Freitag, 18. Oktober 2019

Rimantas Kmita: Die Chroniken des Südviertels

Roman. Aus dem Litauischen von Markus Roduner. Mitteldeutscher Verlag, Halle / Saale 2019, 414 Seiten, ISBN 978-3-96311-180-8, 20 Euro.

Verlagsinfo:
Eine Geschichte über die Zeit und die Kinder des wilden Kapitalismus
Mit seinem Debütroman setzt Rimantas Kmita seiner Heimatstadt Šiauliai und den 1990er Jahren ein literarisches Denkmal. Geschrieben in der Umgangssprache der nordlitauischen Stadt jener Zeit, voller Slang- und Schimpfwörter, erzählt er die Geschichte des jungen Rimantas aus dem Südviertel in der wilden Periode kurz nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Litauens.
»Die Chroniken des Südviertels« ist eine Art Zeitmaschine ohne Wenn und Aber, die in eine ziemlich nahe Vergangenheit eintaucht, als in Litauen die neuen westlichen Werte – Snickers-Riegel, Coca-Cola, Trainingsanzüge von Nike oder Adidas – zum Maßstab wurden und als erstrebenswert galten. Der Leser fühlt sich sofort in diese Zeit und nach Šiauliai, dem litauischen Manchester, versetzt, sieht die Musikgruppen von damals, die Jugendzimmer mit Rambo-Postern an der Wand, spielt Rugby, verliebt sich und verliert den Glauben an die Liebe …
Ein Coming-of-Age-Roman im doppelten Sinne, in dem die Teenagerjahre des Protagonisten mit denen des unabhängigen Litauens in der Übergangsphase zusammenfallen.

Donnerstag, 10. Oktober 2019

Māra Zālīte: Fünf Finger

Roman. Aus dem Lettischen von Nicole Nau. KLAK-Verlag, Berlin 2019, 306 Seiten, ISBN 978-3-948156-18-3, 16,90 €.

Verlagsinfo:

Laura ist fünf, als sie das erste Mal lettischen Boden betritt. Ein Land, das sie nur aus den üppigen Beschreibungen im Gulag kennt. Die Erwachsenen sind mit sich selbst und dem Neuanfang beschäftigt. Laura erkundet mit Freiheitsdrang ihre dörfliche Umwelt. Ebenso real wie magisch spricht sie mit Menschen, Tieren und mythischen Gestalten. Wir erfahren aus einer kindlichen Perspektive von den Schwierigkeiten des Zusammenlebens, den täglichen Absurditäten der Gesellschaft, bevor Schule und sowjetische Erziehung den Rahmen vorgeben. Mit Phantasie, Humor und Klugheit erzählt Mara Zalite über die Schrecken und Erfahrung einer ganzen Generation. Der in mehrere Sprachen übersetzte Roman „Fünf Finger“ wurde in Lettland zu einem Bestseller und mit dem Jahrespreis für Literatur ausgezeichnet. Er steht aufgrund einer großen Leserumfrage in Lettland auf der Liste der „100 wichtigsten Bücher (der Weltliteratur)“.

Māra Zālīte wurde im sibirischen Krasnojarsk (Russland) geboren, wohin ihre Familie 1941 aus Lettland deportiert worden war. 1956, als sie vier Jahre alt war, durfte die Familie zurückkehren. Nach dem Studium der Philologie arbeitete sie im lettischen Autorenverband, dessen Präsidentin sie neben anderen wichtigen Funktionen von 2000-2008 war. Zalite schreibt Gedichte, Essays, Theaterstücke, Dramen, Prosa, Kinderbücher und Libretti für Musicals und Rockopern. Ihre Werke wurden in viele Sprachen übersetzt, darunter Russisch, Englisch, Deutsch, Schwedisch, Estnisch und Französisch. Als eine der wichtigsten lettischen Autorinnen der Gegenwart ist sie durch ihre öffentlichen Stellungnahmen zu Politik und Gesellschaft bekannt. Sie erhielt zahlreiche Preise, u.a. den Herder-Preis (Deutschland 1993) und den Lettischen Literaturpreis (2001, 2004, 2014).