Verlagsinfo:
„Dieser Diamant muss funkeln. Die Schwarze Sonne muss scheinen.“
Alise und Aleksandrs wachsen am Ende der 1980er Jahre in Riga auf –
zur selben Zeit, aber in ganz verschiedenen Welten. Alise ist die
Tochter eines wohlhabenden Parteifunktionärs, der sich auf mysteriöse
Weise das Leben nimmt. Sie lebt in ihrer eigenen Welt aus Träumen und
Gefühlen, die sie durch die Sowjetzeit in das unabhängige Lettland
trägt. Aleksandrs kommt aus der Provinz und freundet sich mit
Kleinkriminellen an. Er flieht aus der UdSSR und wird Teil der
internationalen Juwelenmafia. Sie kennen einander nicht, aber ihr
Schicksal verbindet ein geheimnisvoller Mann, der sich Meister der Lügen
nennt. Ein seltener Diamant, die Schwarze Sonne, führt die Lebenswege
von Alise und Aleksandrs dramatisch zusammen…
„Du musst in die Lügen eintauchen, mitten hindurch, um die Wahrheit zu verstehen.“
„Woher wollen Sie das wissen?“
Der Grauhaarige lachte auf.
„Ich weiß es. Ich bin der Meister der Lügen.“
Endlich etwas Neues und Frisches in der lettischen Literatur. Baiba
Zīle erzählt eine spannende Geschichte über Liebe, Verrat und Verbrechen
sowie die Suche nach dem Sinn des Lebens in der jüngsten lettischen
Vergangenheit.
Bereits seit 2007 stellt dieser Blog ins Deutsche übersetzte Publikationen aus Estland, Lettland und Litauen vor. Gleichzeitig werden Publikationen deutschsprachiger Autorinnen und Autoren mit estnischen, lettischen oder litauischen Themen einbezogen. Wir möchten aufrufen, verschiedene Leseeindrücke auszutauschen. Die hier aufgeführten Bücher werden für eine Vorstellung in der Radiosendung BALTISCHE STUNDE (Radioweser.tv) vorgeschlagen.
Samstag, 18. Dezember 2021
Baiba Zīle: Meister der Lügen
Freitag, 17. Dezember 2021
Markus Roduner (Hrsg.): Teufelsdutzend. Lyrik aus Litauen
Verlagsinfo:
Teufelsdutzend – präsentiert 13 Autoren und Autorinnen der jüngsten
Generation litauischer Dichter, geboren ab dem wahrhaft symbolischen
Jahr 1984. Die Auswahl der zu übersetzenden Gedichte überließ der
Herausgeber Markus Roduner den Autoren.
Mindaugas Nastaravičius (*1984); Vaiva Grainytė (*1984); Lina Buivydavičiūtė (*1986); Aušra Kaziliūnaitė (*1987); Tomas Petrulis (*1987); Nerijus Cibulskas (*1987); Ramunė Brundzaitė (*1988); Ernestas Noreika (*1989); Ieva Toleikytė (*1989); Greta Ambrazaitė (*1993); Simonas Bernotas (*1993); Laura Kromalcaitė (*1995); Dovydas Grajauskas (*1996)
Samstag, 20. November 2021
Elīna Brasliņa: Mimi, Jakob und die sprechenden Hunde
Verlagsinfo:
Wer hätte gedacht, dass Jakobs Aufenthalt bei seiner komischen
Cousine Mimi sich als spannendes Abenteuer entpuppen würde! Denn die
Moskauer Vorstadt, der heruntergekommene Stadtteil von Riga, in dem Mimi
wohnt, wird von einem Rudel sprechender Hunde bewacht. Kaum ist Jakob
angekommen, geht es drunter und drüber: Einer der Hunde verschwindet
spurlos, und ein gieriger Geschäftsmann will die Moskauer Vorstadt in
ein seelenloses Hochhausviertel verwandeln. Mimi und Jakob fackeln nicht
lange und starten die Operation “Rettet die Moskauer Vorstadt!”…
Die Abenteuer der beiden Kinder und der sprechenden Hunde wurden von
der Kinderbuchautorin Luīze Pastore erdacht. Ihr Buch “Maskačkas Stāsts”
(“Die Geschichte der Moskauer Vorstadt”) war ein großer Erfolg in
Lettland. Es wurde ins Englische übersetzt und dann von Edmunds Jansons
als Zeichentrickfilm adaptiert. Elīna Braslinas Comic “Mimi, Jakob und
die sprechenden Hunde” basiert lose auf dem gleichnamigen Film.
Sonntag, 14. November 2021
Semjon Hanin: aber nicht damit
Verlagsinfo:
Semjon Hanin, geb. 1970 in Riga, ist ein auf Russisch schreibender
lettischer Dichter. Er ist Gründungsmitglied von Orbita, einer
multimedial agierenden Gruppe russischsprachiger Dichter und Künstler
aus Lettland, die national wie international Aufmerksamkeit findet. Mit
»aber nicht damit« liegt erstmals ein eigenständiger Gedichtband des
Autors auf Deutsch vor.
Hanins Gedichte packen uns immer ganz unmittelbar, denn vom ersten
Wort an sind wir schon mittendrin im Geschehen, das sich aber erst
allmählich und bruchstückhaft entfaltet. Hanin spricht von »innerer
Rede«, und tatsächlich ist es in vielen Fällen so, als säßen wir mitten
im Hirn der Figur, die spricht, als käme das Erfassen der Situation erst
gerade in Gang. Die Formulierungen sind oft eigenartig schief
angeschnitten, wollen nicht ganz passen, kippen oder brechen ganz ab.
Dann tendieren sie wieder zu äußerst komischen Fallhöhen, wenn lautlich
differenziert gestaltete Verse in dezidiert mündliche, floskelgesättigte
Alltagsrede umschlagen oder sich von dort zu klanglich flirrenden
Begriffsfügungen aufschwingen.
