Donnerstag, 21. März 2024

Mart Kivastik: Barbarus

Aufstieg und Fall einer Marionette. Roman, aus dem Estnischen von Cornelius Hasselblatt. Rote Katze Verlag, Lübeck 2024. 185 Seiten, 978-3-910563-15-5

Verlagsinfo:
Johannes Vares ist in den 1930er Jahren – der Zeit der ersten estnischen Unabhängigkeit – Arzt und Lokalpolitiker. Unter dem Namen “Barbarus” ist er auch Schriftsteller. Seine Frau nennt ihn “Jungchen”; er heißt sie “Pieps” – Kosenamen aus besseren Zeiten.
Er lernt einen Russen kennen, der ihm bei Übersetzung seiner Gedichtbände riesige Auflagen in Aussicht stellt. Der Gedanke fasziniert Barbarus.
Dann kommt die Sowjetisierung, das Ende der Unabhängigkeit. Bevor sie den Präsidenten Konstantin Päts absetzen und verschleppen können, brauchen die Russen eine Marionette als Ministerpräsidenten: Johannes Vares, Barbarus. Dass er nur Spielfigur ist merkt er, als er für die Befreiung eines inhaftierten Dichterfreundes nichts bewirken kann. Wird die Ehe mit Pieps die Wandlung vom liberal-progressiven Schöngeist zum Erfüllungsgehilfen der Sowjets überstehen? Wird die Marionette überleben?

Dienstag, 19. März 2024

Rūta Eidukevičienė, Hans Thill (Hrsg): Lied vom Spaziergang

Gedichte aus Litauen. Reihe "Poesie der Nachbarn", Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2024, 191 Seiten. Gedichte von Simonas Bernotas, Nerijus Cibulskas, Vaiva Grainytė, Birutė Grašytė-Black, Tautvyda Marcinkevičiūtė, Donatas Petrošius.
Übersetzt von Rūta Eidukevičienė, Dalia Lorenz, Sigita Barniškienė. Nachdichtungen von Uwe Kolbe, Dagmara Kraus, Thomas Kunst, Marcus Roloff, Lara Rüter und Sonja vom Brocke. ISBN: 978-3-88423-709-0, 26,00 EUR.

Verlagsinfo: 
Dass Litauisch eine der ältesten Sprachen Europas ist – der zeitgenössischen Lyrik des baltischen Landes ist das nicht anzumerken. Die Sammlung vereint Gedichte, die sich im Gespräch mit der Gegenwart wissen. Aufregend neu – von namhaften Lyrikern ins heutige Deutsch gebracht. Hier versteht sich Nachdichtung als kreative Arbeit am lebenden Gedicht.
Für Birutė Grašytė-Black ist »Kindheit« ein krasser Schreckensort. Vaiva Grainytė weiß, dass »der Tsunami kein Vegetarier« ist und »jedes Tier seinen Strichcode« besitzt. In seinem Gedicht »So weit das Feuer reicht« zeigt sich Donatas Petrošius kühn und angriffslustig. Tautvyda Marcinkevičiūtė schreibt ihren »Brief an Sylvia Plath«, während Nerijus Cibulskas wissen möchte, »wer kämmt (…) die widerspenstigen Haare des Cellos?«, dekretiert Simonas Bernotas: »wenn man Pech im Leben hat, ist man glücklich nach dem Tod«.

Donnerstag, 14. März 2024

Rimantas Kmita: Remyga

oder der Versuch ehrlich zu leben. Roman, aus dem Litauischen übersetzt von Markus Roduner. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2024, 320 Seiten, ISBN: 978-3-96311-785-5, 24 Euro. 

Verlagsinfo:
Litauen Ende der Achtzigerjahre. Nachdem er in der sowjetischen Armee in Afghanistan gedient hat, kehrt Remyga in seine Heimatstadt Šiauliai zurück. Er möchte ein normales Leben führen – ein guter Ehemann und Vater, ein pflichtbewusster Polizist sein. Doch die Schatten der Vergangenheit und das Chaos um ihn herum werden immer dichter und dunkler, und die finsteren Mächte gewinnen immer mehr an Einfluss. Er wird von seinen Albträumen heimgesucht und trifft in seiner Heimatstadt auf die Liebe, die sein Leben jedoch nur noch mehr durcheinanderbringt. Wie kann man in einer solch chaotischen Gesellschaft die Grenze zwischen Gut und Böse ziehen? Wie kann man sich selbst und anderen gegenüber ehrlich bleiben? Wie kann man seine inneren Dämonen kontrollieren? Was ist der Preis der Unabhängigkeit – politisch und persönlich?
Litauen erlangt seine Unabhängigkeit zurück, doch das Böse ist noch immer in den Menschen verankert. Remyga riskiert seine Liebe, seinen Sohn und sein Leben, um dieses zu vertreiben.

