karajan mit
 den Berliner Philharmonikern arbeitete; aber auch, wie Geringas selbst 
mit großen Komponisten wie Henri Dutilleux, Krzysztof Penderecki oder 
György Ligeti deren Werke einstudierte. Entstanden ist dabei ein 
lebendiges Dokument zur Zeitgeschichte, das zugleich tiefe Einblicke in 
die Kunst des Cellospiels gewährt.
Dienstag, 21. Mai 2024
Tom Ots: Der Kussbrunnen
Verlagsinfo:
 Darf ein russisches Mädchen einen estnischen Jungen küssen? Dies ist 
eine wahre Familiengeschichte, so real wie tausend andere Familiendramen
 der kleinen baltischen Völker. Sie spielt in den 1950er-Jahren, als 
Estland Teil der UdSSR war. Den äußeren Rahmen bildet der Kuss zwischen 
einem russischen Mädchen und einem estnischen Jungen. Zur Lösung der 
Frage, ob ein solcher Kuss denn erlaubt sei, kommen die Verwandten des 
Jungen zu Wort: Lebende und Tote, die die Mutter des Jungen, eine 
begnadete Geschichtenerzählerin, in ihren Geschichten auferstehen lässt.
 Ihre Schicksale, die dadurch geprägt waren, dass das kleine Volk der 
Esten zwischen den beiden großen Mächten Deutschland und Sowjetunion 
aufgerieben wurde, werden uns lebendig vor Augen geführt. 
Der Held 
der Geschichte erfährt, dass Völker nur friedlich miteinander leben 
können, wenn die Menschen aufeinander zugehen, wenn sie zwar niemals 
vergessen, aber verzeihen können. So geht es in dieser Erzählung um die 
Vermeidung von Gewalt und Krieg und letztlich um Liebe zwischen den 
Völkern.
Mittwoch, 1. Mai 2024
Lina Simutytė: Das Stadtfest
Verlagsinfo:
Mažeikiai – eine kleine Stadt in Litauen – ist Schauplatz dieser 
magischen Geschichten über das Aufwachsen und Erwachsenwerden. Ob ein 
Großbrand, sexuelle Erfahrungen, Suche nach dem Lebenssinn, immer 
entfaltet die Autorin ein Feuerwerk an Farbe, Atmosphäre, Emotionen, 
treffen Hollywood, Pop- und Konsumkultur aufeinander. Mit scharfer Feder
 legt sie die Schichten des Alltags und der menschlichen Psyche frei.
Der Erzählband „Das Stadtfest“ ist voller Fabulierlust und Fantasie und Lina Simutytės literarisches Debüt.
Dienstag, 30. April 2024
Ieva Toleikytė: Roter glatter Raum
Verlagsinfo: 
 Toleikytės Poesie erkundet die Beziehung des Menschen zu anderen Lebewesen und der Natur. Das lyrische Subjekt erkundet die Welt, indem es gierig Metaphern erschafft und das ästhetisiert, was gewöhnlich Ekel herovrruft: Schnecken, Würmer, Müll, faule Gewässer. Dabi verbindet die Autorin auf spannende Weise ihre Weltsicht mit aktuellen Themen wie Umweltverschmutzung, Klimaerwärmung, Fleischkonsum und ökologischer Verantwortung. Ihr breiter kultureller Horizont erschließt unerwartete Perspektiven und Raum für freie Interpretationen. 
Donnerstag, 21. März 2024
Mart Kivastik: Barbarus
Verlagsinfo:
Johannes Vares ist in den 1930er Jahren – der Zeit der ersten estnischen Unabhängigkeit – Arzt und Lokalpolitiker. Unter dem Namen “Barbarus” ist er auch Schriftsteller. Seine Frau nennt ihn “Jungchen”; er heißt sie “Pieps” – Kosenamen aus besseren Zeiten.
Er lernt einen Russen kennen, der ihm bei Übersetzung seiner Gedichtbände riesige Auflagen in Aussicht stellt. Der Gedanke fasziniert Barbarus.
Dann kommt die Sowjetisierung, das Ende der Unabhängigkeit. Bevor sie den Präsidenten Konstantin Päts absetzen und verschleppen können, brauchen die Russen eine Marionette als Ministerpräsidenten: Johannes Vares, Barbarus. Dass er nur Spielfigur ist merkt er, als er für die Befreiung eines inhaftierten Dichterfreundes nichts bewirken kann. Wird die Ehe mit Pieps die Wandlung vom liberal-progressiven Schöngeist zum Erfüllungsgehilfen der Sowjets überstehen? Wird die Marionette überleben?
Dienstag, 19. März 2024
Rūta Eidukevičienė, Hans Thill (Hrsg): Lied vom Spaziergang
Übersetzt von Rūta Eidukevičienė, Dalia Lorenz, Sigita Barniškienė. Nachdichtungen von Uwe Kolbe, Dagmara Kraus, Thomas Kunst, Marcus Roloff, Lara Rüter und Sonja vom Brocke. ISBN: 978-3-88423-709-0, 26,00 EUR.
Verlagsinfo:  
Dass Litauisch eine der ältesten Sprachen Europas ist – der 
zeitgenössischen Lyrik des baltischen Landes ist das nicht anzumerken. 
Die Sammlung vereint Gedichte, die sich im Gespräch mit der Gegenwart 
wissen. Aufregend neu – von namhaften Lyrikern ins heutige Deutsch 
gebracht. Hier versteht sich Nachdichtung als kreative Arbeit am 
lebenden Gedicht.
Für Birutė Grašytė-Black ist »Kindheit« ein krasser Schreckensort. 
Vaiva Grainytė weiß, dass »der Tsunami kein Vegetarier« ist und »jedes 
Tier seinen Strichcode« besitzt. In seinem Gedicht »So weit das Feuer 
reicht« zeigt sich Donatas Petrošius kühn und angriffslustig. Tautvyda 
Marcinkevičiūtė schreibt ihren »Brief an Sylvia Plath«, während Nerijus 
Cibulskas wissen möchte, »wer kämmt (…) die widerspenstigen Haare des 
Cellos?«, dekretiert Simonas Bernotas: »wenn man Pech im Leben hat, ist 
man glücklich nach dem Tod«. 













