In den über achtzig unterschiedlichsten Sprechsituationen legt Hanin
ein besonderes Augenmerk auf randständige Orte des Lebens: eine Reise
mit dem gefälschten Pass, ein Esoterikerkurs, ein Heimwerker-Schwätzer
begegnen uns ebenso wie ein Orakel, das leider mit dem falschen Fuß
aufgestanden ist. So kommen Figuren zur Sprache, die nicht recht in die
Welt passen wollen, grotesk wirken, surreal. Oder passt die surreal
gewordene Welt nicht mehr zu ihnen?
Montag, 1. November 2021
Rūta Briede: Das Geheimnis der Möwenkönigin
Verlagsinfo:
Liebe verleiht Flügel
Dieses wunderbare moderne Märchen aus Lettland handelt von Renata, die ein Geheimnis in sich trägt, an das sie sich selbst nicht erinnern kann. In einer „Geschichte in der Geschichte“ löst sich das Rätsel um Renata. Sie und Ludwig sind reif für die Insel.
Samstag, 23. Oktober 2021
Uta von Arnim: Das Institut in Riga
Verlagsinfo:
Uta von Arnim zeichnet in »Das Institut in Riga« das scharfkantige Bild eines NS-Arztes und seiner Familie. Ein Arzt, der der Großvater der Autorin war.
Herbert Bernsdorff leitet in den Jahren 1941-1944 das Gesundheitswesen der besetzten baltischen Staaten. Im Gutshaus seiner Ehefrau Edda am Stadtrand von Riga, dem Kleistenhof, gründet er das »Forschungsinstitut«. Dort dienen Juden als »Versuchskaninchen«.
Deutsche Wissenschaftler und Laborantinnen arbeiten in Kleistenhof daran, Impfstoff gegen Fleckfieber herzustellen. Eine Gruppe Juden wurde aus dem Rigaer Ghetto nach Kleistenhof geholt. Ihre Aufgabe im Institut war es, zweimal täglich mit ihrem Blut Tausende Läuse zu »füttern«, die ihnen in kleinen, unten offenen Schachteln für dreißig Minuten auf die Haut gebunden werden. Die Läuse sind zum Teil mit Fleckfieber-Erregern infiziert.
Herbert Bernsdorff saß im »Reichskommissariat Ostland«, dem deutschen Machtzentrum. Er unterstützte Gründung und Aufbau des Instituts. Zudem sorgte er dafür, dass im gesamten Baltikum Gesundheitspolitik im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie umgesetzt wurde.
Aus Gesprächen und Interviews mit Familienmitgliedern, Fotos, Archivrecherchen in Berlin und Riga, Zeitzeugenberichten und dem Studium historischer Fachliteratur werden die Geschehnisse rund um das Forschungsinstitut rekonstruiert. Zwischen die Schilderung der historischen Ereignisse setzt die Autorin subjektive Miniaturen.
Mit »Das Institut in Riga« zeigt Uta von Arnim einen Ausschnitt aus der Brutalität des nationalsozialistischen Regimes. Aus der Spurensuche einer Enkelin, die auch selbst Ärztin ist, entsteht eine ungemein eindringliche Darstellung.
Donnerstag, 21. Oktober 2021
Leelo Tungal: Genossin Kind
Mit den Augen des Kindes von damals lässt die Autorin einen Teil ihrer Kindheit Revue passieren: Als ihre Mutter von bewaffneten, russisch sprechenden Männern in schwarzen Ledermänteln abgeholt wird, verspricht diese, bald zurück zu sein, wenn die kleine Leelo brav ist. Da sich die Rückkehr der Mutter immer weiter hinzieht, nagt es in der kleinen Leelo, inwieweit sie für die Situation selbst verantwortlich ist. Hin- und hergerissen zwischen der Abneigung gegenüber allem Russischen und der Anziehungskraft der Sowjetpropaganda, wächst sie trotz allem wohlbehalten bei ihrem Vater, Großeltern, Tanten und Kindermädchen auf. Tungal versteht es, in einer faszinierenden Dichte ihre kindliche Lebenswelt im sowjetisch besetzten Estland der frühen 1950er Jahre wieder lebendig werden zu lassen.
Selbstsicher und neugierig ist die kleine Leelo, die bei ihrem alleinerziehenden und voll berufstätigen Vater das Jägerlatein der Jagdfreunde des Vaters hört oder, „zwischengeparkt“ bei Tante Anne, im Frisörsalon in die Welt der feinen Tallinner Damen hineinschnuppern darf. Der Horizont des kleinen Kindes präsentiert sich durch die Augen Leelos als grenzenloses Universum voller Eindrücke und Erlebnisse, in dem Magisches und Reales noch friedlich nebeneinander hergehen. Aber auch kindliche Furcht schafft sich Raum, diese verknüpft sich mit Erzählungen und dem Erlebten zu einer stereotypen Angst vor schwarzen Männern, die gelegentlich auftaucht, aber nie übermächtig wird. Schillernd erscheint die politische Dimension des Lebens, die die aufgeweckte Leelo schon im Vorschulalter wahrnimmt: Traditionelles Liedgut wird mit pseudosozialistischen Volten von Papa ins Festprogramm des Volkshauses geschummelt; Leelo selbst, über Radio und Kinderbücher zugleich kommunistisch sozialisiert, versteht früh, dass ihre Verwandten politisch betrachtet unsichere Kantonisten sind – wenn es darum geht, an einem warmen Sommertag ein Eis zu bekommen, scheut sie sich nicht, ihre Tante Maali mit ihrem Wissen über eine versteckte Uniform des Onkels aus der Vorkriegszeit zu erpressen.
Freitag, 15. Oktober 2021
Lafcadio Hearn: Der Junge, der Katzen malte
Verlagsinfo:
Dieses traditionelle, japanische Märchen bezeugt, dass jeder seine
Bestimmung hat, auch wenn sein Ansatz noch so „nutzlos“ erscheinen mag.
