Bereits seit 2007 stellt dieser Blog ins Deutsche übersetzte Publikationen aus Estland, Lettland und Litauen vor. Gleichzeitig werden Publikationen deutschsprachiger Autorinnen und Autoren mit estnischen, lettischen oder litauischen Themen einbezogen. Wir möchten aufrufen, verschiedene Leseeindrücke auszutauschen. Die hier aufgeführten Bücher werden für eine Vorstellung in der Radiosendung BALTISCHE STUNDE (Radioweser.tv) vorgeschlagen.
Dienstag, 29. November 2022
Laurynas Katkus: Schwankende Schatten
Der junge Philologe Vytautas, auf der Suche nach seinem Platz in der wissenschaftlichen Welt, verliert seinen Job als Dozent. Sein größter Lichtblick sind die Briefe eines baltendeutschen Abenteurers vom Anfang des 20. Jahrhunderts, in dessen Geschichten er sich spiegelt. Auf der Suche nach Glück durchstreift er seine Stadt Vilnius und macht sich wie viele seiner Generation als Saisonarbeiter mit Freunden auf den Weg nach Deutschland.
Schwankende Schatten, das erste Prosawerk des litauischen Dichters und Essayisten Laurynas Katkus, ist eine subtile Geschichte über die Macht unbändiger Fantasie und die Suche nach Sinn in einer scheinbar unendlich freien Welt.
Montag, 28. November 2022
Jens U. Boettcher: Das Treffen
Verlagsinfo: April 1939. Ein junger lettischer Hobbyfotograf wird an der Ostsee bei Riga von einem älteren Unbekannten angesprochen, der sich an seiner Architekturfotografie interessiert zeigt. Bei einem zweiten Treffen am folgenden Tag bittet der elegant gekleidete Unbekannte den jungen Mann um Unterstützung bei der Beschaffung eines geeigneten Orts für ein höchst geheimes Treffen zweier hochrangiger ausländischer Delegationen. Als der Jüngere Hilfsbereitschaft signalisiert, wird er vom Älteren auch gleich zur Betreuung der als sehr klein angekündigten Delegationen engagiert.
Nach dem Krieg lässt Stalin, der um jeden Preis verhindern will, dass das Treffen bekannt wird, nach dem Mann suchen. Im März 1953 wird er endlich in Riga geschnappt.
Zehn Jahre nach seinem Tod findet sein Sohn, ein ausgeprägt national gesinnter deutscher Geschichtsprofessor, die Unterlagen über das Treffen. Er erkennt darin sofort das noch fehlende Puzzlestück, das endlich Klarheit darüber verschafft, wie Hitler und Stalin wirklich zueinander standen, warum der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt in so atemberaubend kurzer Zeit zustande kommen konnte, warum Stalin nach dem Überfall Hitlers auf die Sowjetunion im Juni 1941 zuerst an ein Kommunikationsfoul seiner Generäle glaubte, und welche Rolle dabei ausgerechnet ein deutscher Schulatlas spielte. Darüber hinaus entdeckt er die wahre Identität des Vaters und muss zudem erkennen, dass auch er nicht der ist, für den er sich sein Leben lang gehalten hat. Er veröffentlicht die Aufzeichnungen und landet einen Sachbuch-Bestseller.
Der unvermeidlichen zweiten Auflage fügt er noch einiges hinzu - über seine Mutter zum einen, zum anderen aber darüber, wie in den Medien zuweilen mit der Geschichte umgegangen wird.
Mittwoch, 16. November 2022
Andrejs Urdze: Geschichte Annabergs und des BCSB / BCB
Informationen zum Buch:
Der Baltische Christliche Bund e.V. feiert 2022 sein 75-jähriges Bestehen und gleichzeitig ist das "Haus Annaberg" seit 70 Jahren im Besitz des BCB. Anlässlich dieses doppelten Jubiläums erscheint dieses Buch, das auf die verschiedenen Etappen der Geschichte des Bundes, sowie auch des Hauses zurückblickt.
Damit ist ein Projekt zu einem gewissen Abschlusses gebracht worden, das bereits vor mehr als 50 Jahren begonnen wurde. Einer der Gründungsmitglieder des damaligen Christlichen Studentenbundes - Paulis Kļaviņš hatte bereits in den 60iger Jahren des vorigen Jahrhunderts Material über die ersten Jahre des BCSB zusammengetragen und verfasst. Frau Dr. Rudzīte hat diese Arbeit anschließend fortgesetzt, ohne dass es aber zu einer Veröffentlichung gekommen ist. Deren Arbeit bildet so aber die Grundlage der Anfangskapitel dieses Buches. Die Quellen zur Vorgeschichte Annabergs sind gesondert aufgeführt.
Eine wichtige Quelle über die Jahre des Aufbruchs und das weitere Werden des Bundes, über die Anfangsjahre Annabergs war die lettischsprachige Zeitschrift des BCSB "Vēstnesis" (Der Bote). Hinzu kamen zahlreiche Protokolle, Kongressberichte, Briefe, Rundschreiben des BCSB, sowie Mitschriften von Frau Dr. Rudzīte. Der Darstellung der litauischen Aktivitäten auf Annaberg lagen einige Artikel der litauischen Zeitschrift des BCSB "Annabergo lapelis" (Das Annaberger Blättchen) zugrunde, sowie längere Berichte von Arthur Hermann, die in den Annaberger Annalen veröffentlicht wurden. Lebendig gemacht wurde die jeweilige Atmosphäre durch diverse Aussagen in Interviews, die ich in den letzten 15 Jahren mit Zeitzeugen geführt habe.
Auch die Betrachtungen der Wendezeit fußen zum Teil noch auf Materialien der genannten Zeitschriften des BSCB, dann aber, vor allem was die politischen Aktivitäten anbetrifft, auf eigene Erfahrungen und Erinnerungen.
Das geistige Leben der Nachwendezeit wurde teilweise durch Ausführungen zu den Kongreß- und Tagungsprogrammen des BCSB, sowie durch Auszügen aus Vorträgen sichtbar gemacht. Die Bedeutung Annabergs sowohl als baltisches Zentrum kam sehr gut durch Transkriptionen entsprechender Würdigungen auf dem Jubiläumskongress 2002 zum Ausdruck. Wie schon zuvor, so konnte auch die Nachwendezeit durch Interviews anschaulich und lebendig gemacht werden, die schließlich in den Annaberger Impressionen ihren Niederschlag fanden.
Mit diesem Buch liegt erstmals eine Darstellung der sozialen, wirtschaftlichen und strukturellen Entwicklungsprozesse auf Annaberg vor, sowie eine Geschichte des Baltischen Christlichen Studentenbundes, der 2010, mangels studentischer Mitglieder, ofiziell in Baltischer Christlicher Bund (BCB e.V.) umbenannt wurde.