Verlagsinfo:
»Vilnius Poker« von Ričardas Gavelis ist die große litauische
Wiederentdeckung über die sowjetische Okkupation und was sie im Inneren
der Menschen angerichtet hat.
Vytautas Vargalys wurde vor
der sowjetischen Besatzung Litauens geboren, avancierte zum
Freiheitskämpfer, wurde daraufhin gefoltert und in ein Arbeitslager in
Sibirien deportiert. Er überlebt, wird aber fortan von rätselhaften
Visionen und Erinnerungen heimgesucht und auch von paranoidem
Verfolgungswahn. Denn Vytautas, der seit seiner Rückkehr als
Bibliothekar arbeitet, ist überzeugt: Die bröckelnde sowjetische Macht
lauert hinter jeder Straßenecke, und jede Vorstellung von Wirklichkeit
trägt eine Alternative schon in sich. Seine Affäre mit der
Bibliothekskollegin Lolita wird jäh durch einen Mord beendet – und
mündet in eine Anklage gegen Vytautas. Im Prozess beschreibt jeder der
aufgerufenen Zeugen eine ganz eigene Wahrheit. Wem kann man glauben? Ist
es am Ende die eigene Wahrnehmung, die einen täuscht? Das
monumentale »Vilnius Poker« ist der wichtigste litauische Roman des 20.
Jahrhunderts und ein schillerndes Kaleidoskop, das mit jeder Bewegung
ein neues Bild ergibt.
Bereits seit 2007 stellt dieser Blog ins Deutsche übersetzte Publikationen aus Estland, Lettland und Litauen vor. Gleichzeitig werden Publikationen deutschsprachiger Autorinnen und Autoren mit estnischen, lettischen oder litauischen Themen einbezogen. Wir möchten aufrufen, verschiedene Leseeindrücke auszutauschen. Die hier aufgeführten Bücher werden für eine Vorstellung in der Radiosendung BALTISCHE STUNDE (Radioweser.tv) vorgeschlagen.
Freitag, 22. November 2024
Ričardas Gavelis: Vilnius Poker
Donnerstag, 21. November 2024
Inga Gaile: Der Geschmack von schwarzer Erde
Verlagsinfo:
Poetisch und tiefgehend. Zeitgenössische Literatur aus Lettland in deutscher Erstübersetzung.
Ihre Schicksale sind ein Abbild des 20. Jahrhunderts: Violette
Dauphine wird als »Politische« im Konzentrationslager Ravensbrück
interniert und für eine schreckliche Arbeit ausgewählt. Der Lagerarzt
Karls, ein Psychologe aus Lettland, der sich gegen das Unmenschliche
kaum wehren kann – und nicht in seine Heimat zurückkommt, ist daran
nicht unschuldig. Die Lettinnen Lidija und Ilze werden nach Sibirien
verschleppt, während andere diesem Schicksal entkommen. Im sowjetischen
Lettland treffen sie wieder aufeinander. All ihre Leben sind miteinander
verbunden: durch Beziehungen, Kinder oder durch die Umstände, unter
denen sie leben.
Inga Gaile verwebt die Lebensgeschichten dieser Menschen miteinander
über Ländergrenzen und Generationen hinweg. »Der Geschmack von schwarzer
Erde« zeigt die Traumata, die der Zweite Weltkrieg über Generationen
hinterlassen hat, unabhängig von Nation und sozialer Stellung.
Inga Gaile über ihren Roman: »Ich habe versucht, einen Roman über
Menschen zu schreiben, die in der Lage sind, ihre Menschlichkeit in
Situationen und unter Umständen zu bewahren, in denen sie keinen Platz
hat.«
Die lettische Bestsellerautorin lässt uns in ihrem zweiten Roman »Der Geschmack von schwarzer Erde« (Originaltitel »Skaistās«)
tief in die dunkelste lettische und deutsche Geschichte eintauchen. Ein
Meisterwerk der Literatur, brillant übersetzt von Bettina Bergmann.
Mittwoch, 6. November 2024
Stephan Kessler (Hrsg.): Baltische Sprachen und Kulturen in der Diaspora
Verlagsinfo:
In der öffentlichen Wahrnehmung wird das Thema „Migration“ in der Regel
mit wenigen Herkunftsregionen weltweit assoziiert. Wenig bekannt ist im
deutsch-sprachigen Raum hingegen die Migration aus dem Baltikum, obwohl
sie gerade dort eine große politische und soziale Rolle spielt. Wie
viele lettische und litauische Wanderungsgenerationen gibt es und wohin
sind die Auswandernden gegangen? Warum haben sie ihre Heimat verlassen
und wie erging es ihnen an ihren neuen Lebensmittelpunkten?