Wir erleben, dass Begeisterung und nimmermüde Ausdauer bei dem, was uns beseelt, schließlich aus Talent Können
macht. Aus Können wird Meisterschaft und wahre Meisterschaft kann Wunder
wirken.
Lettische Originalausgabe: "Puika, kas zīmēja kaķus" (Jāņa Rozes apgāds, 2017). Nach Motiven eines japanischen Märchens. Übersetzung Japanisch-Lettisch: Renāte Punka. Verlagsinfo: "Ein Buch, in dem das visuelle Bild mit dem Märchentext interagiert und die
Illustrationen eigenständig eine neue Dimension bilden, welche die Fantasie der Betrachter/innen
anregt und die Möglichkeiten zur persönlichen Interpretation gibt."
Donnerstag, 14. Oktober 2021
Wolfgang von Stetten: Wolfskinder - Glücksmomente
Verlagsinfo:
Nach dem Krieg beginnt das Elend. Tausende Kinder fliehen durch die ostpreußischen Wälder nach Litauen, hungernd, frierend, oft ohne Eltern. Es ist eines der dunkelsten Kapitel unserer Zeit. Aber es gab auch die Gesten von Mitmenschlichkeit und Hilfe, es gab die litauischen Familien, die nicht nur ihr Brot teilten, sondern den „kleinen Deutschen“, die man später Wolfskinder nannte, ein neues Zuhause gaben. Wolfgang von Stetten zeigt viele Glücksmomente auf und dokumentiert den 30-jährigen Einsatz für diese lange vergessenen Kriegsopfer. Sein Buch veranschaulicht aber auch, dass man als Politiker oft unkonventionell handeln muss, will man wirklich etwas erreichen.
„Ostpreußen, Litauen, Deutschland – was ist die wirkliche Heimat? Dort, wo man geboren wurde, dort wo man aufwuchs und lange lebte, dort wo man hoffte, eine neue (alte) Heimat zu finden? Zweimal versuchte ich vergeblich, die Hilfe für die Wolfskinder auf materielle Bedürftigkeit einzuschränken. Für sie war die Unterstützung eine Art Schmerzensgeld für die Verletzungen, Balsam für die geschundenen Seelen und das Heilmittel für die nächtlichen Albträume. Es war für viele aber auch eine Genugtuung, dass sie nicht vergessen waren und andere die Pflicht des Deutschen Staates übernahmen. Auch wenn sie Wanderer zwischen drei Welten bleiben, mögen sie die innere Heimat finden!“ Wolfgang von Stetten
Mittwoch, 6. Oktober 2021
Jaan Kross: Gegenwindschiff
Der Roman "Gegenwindschiff" von Jaan Kross, dem bedeutendsten estnischen Schriftsteller der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, erschien 1987. Hauptperson der Erzählung, die Kross nicht als Biographie, sondern allenfalls als „romanisierte Biographie“ verstanden wissen will, ist der verschrobene Tüftler und Erfinder Bernhard Schmidt. Als Jugendlicher verliert Schmidt beim Experimentieren mit Schießpulver seine rechte Hand. Trotzdem perfektioniert er die manuelle Fertigung von Linsen und Spiegeln für astronomische Geräte und erfindet ein völlig neuartiges Spiegelteleskop, das in der Astrofotografie erfolgreich verwendet wird. Auch andere Erfindungen ersinnt dieser kreative Geist, der ab 1926 in der Sternwarte von Hamburg-Bergedorf arbeitete: das titelgebende "Gegenwindschiff" ist ein gänzlich anders geartetes Segelschiff, das besonders gut im Gegenwind Fahrt aufnimmt.
Der Roman verfolgt zwei Handlungsstränge: Im ersten erzählt Schmidt – zwischen Selbstzweifeln und Hochmut hin- und hergerissen – in der Ichform vom dramatischen Auf und Ab seines Lebens. Damit verwoben ist der zweite Strang, der die spannende Recherche des Autors wiedergibt, der Menschen aufsucht, die Schmidt noch persönlich kannten. Kross gelingt durch seine eindrucksvoll psychologische Darstellungsweise nicht nur ein beeindruckendes Porträt, sondern auch ein plastisches Panorama Deutschlands in der Zeit der Zwischenkriegsjahre von 1926 bis zu Schmidts Tod 1935.
Mittwoch, 15. September 2021
Rasa Aškinyte: Kleines Bernstein
Verlaginfo:
So war es nicht, aber so hätte es sein können
- Neuentdeckung einer außergewöhnlichen litauischen Autorin
- Historische Fiktion mit philosophischem Geist
- Starke Frauen in einer patriarchalischen Gesellschaft
Späte Römerzeit – 2. Jahrhundert. Auf der Bernsteinstraße, die das Land des Volkes der Ästier an der Ostsee mit Rom verbindet, werden Bernstein, Pelze und Metalle gehandelt. Die siebenteilige Struktur des Romans – sieben Szenen, sieben Unterszenen und sieben Charaktere – balanciert das Historische, Mythische und Alltägliche aus. Die männliche Welt des Handels und der territorialen Konflikte verbindet die litauische Autorin Rasa Aškinytė mit der weiblichen, häuslichen Welt. In der für Aškinytė typischen kompakten, filmischen Prosa verflechtet sie die Schicksale zweier starker Frauen, die um ihren Platz in der Gesellschaft kämpfen. Selija ist die Frau des Stammesführers der Ästier, die sich ihrer Stellung bewusst ist und sie leidenschaftlich verteidigt. Glesum (lat. für Bernstein) ist eine ehemalige Sklavin aus einer vornehmen Familie, die Gondas, der Stammesführer, von einer Handelsreise auf der Bernsteinstraße mitbrachte. Sie wird seine heimliche Geliebte. Die Spannung zwischen diesen beiden Frauen – der Ehefrau und der Geliebten –, Liebe und Hass, Ehrgeiz, der Wunsch nach Macht und Sicherheit sowie Rituale und Magie treiben die Geschichte voran, die mehr poetische Rekonstruktion als historischer Roman ist. Die Autorin versteht es die Leserschaft in eine ferne, nur wenig zugängliche Vergangenheit zu führen.