Freitag, 8. März 2024

Tauno Vahter: Die 11 Fluchten des Madis Jefferson

Aus dem Estnischen übersetzt von Maximilian Murmann. Roman, Residenz Verlag Salzburg / Wien 2024. 256 Seiten, ISBN 9783701717811, 25 Euro.

Verlagsinfo:
Madis Jefferson hält es an keinem Ort, schon gar nicht unter Zwang: Mit Witz und Tempo berichtet Tauno Vahter von einem, der nur auf der Flucht zu Hause ist.
Vahters packendem Schelmenroman liegt die unglaubliche Lebensgeschichte von Johannes Lapmann alias Madis Jefferson zugrunde, der Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Dorf an der Küste Estlands geboren wird. Bereits mit acht Jahren wird Madis in Stockholm aufgegriffen und zu seiner entsetzten Mutter heimgebracht: Er hatte sich als blinder Passagier auf einem Schiff nach Schweden versteckt, weil er mehr von der Welt sehen wollte. Das bleibt nicht die letzte Eskapade des Vagabunden, weitere spektakuläre Fluchtversuche werden folgen und Madis bis in die USA führen – ihm allerdings auch Gefangenschaft in sowjetischen Lagern einbringen. Dieses Buch ist ein hinreißender und tragikomischer Roman über Freiheit und die Frage, wie weit Gesellschaften gehen, um die Freiheitsliebenden zu unterdrücken.

Tauno Vahter - geboren 1978 in Tallinn, lebt in Estland als Verleger, Lektor, Übersetzer (aus dem Finnischen und Englischen) und Schriftsteller. Für seinen Debütroman „Die 11 Fluchten des Madis Jefferson“ erhielt er den renommierten Eduard-Vilde-Preis. In seiner Freizeit ist er aktiv im Quiz-Sport und belegte 2012 mit seinem Team den ersten Platz der European Quizzing Championships.

Donnerstag, 29. Februar 2024

Christofer Hermann (Hg.): Burgen in Livland

Mittelalterliche Wehrbauten in Estland und Lettland. Michael Imhoff Verlag, Petersberg 2023. Mit Beiträgen von Alexander Baranov, Christofer Herrmann, Villu Kadakas, Juhan Kreem und Ieva Ose. 288 Seiten, ISBN 978-3-7319-1405-1, € 24,95

Verlagsinfo:
Das Handbuch „Burgen in Livland“ ist eine aktuelle Synthese zur historischen Wehrarchitektur im heutigen Estland und Lettland. Darin wird eine Übersicht zu den mittelalterlichen Wehrbauten dieser Region an der nordöstlichen Grenze des westeuropäischen Kulturbereichs gegeben. Die Autoren gehen den Fragen nach der Genese, Entwicklung und Einbindung der dortigen Baukunst in den europäischen Kontext nach. Der zeitliche Schwerpunkt der Darstellung liegt zwischen dem späten 12. und der Mitte des 16. Jahrhunderts. Das Handbuch gliedert sich in drei Hauptabschnitte: Historische Einführung, Entwicklung und Merkmale der Burgenarchitektur, Katalogteil mit der Beschreibung von 110 Burgen. Der Band ist mit aktuellen Fotos, historischen Ansichten und Plänen reich illustriert.

Mittwoch, 24. Januar 2024

Rita König: Greta

Roman. Lauinger Verlag, Karlsruhe 2024. ISBN 978-3-7650-9174-2. 406 Seiten, 18,00 €.

Verlagsinfo:
Was passiert, wenn man einen Lebensabschnitt auslöscht?
Nach achtzig Jahren beschließt Greta, noch einmal ihr Kindheitshaus zu sehen. Die Reise über Polen nach Lettland wird für sie nicht nur körperlich anstrengend – vor allem kämpft sie mit den Erinnerungen, die sie verdrängte, verdrängen musste.
Zur gleichen Zeit fliegt Marita nach Lettland, um ihren Geliebten zu suchen. Sie findet Greta und begleitet sie. Greta könnte ihre Großmutter sein – aber ist sie deshalb klüger? Zu Hause in Lettland, wie sie behauptet, mit einer Kindheitsliebe und den Dainas als Trost?
Zwischen traumatischen Erinnerungen und dem Johannisfest breitet sich ein Leben aus, das neun Jahrzehnte umfasst und Greta die Entscheidung abverlangt, wohin sie gehört.