Der vorliegende Band dokumentiert die verschiedenen Weisen, in denen
Migration aus Lettland und Litauen gelebt wurde bzw. wird, und er will
dazu anregen, die lettische und litauische Diaspora der Gegenwart
differenziert zu betrachten. Neben fundierten historischen,
literarischen und soziologischen Beiträgen behandelt er auch
außergewöhnliche Alltagsfacetten der baltischen Diaspora: z. B. eine von
Eltern organisierte Sonntagsschule in den Vereinigten Arabischen
Emiraten; litauische Internet-Memes, die sich über die seltsamen
Verhaltensweisen der Expats lustig machen; die Bedeutung der heimischen
Küche für die, die in der Diaspora „anders essen“; oder die Motive, nach
denen baltische Diasporians Vornamen für ihre Kinder wählen. (siehe Tagungsprogramm)
Inhalt:
Stephan Kessler: »Die lettische und litauische Diaspora heute: Eine Einführung in das Thema und in den Tagungsband«
Aleksej Andronov / Lidija Leikuma: »Unbekannte östliche Diaspora: Vergangenheit und Gegenwart der Lettgaller Sibiriens«
Helmut Schaller: »Die Baltische Philologie an der Universität München«
Dalia Kiseliūnaitė: »Das Nehrungskurische nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland und Schweden«
Geert Franzenburg: »Die Bedeutung des Lettischen Gymnasiums Münster für die lettische Diaspora aus religionspsychologischer Sicht«
Inguna Daukste-Silasproģe: »Lettische Exilliteratur im Spannungsfeld zwischen nationaler Selbstisolation und fremden kulturellen Einflüssen«
Eleonore Kruse: »Leben in zwei Welten – die Integration der lettischen Diaspora in Kanada«
Albert Caspari: »Die Sichtweise deutscher Initiativen und Nichtregierungsorganisationen: Die baltische Diaspora als potentielle Mittlerin im Kultur- und Erfahrungsaustausch«
Inga Sindi: »Chancen und Herausforderungen einer multilinguistischen Erziehung in Dubai am Beispiel von Kindern aus lettischsprachigen Familien«
Alina Baravykaitė: »Litauisch als (›kleine‹) Fremdsprache an der Universität Greifswald«
Anastasija Kostiučenko: »Zum Emigrant*innenbild in der litauisch-sprachigen Virtual Community (am Beispiel von Internet-Memes)«
Ojārs Lāms / Mārtiņš Laizāns: »Die Mensa der Gastarbeiter: Wenn der Bauch unter Heimweh leidet«
Christiane Schiller: »Motive der Vornamenwahl für Kinder von in Deutschland lebenden Litauerinenn und Litauern«
Freitag, 1. November 2024
Arnis Aleinikovas: Das Meer
Verlagsinfo:
Arnis hat auf litauisch seine Gedichte geschrieben und gesammelt, während die wunderbare Jules Sacco passende und eindrucksvolle Illustrationen gezeichnet hat. Wir haben die Gedichte gemeinsam mit Arnis ins Deutsche übersetzt und an der Anordnung gearbeitet! In seinem Debütgedichtband verschmelzen im Hier und Jetzt eingefangene Momente mit Erinnerungen, Träumen und Illusionen. Der Autor untersucht sensibel Themen wie Identität, Angst, Realität und Beziehungen und lädt den Leser ein, das „Meer“ aus verschiedenen, ständig wechselnden Perspektiven zu betrachten.
„Blitze von Alltagsmomenten, wie die Sonne, die in den Gischt der Meereswellen glitzert und verschwindet—hinein in die Sehnsucht nach Sinn, die Sehnsucht nach einem geliebten Menschen, die Sehnsucht nach einem friedlichen Dasein. Wir werden eingeladen, Zeugen und Begleiter dieser Blitze zu sein—dort, wo der Schnee sorgfältig und langsam geräumt wurde, wo die Knospen der Blumen bereits sprießen.“ (Schriftstellerin und Dramatikerin Virginija Rimkaitė).
„Arnis Aleinikovas’ oft recht einfache Zeilen, gefüllt mit poetischen und mythischen Bedeutungen, transportieren vertraute Welten über die Grenzen des individuellen Wahrnehmungsvermögens hinaus.“ (Autorin und Turtle Magazine Gründerin Lara Wuester).