Dienstag, 14. September 2021
Antanas Sutkus: children
Verlagsinfo:
Der litauische Fotograf Antanas Sutkus
hat vor allem ein Lieblingsmotiv, dem sich dieses Buch ausführlich
widmet: Kinder und ihre Welt. Immer wieder kehrt Sutkus zu ihnen zurück,
um die verschiedenen Facetten kindlicher Lebenswelten zu zeigen und wie
diese die Welt der Erwachsenen beeinflussen. »Für mich als Fotograf ist
die Kindheit die wichtigste Bühne«, hat Sutkus einmal gesagt, »Kinder
leben in einer anderen Welt. Manchmal ist es mir gelungen, diese Welt zu
zeigen: nicht die reale Welt, die wir gewohnt sind, sondern ihre Welt.
Kinder leben nicht auf der Erde, sondern auf einem anderen Planeten.«
Auf Augenhöhe, respektvoll und doch präzise zeigt Sutkus die Kinder dieser Welt: gemeinsam mit ihren Eltern und Verwandten, mit Freundinnen und Freunden oder beim Spielen oder Lernen in der Schule. Er fängt die schönen Seiten wie auch die Entbehrungen des Kindseins ein, die Schwierigkeiten des Heranwachsens, Einsamkeit und Zusammenhalt, sowie jene unvermeidbaren Krisen der Kindheit, die ein Erwachsenenleben vielleicht für immer prägen. Für Sutkus leben Kinder nicht in einem Paradies, sondern in einem anderen Universum – einer Lebensphase, die Menschen jenseits ihrer nationalen und kulturellen Grenzen verbindet.
Montag, 13. September 2021
Antanas Sutkus: pro memoria
Herausgegeben von Thomas Schirmböck. Steidl Verlag, Göttingen, 1. Auflage 2020. 128 Seiten, 86 Abbildungen, Englisch / Litauisch. Übersetzungen: Sandra Bernotaite (Litauisch), Caryl Swift (Englisch), Edita Gudišaukaite (Polnisch-Litauisch). Lektorat Monte Packhan (Englisch). ISBN 978-3-95829-640-4, 35.00 Euro
Verlagsinfo:
Der 1939 geborene Antanas Sutkus erfuhr von seinen Großeltern bereits
während des Zweiten Weltkriegs von der Massentötung der Juden. Er distanzierte sich von der Demütigung und Zerstörung der Menschlichkeit
in seinem Heimatland Litauen und empfand Scham und
Schuldgefühle für die Gräueltaten, die hinter den Toren des Ghettos
Vilijampole und des Neunten Festung begangen wurden. Während der
„Sonderaktion 1005“ zwischen 1942 und ’44 versuchte die deutsche
Besatzungsmacht, die Relikte der Opfer zu beseitigen. 1988 begann
Sutkus, die Juden aus Kaunas zu fotografieren, die dem Tod in
den Konzentrationslagern entkommen waren; Pro Memoria präsentiert eine
Auswahl dieser Porträts und belegt die Beziehungen, die Sutkus zu den dargestellten Personen geknüpft hat.
Bereits zur Zeit des Großfürsten
Gediminas (1275–1341), der aus verschiedenen europäischen Staaten
Kaufleute und Handwerker nach Litauen einlud, wurde den Juden dort
Schutz und Unterstützung geboten. In den folgenden 600 Jahren haben sie
durch ihre Leistungen und Gebete, Druckwerkstätten und Synagogen,
Bibliotheken und Turnhallen, Lieder und Legenden in Litauen Wurzeln
geschlagen. Dieser lebendige Zweig der litauischen Kulturgeschichte
wurde dann gewaltsam zerstört, 200.000 Juden ermordet und an
Waldrändern, Steinbrüchen und Todeslagern in Gruben geworfen.
Dieses Buch ist eine Hommage an diese Menschen und ein Ausdruck von
Bemühungen um Verständnis, Buße, Reinigung und Wiedergeburt.
Sonntag, 12. September 2021
Antanas Sutkus: Planet Lithuania
Herausgegeben von Thomas Schirmböck. Steidl Verlag, Göttingen, 1. Auflage 2018, 2. Auflage 2021. 272 Seiten, Englisch / Deutsch / Französisch / Litauisch. Übersetzungen: Sandra Bernotaite, Jolanta Jezauskaite (Litauisch), Monte Packham (Englisch), Petra Gaines (Deutsch), Jean-Christophe Vigneau, Marielle Vitureau (Französisch). ISBN 978-3-95829-512-4, 38.00 Euro.
Verlagsinfo:
Dieses Buch ist ein reichhaltiger Überblick über Antanas Sutkus’ Fotos
der Bevölkerung seiner Heimat Litauen während der Besetzung durch die
Sowjetunion. Sutkus ist vor allem ein humanistischer Fotograf, sein
„Kosmos“ sind seine Mitbürger: Kinder, Liebende, Alte; wie sie sich mit
Moderne und Tradition, Natur und Stadt auseinandersetzen und ihre
Identität ausdrücken – alles in einem offenen, einfühlsamen Stil, der
fernab sowjetischer Ideale das Fundament der litauischen Fotoschule
bildet.
Indem Sutkus ein Leben in Würde und Integrität hinter
dem Eisernen Vorhang enthüllt, ist Sutkus' Werk ebenso politisch wie
persönlich, ein Beweis dafür, wie Litauen sein kulturelles Selbst gegen
die Sowjetunion behauptet, die das Land vom Zweiten Weltkrieg bis 1990
besetzte. Der Kampf hat inzwischen Früchte getragen: 2004 wurde Litauen
sowohl Mitglied der NATO als auch der Europäischen Union und ist heute
eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Europas.
