Verlagsinfo:
Hinter dem Schlagwort ‚historisches Litauen‘ verbirgt sich ein riesiges
Forschungsfeld, das faszinierende Perspektiven bereithält – nicht nur
für Geschichtswissenschaft und Baltistik, sondern auch und gerade für
die Slavistik.
Im Großfürstentum Litauen fanden im Mittelalter
litauische und ostslawische Elemente zu einer Synthese. Das
Vielvölkerreich stieg zusammen mit dem Königreich Polen auf zur
europäischen Großmacht, bevor beide am Ende des 18. Jahrhunderts geteilt
wurden. Im 19. Jahrhundert kanalisierte sich Widerstand gegen die
russische Fremdherrschaft in zwei politischen Projekten, die auch das
literarische Leben entscheidend prägten. Der Wunsch nach einer
Restitution der polnisch-litauischen Rzeczpospolita und das Festhalten
an der polnischsprachigen Leitkultur konkurrierten mit dem Streben
einzelner Kollektive nach kultureller Identität und politischer
Emanzipation. Heute steht der Erinnerungsort ‚historisches Litauen‘ für
eine gemeinsame europäische Vergangenheit, die vor dem Hintergrund der
niedergeschlagenen belarusischen Revolution und dem russischen Angriff
auf die Ukraine Solidarität stiftet.
Die lange Zeit von
kommunistischer Zensur und nationalen Narrativen geprägte
Forschungslandschaft hat in den letzten Jahren begonnen, die
vielfältigen litauisch-belarusisch-polnisch-ukrainischen Verflechtungen
wiederzuentdecken und ihre Bedeutung neu zu diskutieren.
Bereits seit 2007 stellt dieser Blog ins Deutsche übersetzte Publikationen aus Estland, Lettland und Litauen vor. Gleichzeitig werden Publikationen deutschsprachiger Autorinnen und Autoren mit estnischen, lettischen oder litauischen Themen einbezogen. Wir möchten aufrufen, verschiedene Leseeindrücke auszutauschen. Die hier aufgeführten Bücher werden für eine Vorstellung in der Radiosendung BALTISCHE STUNDE (Radioweser.tv) vorgeschlagen.
Samstag, 11. Juni 2022
Bednarczuk / Rutz: Das historische Litauen als Perspektive für die Slavistik
Verflochtene Narrative und Identitäten. Herausgeber: Monika Bednarczuk, Marion Rutz. Band 13 der Reihe Interdisziplinäre Studien zum östlichen Europa. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2022. 320 Seiten, ISBN 978-3-447-11842-2, 78,00 Euro [D] / 80,20 Euro [A]
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