Verlagsinfo: Der jiddische Poet Abraham Sutzkever (1913–2010) gehört zu den
bedeutendsten Lyrikern des 20. Jahrhunderts. Nicht sein Schicksal ist
einmalig, sondern seine Fähigkeit, den Gang durch die Hölle lyrisch
beschreiben zu können.
Sutzkever, in Litauen geboren, verlebte seine Kindheit in Sibirien, zog
nach dem Tod des Vaters zurück nach Wilna, galt unter den jiddischen
Schriftstellern als Einzelgänger. Er erlebte den mörderischen Überfall
der Deutschen, Ghettoisierung und Holocaust. Ihm gelang die Flucht in
die Wälder, sagte als jüdischer Zeuge in Nürnberg aus, emigrierte nach
Israel, war Herausgeber der bedeutendsten Zeitschrift für jiddische
Literatur: Di goldene kejt.
Manches im Jiddischen klingt süß, manches pathetisch. Sutzkevers ernst
empfängliche Natur widersteht dem Pathos durch Zartheit und Phantasie.
Seine Gedichte, ob sie von Liebe, Tod, Verfolgung oder vom
existenziellen Drama handeln, sind geschrieben mit dem »blanken,
flehenden Messer«. Der Poet berührt den offenen Nerv der deutschen
Geschichte: Verfolgung und Widerstand, Grausamkeit und das Wunder der
Rettung. Obwohl ihn die Erfahrung des menschengemachten Grauens für
immer prägte, war Sutzkever nie nur der ›Dichter des Holocaust‹, sondern
ein Poet der conditio humana, ein schreibender Hiob und Schöpfer einer
unverwechselbar eigenen, phantasievollen Bildsprache.
Bereits seit 2007 stellt dieser Blog ins Deutsche übersetzte Publikationen aus Estland, Lettland und Litauen vor. Gleichzeitig werden Publikationen deutschsprachiger Autorinnen und Autoren mit estnischen, lettischen oder litauischen Themen einbezogen. Wir möchten aufrufen, verschiedene Leseeindrücke auszutauschen. Die hier aufgeführten Bücher werden für eine Vorstellung in der Radiosendung BALTISCHE STUNDE (Radioweser.tv) vorgeschlagen.
Mittwoch, 31. Juli 2024
Abraham Sutzkever: Vierkantige Lettern
Gedichte 1935–1995. Übertragen aus dem Jiddischen von Kurt Kreiler. Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg, 318 Seiten, ISBN 978-3-8260-8383-9, 30,00 Euro.
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