Samstag, 11. September 2021
Neringa Naujokaite: Art Deco
Verlagsinfo:
Die Dia- und Videoinstallation Art Deco der litauischen Künstlerin Neringa Naujokaite visualisiert den Restaurierungsprozess einer Wohnung aus der Zwischenkriegszeit in ihrer Heimatstadt Kaunas. Das Buch dokumentiert die umfangreiche Installation, die in ihrer räumlichen Form nur temporär existierte. Gleichzeitig fasst es das über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren von der Künstlerin gesammelte Bild- und Textmaterial zusammen und gibt den komplexen Prozess der authentischen Rekonstruktion des Interieurs wieder.
Neringa Naujokaite (* 1966) studierte an der staatlichen Kunstakademie Vilnius und an der Kunstakademie Düsseldorf. Anschließend absolvierte sie 2003 den Postgraduiertenstudiengang „Audiovisuelle Medien“ an der Kunsthochschule für Medien Köln. Im Fokus ihrer Arbeiten stehen soziale und urbane Räume. Ihr Projekt Art Deco befasst sich mit der Haltung der heutigen litauischen Gesellschaft gegenüber ihrem architektonischen Erbe, das zunehmend von Verfall und Abriss bedroht ist.
Mittwoch, 11. August 2021
Guido Lange: Abenteuer Baltikum
Verlagsinfo:
"Das Abenteuer Baltikum ist mein ganz persönlicher Lebenslauf. Er hat
mich für immer verändert. In 107 Tagen reiste ich in Laufschuhen entlang
der Ostseeküste von Stralsund nach Tallinn. Ohne Begleitung konnte ich
mich ganz der Natur, den Menschen und ihren Kulturen widmen. Aus Fremden
wurden Freunde, aus Erwartung wurde Wirklichkeit, aus Wagemut wurde
Selbstvertrauen. Trubelige Urlaubsorte und einsame Gegenden erlebte ich,
genussvolle Pausentage in den Städten wechselten sich mit enthaltsamen
Lauf- tagen ab. Ich spürte die Mystik des Baltikums, den Zauber
unberührter Natur und die Vielfalt der Menschen in sieben Ländern. Ich
fand, was ich suchte, Erlebnisse, Ruhe und nicht zuletzt viel Neues über
mich selbst." (Guido Lange, Autor)
Kapitelübersicht
Wieso, weshalb, warum? (Gründe)
Funke, Sehnsucht, Reiselust (vom Anfang)
Was brauche ich denn so? (Über die Ausrüstung)
Auf ins Baltikum! (Das Laufkapitel)
Gesund und munter! (Laufen und Gesundheit)
Iss was! (Essen im Baltikum)
Wohin des Wegs? (Straßen, Wege, Orte im Baltikum)
Reisende soll man nicht aufhalten (Begegnungen mit anderen Baltikumreisenden)
Jede Jeck is anders! (Die Menschen im Baltikum)
Wo man singt, da lass dich nieder (Das Kulturkapitel)
Wie schön ist‘s auf dem Land (Landschaft und Regionen)
Was bleibt? (Eine Nachbetrachtung)
Dienstag, 6. Juli 2021
Ralf Jörg Raber: Beliebt bei älteren Damen und jüngeren Herrn
Verlagsinfo:
Paul O’Montis (1894–1940) gehörte in den „Goldenen Zwanziger Jahren“ zu
den Stars der deutschsprachigen Kabarett- und Kleinkunstszene. Die
größten europäischen Schallplattenfirmen hatten ihn unter Vertrag, seine
Schlager und Chansons liefen, auch live, im Radio. Er tourte durch halb
Europa, verzauberte sein Publikum in den Metropolen ebenso wie in der
Provinz. Er gehörte zu den Ersten, die dank Mikrofontechnik den
popmusikalischen Liedvortrag modernisierten und die dem Tabu
Homosexualität, sexuelle Diversität und Genderthematik im kommerziellen
Pop Ausdruck verliehen. Doch seinen Ruhm konnte er nur kurz genießen:
Der Machtantritt der Nazis setzte seiner Karriere in Deutschland ein
jähes Ende. Paul Wendel, wie O’Montis bürgerlich hieß, war schwul. Er
kam ins Gefängnis und emigrierte nach verbüßter Haft. Im Exil fand er
eine innere wie äußere Freiheit, die „ansteckend“ war und Homosexuelle
in seine Konzerte zog. 1939 wurde Paul O’Montis in Prag verhaftet, 1940
in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt und dort ermordet.
enthält folgende Kapitel: Anfänge in Riga, Künstlerreise durch Lettland.
Freitag, 4. Juni 2021
Brüggemann / Tuchtenhagen / Wilhelmi (Hrsg.): Das Baltikum - Band 3
Verlagsinfo:
Das wissenschaftliche Handbuch „Das Baltikum. Geschichte einer europäischen Region“
erfasst erstmals in deutscher Sprache die gesamte Geschichte des
Baltikums von den Anfängen bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts. Ein
internationales Autorenteam, vor allem aber Historikerinnen und
Historiker aus Estland, Lettland und Litauen, geben einen fundierten
Einblick in die Vergangenheit der drei Staaten in ihren europäischen
Bezügen und transnationalen Verflechtungen, ohne dabei die bedeutenden
Unterschiede konfessioneller, sprachlicher und kultureller Natur
innerhalb des Baltikums aus den Augen zu verlieren.