Rita König (*1962) ist diplomierte Betriebswirtin und lebt in Potsdam. Für ihre literarische Arbeit erhielt sie zahlreiche Aufenthaltsstipendien, wie zum Beispiel im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf. Bisher veröffentlichte sie ihre Erzählungen in Literaturzeitschriften und Anthologien.

Samstag, 20. Januar 2024

Lote Vilma Vītiņa: Der kleine Dichter und der Duft

Mirabilis Verlag, Klipphausen/Miltitz, Oktober 2023. 40 Seiten, durchgängig farbig illustriert von Lote Vilma Vītiņa. Übersetzung aus dem Lettischen: Lil Reif. ISBN 978-3-947857-23-4. Originalausgabe: „Dzejnieks un smarža“, Aminori, Riga 2019

Verlagsinfo:
Es war einmal ein kleiner Dichter, der vor einem großen, leeren Blatt Papier saß und dem so gar nichts einfiel, worüber er schreiben könnte. Doch auf einmal kam durch das offene Fenster eine Wolke herein und sie brachte einen Duft mit, der ihm direkt in die Nase flog! Den Duft von Sommerregen. Der Dichter folgte dem Duft und er kam in die Stadt und den Park – und überall duftete es nach anderen schönen und nicht so schönen Dingen. Und plötzlich wusste er auch wieder, worüber er schreiben konnte …
Ein bezauberndes Kinderbuch über die Düfte in der Natur und der Stadt mit kleinen Gedichten und fantasievollen Bildern, die dazu anregen, die Umgebung bewusst und mit allen Sinnen wahrzunehmen. Und im kunterbunten Vorsatzpapier ist sogar eine duftende Erdbeere versteckt!

LOTE VILMA VĪTIŅA (geb. 1993) lebt in Riga und ist eine lettische Illustratorin, Comiczeichnerin und Lyrikerin. Sie hat an der Lettischen Kunstakademie Malerei studiert und an verschiedenen Ausstellungen und Residenzen in Lettland und im Ausland teilgenommen. Ihre Zeichnungen sind lebendig und gefühlvoll, leicht und spontan. Lote Vilma Vītiņa zeichnet mit der Hand und mit Tusche, oft mit Aquarellfarben. Ihre Illustrationen und Comics wurden von „Liels un mazs“, „kuš!“, „KUTIKUTI“, „Popper“ und anderen veröffentlicht. Ihr Lyrikdebüt meitene (dt. Das Mädchen) wurde 2020 mit dem Goldenen Apfel ausgezeichnet, dem wichtigsten Buchpreis für Buchkunst in Lettland. Für ihr 2021 erschienes Buch Ūdenstornis(dt. Der Wasserturm) erhielt sie den Lettischen Literaturpreis 2022. Die Originalausgabe des Kinderbuches „Der kleine Dichter und der Duft“ erschien im Verlag Aminori in Riga und wurde 2019 mit dem Goldenen Apfel sowie für seine Illustrationen 2020 mit dem Kinder- und Jugendbuchpreis Jānis Baltvilks ausgezeichnet.
https://lotevilma.com/

LIL REIF (geb. 1975 in Dresden) studierte Russisch, Portugiesisch und Jura in Berlin, Moskau und Évora und wurde mit einer Arbeit im Bereich Soziolinguistik promoviert. Während eines dreijährigen Aufenthalts an der Fakultät für Translationswissenschaften der Hochschule Ventspils lernte sie Lettisch und organisierte mit dem Internationalen Schriftsteller- und Übersetzerhaus und der Stadtbibliothek Werkstätten zum Literaturübersetzen. Sie lebt in Wien, wo sie neben ihrer Arbeit als Expertin für Europäische Forschungsförderung Literatur aus dem Lettischen übersetzt. 2018 erhielt sie für die Übersetzung eines Auszugs aus dem Roman „Der Geschmack von Blei“ von Maris Berzinš den Übersetzerpreis der Stadt Wien.