Mit Beiträgen von Karsten Brüggemann, Christoph Dieckmann, Tobias Etzold, David Feest, David J. Galbreath, Saulius Grybkauskas, Jörg Hackmann, Detlef Henning, John Hiden (†), Andres Kasekamp, Olaf Mertelsmann, Česlovas Laurinavičius, Andrejs Plakans, Ulrich Prehn, Axel Reetz (†), Valters Ščerbinskis, David Smith, Geoffrey Swain, Joachim Tauber, Ralph Tuchtenhagen, Sigita Urdze, Elena Zubkova
Mittwoch, 19. Mai 2021
Brüggemann / Henning / Maier / Tuchtenhagen (Hrsg.): Das Baltikum - Band 2
Karsten Brüggemann, Detlef Henning, Konrad Maier, Ralph Tuchtenhagen (Hrsg.): Das Baltikum. Geschichte einer europäischen Region. Band 2: Vom Beginn der Frühen Neuzeit bis zur Gründung der modernen Staaten . Anton Hiersemann Verlag, 2021. Im Auftrag des Nordost-Institutes (IKGN e. V.) in drei Bänden herausgegeben von Karsten Brüggemann und Ralph Tuchtenhagen. ISBN 978-3-7772-2100-7, 776 Seiten, 98,00 Euro.
Verlagsinfo:
Das Baltikum bildet in der europäischen Geschichte eine umstrittene
Grenzlandschaft, in der multiethnische Bevölkerungen häufig Machtwechsel
und kulturellen Wandel bewältigten. In Band 2 des dreibändigen
Handbuches zeichnen 22 Autoren aus sieben Ländern in 23 Kapiteln diese
wechselvolle Geschichte vom Ende des baltischen Mittelalters (1561) bis
zur Entstehung moderner Nationalstaaten im 20. Jahrhundert (1918) nach.
Für diese sehr lange Neuzeitepoche stehen die polnische, dänische und
schwedische Herrschaft im Baltikum, später die sogenannten »baltischen
Ostseeprovinzen« als Teil des Russländischen Reiches im Mittelpunkt der
Darstellung. Dabei werden im Inneren die Konflikte zwischen deutschen
und polnischen Oberschichten sowie den bäuerlichen Schichten, später
Nationalbewegungen der Esten, Letten und Litauer, ebenso berücksichtigt
wie der Wandel der kulturellen, agrarökonomischen, städtegeschichtlichen
und konfessionellen Verhältnisse.
Mit Beiträgen von Hans-Jürgen Bömelburg, Karsten Brüggemann, Bogusław Dybas, Andreas Fülberth, Gregory L. Freeze, Aleksandr Gavrilin, Detlef Henning, Jürgen Heyde, Mārīte Jakovļeva, Torkel Jansson, Paweł A. Jeziorski, Enn Küng, Jan Kusber, Mati Laur, Vejas Gabriel Liulevicius, Kersti Lust, Zita Medišauskienė, Mathias Niendorf, Darius Staliūnas, Ralph Tuchtenhagen, Pärtel Piirimäe, Bradley Woodworth
Dienstag, 18. Mai 2021
Brüggemann / Henning / Maier / Tuchtenhagen (Hrsg.): Das Baltikum - Band 1
Verlagsinfo:
Das wissenschaftliche Handbuch „Das Baltikum. Geschichte einer europäischen Region“
erfasst erstmals in deutscher Sprache die gesamte Geschichte des
Baltikums von den Anfängen bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts. Ein
internationales Autorenteam, vor allem aber Historikerinnen und
Historiker aus Estland, Lettland und Litauen, geben einen fundierten
Einblick in die Vergangenheit der drei Staaten in ihren europäischen
Bezügen und transnationalen Verflechtungen, ohne dabei die bedeutenden
Unterschiede konfessioneller, sprachlicher und kultureller Natur
innerhalb des Baltikums aus den Augen zu verlieren.
Band 1, herausgegeben von Karsten Brüggemann, Ralph Tuchtenhagen, Detlef Henning und Konrad Maier, behandelt die naturräumlichen Rahmenbedingungen, die zur Besiedlung des Baltikums in vorgeschichtlicher Zeit führten, die Entwicklung sozioökonomischer, politischer und kultureller Verbände, die Eroberung des Baltikums durch die Nachbarmächte in der Zeit um 1200 und die Ausformung weltlicher und geistlicher Herrschaften zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert. Den Abschluss bildet der Übergang zur Neuzeit, der im baltischen Raum durch den Livländischen Krieg, die Reformation und die Auflösung der vom Deutschen Orden dominierten Territorien markiert war.
Mit Beiträgen von Karsten Brüggemann, Aleksandr I. Filjuškin, Cornelius Hasselblatt, Tiina Kala, Juhan Kreem, Hansjörg Küster, Christian Krötzl, Andris Levans, Konrad Maier (†), Ilgvars Misāns, Mathias Niendorf, Rimvydas Petrauskas, Inna Põltsam-Jürjo, Anti Selart, Andris Ŝnē, Ralph Tuchtenhagen, Matthias Thumser, Heiki Valk
Sonntag, 18. April 2021
Die schönsten Motorradtouren in Osteuropa
Enthält die Beiträge von Elke Potthoff "Estland - im Norden des Baltikums" und "Lettland - im Reich der langen Abende", sowie Jo Deleker "Litauen - neue Horizonte".
Verlagsinfo:
Bekannte Motorradjournalisten zeigen Ihnen in 20 traumhaften
Motorradtouren die Schönheit Osteuropas und führen Sie zu
unvergesslichen Highlights und absoluten Geheimtipps. Zwischen Baltikum,
Türkei und Ural gibt es unfassbar viel neues zu entdecken! Tolle Bilder
geben Ihnen schon Zuhause bei der Planung einen Eindruck von den
unterschiedlichen Ländern und machen Lust, diese Gegenden selbst zu
erfahren. Außerdem enthält dieses Buch praktische Infos, die es Ihnen
einfach machen, die vorgeschlagenen Routen nachzufahren:
Hotelempfehlungen, Biker-Treffs und Sightseeing-Tipps ermöglichen
authentische Einblicke in die Regionen, Karten und GPS-Daten zum
Download erleichtern den Aufenthalt.
Freitag, 2. April 2021
Paavo Matsin: Gogols Disko
Verlagsinfo:
Europa in wenigen Jahren: Das neugegründete Zarenreich Russland hat das gesamte Baltikum gewaltsam annektiert und dabei jede Spur estnischer Kultur ausgelöscht. Viljandi, ein vormals gemächliches Städtchen im Herzen Estlands, wurde so zum Sammelbecken für allerlei Bohemiens und gescheiterte Existenzen aus dem neuen Zarenreich.
Eines Morgens raubt der Meisterdieb Konstantin Opiatowitsch in der Straßenbahn einen Mann aus, der sich als der große russische Literaturklassiker Nikolai Gogol entpuppt, nach rund 170 Jahren von den Toten zurückgekehrt. Zusammen mit einem Haufen so zwielichtiger wie charmanter Kleinkrimineller und Tagediebe versucht Opiatowitsch den Wiedergänger für seine Zwecke einzuspannen – doch der will sich nicht in ihren Plan fügen und entfesselt für seine Entführer einen albtraumhaften Reigen, der ganz Viljandi ins Chaos stürzt.
In Gogols Disko nimmt Kultautor Paavo Matsin nicht nur die Angst der Esten vor dem mächtigen Nachbarn aufs Korn, sondern auch ihre Zerrissenheit zwischen östlicher und westlicher Kultur. Mit seinem anarchischen Humor und zahlreichen Bezügen zur Popkultur der Beatles-Ära gelingt es ihm, eine Atmosphäre heraufzubeschwören, in der diese Angst greifbar und zugleich ad absurdum geführt wird.
Mittwoch, 24. März 2021
Andreas Fülberth (Hg.): Denkmalschutz, Architekturforschung, Baukultur
Verlagsinfo:
Für Estland, Lettland und Litauen verbinden sich mit Denkmalschutz
Herausforderungen, aber auch Chancen. Der Band resümiert
Denkmalschutz-Geschichte, reflektiert Fragen der Baukultur und liefert
Beispiele dafür, wie Architektur des 20. Jahrhunderts interpretiert
werden kann.
Aus der 1940 begonnenen Sowjetisierung des Baltikums resultierte ein
facettenreicher Umgang mit Denkmalschutzfragen, eröffneten diese doch
selbst unter sowjetischer Herrschaft gewisse Spielräume für nationale
Selbstdarstellung. Seit 1991 die Eigenstaatlichkeit zurückgewonnen
werden konnte, stellt sich zusätzlich die Frage nach angemessenem Schutz
für Baudenkmäler der Unabhängigkeitsperiode ab 1918 oder der Sowjetära.
Gleichzeitig wurden historisch bedingte Formen von Baukultur sichtbar,
die spezifisch baltisch anmuten. Die Beiträge in diesem Band ermöglichen
hierzu Betrachtungen und Vergleiche.
Mit Beiträgen von Arnold Bartetzky, Andreas Fülberth, Alexander von Knorre, Krista Kodres, Mārtiņš Mintaurs, Ieva Kalnača, Anneli Randla, Mart Kalm, Gytis Oržikauskas, Vilte Janušauskaite, Felix Ackermann, Tomasz Torbus und Evelina Karelevičiene.
Freitag, 19. März 2021
Kertu Sillaste: Der schönste Rock der Welt
Verlagsinfo:
Einst lebte im hohen Norden ein Mädchen namens Marie. Sie nähte für
ihre Schwester den schönsten Rock der Welt, rot und reich mit
Blumenmustern bestickt. Und plötzlich wollten alle Mädchen im Dorf, die
zum Fest gingen, auch so einen wundervollen Rock wie Marie haben.
Kertu Sillaste zeigt in ihrem farbenfroh illustrierten Buch über
Geschwisterliebe den Wert von Tradition und Handarbeit. Ein Buch über
Mode und Schönheit, das Kinder zum nachhaltigen Denken anregt und zum
kreativen Selbermachen einlädt.
Mittwoch, 3. März 2021
Kristijonas Donelaitis: Die Jahreszeiten
Verlagsinfo:
Der 1714 als Sohn eines Freibauern bei Gumbinnen geborene und 1780
verstorbene litauische Lehrer und lutherische Pfarrer Kristijonas
Donelaitis gilt im heutigen Litauen als Begründer der litauischen
Literatur, auch wenn von der poetischen Produktion des begabten und
vielseitigen, dem Leben und all seinen Erscheinungen zugewandten
Donelaitis zu Lebzeiten nichts veröffentlicht wurde und nur in
Abschriften zirkulierte.
Sein Hauptwerk ist eine nach und nach entstandene Folge von Szenen aus dem Leben der litauischen Bauern in Ostpreußen,
geordnet nach den vier Jahreszeiten und in Hexametern verfasst, die den
Singsang der gesprochenen Sprache wunderbar wiedergeben und von Arbeit
und Festen, von der Landschaft und den Tieren, von Frondienst, Freude
und Last, vom dörflichen Zusammenleben erzählen. Freundlich und
verspielt, der Welt zugewandt, aber auch zu Verantwortung und
Frömmigkeit mahnend, sind die Verse ein anschaulicher, reicher,
unterhaltsamer Genuss. 1977 nahm die UNESCO das Buch in die Bibliothek
der literarischen Meisterwerke auf.
Mittwoch, 10. Februar 2021
Jaroslav Melnik: Der weite Raum
Verlagsinfo:
Jaroslav Melniks brilliante Dystopie und philosophische Reflexion ist
eine Ode an die Freiheit zu denken und zu sein. Eine mitfühlende Parabel
gegen die Ideologie der Entmenschlichung und ein Affront für alle
Sicherheits- und autoritären Regime, die uns Schritt für Schritt unserer
individuellen Freiheiten berauben wollen.
Megapolis, eine von Blinden bevölkerte futuristische Metropole. Die
Menschen orientieren sich im Raum mittels Sensoren, von denen sie
vollständig abhängig sind. Nur Gabr erlangt sein Augenlicht zurück und
entdeckt die abscheuliche Realität: in der Megacity leben zerlumpte
Wesen unter einer totalitären Regierung, für die der Begriff des
„Sehens“ nicht existiert. Politik, Bildung und Technologie dienen dazu,
ihre Blindheit zu erhalten.
Das Kontrollministerium diagnostiziert Gabr eine Psychose des „Weiten
Raums“, die umgehend behandelt werden muss. Sein Treffen mit dem
Ex-Seher Ox, Anführer einer revolutionären Gruppe, die Megapolis
zerstören will, stellt Gabr vor eine Entscheidung: Die Lüge zu
akzeptieren oder mit Terror seine Familie und Tausende unschuldiger
Menschen zu opfern, die von der Wahrheit nichts wissen und in einer
freien Welt nicht leben können. Eine spektakuläre Wende zieht den Leser
in ihren Bann…
Ein intelligenter und origineller Roman über Freiheit, Organisation der
Gesellschaft, Angst vor Veränderungen und die Opfer, die eine
Gesellschaft bringen will, um in Sicherheit zu leben.
Jaroslav Melnik
ein Kind des Gulag, geboren 1959 in
der Ukraine, lebt im litauischen Vilnius und ist ein international
bekannter Schriftsteller, Autor zahlreicher Romane und Kurzgeschichten,
die Science-Fiction und aktuelle philosophische Themen verbinden. Sein
Roman „Der weite Raum“ wurde in mehrere Sprachen übersetzt und 2013 als
Buch des Jahres von der BBC, 2018 in Frankreich mit dem Preis Libr'à
Nous ausgezeichnet und für den Europäischen Preis Utopiales für den
besten Science-Fiction-Roman nominiert. In ukrainischen höheren Schulen
gehört das Buch bereits zur Pflichtliteratur.
Donnerstag, 28. Januar 2021
Mick Schulz: MS Mord - baltische Angst
Verlagsinfo:
Kriminalrat a. D. Marius Gautier geht in Kiel an Bord der Baltic Crown. Eigentlich wäre er lieber wandern gegangen, aber ein Unfall zwang ihn, seine Urlaubspläne zu ändern. Nun befindet er sich auf Ostsee-Kreuzfahrt mit den Stationen Danzig, Klaipeda, Riga, Tallinn und St. Petersburg. Nach anfänglicher Langeweile verdreht ihm das Model Ona Kakies den Kopf und zieht ihn in eine Mordaffäre hinein. Ona glaubt, den Mörder ihrer Eltern auf dem Schiff wiedererkannt zu haben und fühlt sich bedroht. Gautier bietet ihr seine Hilfe an. Die Spuren führen sie zunächst nach Estland, zurück in gefahrvolle Zeiten …
Donnerstag, 7. Januar 2021
Joonas Sildre: Zwischen zwei Tönen
Verlagsinfo:
„Aus dem Leben des Arvo Pärt“ verfolgt den Werdegang des weltberühmten
Komponisten Arvo Pärt von seiner Kindheit im okkupierten Estland bis zu
dem Jahr 1980, als er auf Druck der sowjetischen Regierung mit seiner
Familie nach Wien emigrierte. Auf Grundlage jahrelanger Recherchen
zeichnet Joonas Sildre in kurzen Episoden das stimmungsvolle Portrait
eines bescheidenen, rastlosen Künstlers, der auf seiner Suche nach Sinn
und einer eigenen Musiksprache auch nicht die Konfrontation mit der
Staatsmacht scheute. Seine größte Inspiration fand Pärt, der als junger
Mann vor allem Filmmusik komponierte, in alter sakraler Musik, die
schließlich zur Grundlage seines Tintinnabuli-Stils wurde. Die Graphic
Novel wurde 2018 anlässlich der Eröffnung des Arvo-Pärt-Zentrums in
Laulasmaa / Estland veröffentlicht und mehrfach ausgezeichnet.
Sonntag, 3. Januar 2021
Olga Bazileviča: Als das Ich Kind war
Verlagsinfo:
Texte, in denen sich erwachsene Erzähler ihrer Kindheit erinnern,
widerspiegeln komplexe Vorgänge der Verknüpfung vom Privaten bzw.
Individuellen und Gemeinsamen bzw. Historischen, aber auch von
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Olga Bazileviča untersucht in
ihrer innovativen Studie Romane aus Deutschland, Russland und Lettland,
in denen aus der post-sozialistischen Perspektive einer Kindheit im
Sozialismus gedacht wird. Dabei werden die Romane als
erinnerungskulturelle Medien betrachtet: Es wird ein Überblick über die
jeweiligen aktuellen offiziellen Erinnerungskulturen geboten, in deren
Kontext die narratologischen Textanalysen dann eingebettet werden. Statt
sich nur auf die Inhalte zu konzentrieren und Texte als fixe Einheiten
zu kategorisieren, untersucht Olga Bazileviča – ein besonderes Augenmerk
dem Wie der Texte widmend – vielmehr das Verhältnis, in dem sie
zu einem bestimmten Zeitpunkt zu den offiziellen Erinnerungskulturen
stehen und entwirft somit einen Rahmen, der dem sich stets verändernden
Charakter dieser entspricht.
Durch die Aufnahme der Werke aus
lettischer Gegenwartsliteratur ermöglicht die Studie außerdem Einblicke
in einen in der deutschsprachigen Literaturwissenschaft bisher kaum
beachteten Bereich.
Die Autorin: Olga Bazileviča studierte
Germanistik sowie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in
Lettland, Kanada und Deutschland und wurde mit vorliegender Arbeit in
Gießen in AVL promoviert. Zurzeit unterrichtet sie freiberuflich in
Leipzig.