Bereits seit 2007 stellt dieser Blog ins Deutsche übersetzte Publikationen aus Estland, Lettland und Litauen vor. Gleichzeitig werden Publikationen deutschsprachiger Autorinnen und Autoren mit estnischen, lettischen oder litauischen Themen einbezogen. Wir möchten aufrufen, verschiedene Leseeindrücke auszutauschen. Die hier aufgeführten Bücher werden für eine Vorstellung in der Radiosendung BALTISCHE STUNDE (Radioweser.tv) vorgeschlagen.
Donnerstag, 21. März 2024
Mart Kivastik: Barbarus
Verlagsinfo:
Johannes Vares ist in den 1930er Jahren – der Zeit der ersten estnischen Unabhängigkeit – Arzt und Lokalpolitiker. Unter dem Namen “Barbarus” ist er auch Schriftsteller. Seine Frau nennt ihn “Jungchen”; er heißt sie “Pieps” – Kosenamen aus besseren Zeiten.
Er lernt einen Russen kennen, der ihm bei Übersetzung seiner Gedichtbände riesige Auflagen in Aussicht stellt. Der Gedanke fasziniert Barbarus.
Dann kommt die Sowjetisierung, das Ende der Unabhängigkeit. Bevor sie den Präsidenten Konstantin Päts absetzen und verschleppen können, brauchen die Russen eine Marionette als Ministerpräsidenten: Johannes Vares, Barbarus. Dass er nur Spielfigur ist merkt er, als er für die Befreiung eines inhaftierten Dichterfreundes nichts bewirken kann. Wird die Ehe mit Pieps die Wandlung vom liberal-progressiven Schöngeist zum Erfüllungsgehilfen der Sowjets überstehen? Wird die Marionette überleben?
Dienstag, 19. März 2024
Rūta Eidukevičienė, Hans Thill (Hrsg): Lied vom Spaziergang
Übersetzt von Rūta Eidukevičienė, Dalia Lorenz, Sigita Barniškienė. Nachdichtungen von Uwe Kolbe, Dagmara Kraus, Thomas Kunst, Marcus Roloff, Lara Rüter und Sonja vom Brocke. ISBN: 978-3-88423-709-0, 26,00 EUR.
Verlagsinfo:  
Dass Litauisch eine der ältesten Sprachen Europas ist – der 
zeitgenössischen Lyrik des baltischen Landes ist das nicht anzumerken. 
Die Sammlung vereint Gedichte, die sich im Gespräch mit der Gegenwart 
wissen. Aufregend neu – von namhaften Lyrikern ins heutige Deutsch 
gebracht. Hier versteht sich Nachdichtung als kreative Arbeit am 
lebenden Gedicht.
Für Birutė Grašytė-Black ist »Kindheit« ein krasser Schreckensort. 
Vaiva Grainytė weiß, dass »der Tsunami kein Vegetarier« ist und »jedes 
Tier seinen Strichcode« besitzt. In seinem Gedicht »So weit das Feuer 
reicht« zeigt sich Donatas Petrošius kühn und angriffslustig. Tautvyda 
Marcinkevičiūtė schreibt ihren »Brief an Sylvia Plath«, während Nerijus 
Cibulskas wissen möchte, »wer kämmt (…) die widerspenstigen Haare des 
Cellos?«, dekretiert Simonas Bernotas: »wenn man Pech im Leben hat, ist 
man glücklich nach dem Tod«. 
Donnerstag, 14. März 2024
Rimantas Kmita: Remyga
Verlagsinfo: 
Litauen Ende der Achtzigerjahre. Nachdem er in der sowjetischen Armee in
 Afghanistan gedient hat, kehrt Remyga in seine Heimatstadt Šiauliai 
zurück. Er möchte ein normales Leben führen – ein guter Ehemann und 
Vater, ein pflichtbewusster Polizist sein. Doch die Schatten der 
Vergangenheit und das Chaos um ihn herum werden immer dichter und 
dunkler, und die finsteren Mächte gewinnen immer mehr an Einfluss. Er 
wird von seinen Albträumen heimgesucht und trifft in seiner Heimatstadt 
auf die Liebe, die sein Leben jedoch nur noch mehr durcheinanderbringt. 
Wie kann man in einer solch chaotischen Gesellschaft die Grenze zwischen
 Gut und Böse ziehen? Wie kann man sich selbst und anderen gegenüber 
ehrlich bleiben? Wie kann man seine inneren Dämonen kontrollieren? Was 
ist der Preis der Unabhängigkeit – politisch und persönlich?
Litauen 
erlangt seine Unabhängigkeit zurück, doch das Böse ist noch immer in den
 Menschen verankert. Remyga riskiert seine Liebe, seinen Sohn und sein 
Leben, um dieses zu vertreiben.
Freitag, 8. März 2024
Tauno Vahter: Die 11 Fluchten des Madis Jefferson
Verlagsinfo: 
Madis Jefferson hält es an keinem Ort, schon gar nicht unter Zwang: Mit Witz und Tempo berichtet Tauno Vahter von einem, der nur auf der Flucht zu Hause ist.
Vahters packendem Schelmenroman liegt die unglaubliche Lebensgeschichte von Johannes Lapmann alias Madis Jefferson zugrunde, der Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Dorf an der Küste Estlands geboren wird. Bereits mit acht Jahren wird Madis in Stockholm aufgegriffen und zu seiner entsetzten Mutter heimgebracht: Er hatte sich als blinder Passagier auf einem Schiff nach Schweden versteckt, weil er mehr von der Welt sehen wollte. Das bleibt nicht die letzte Eskapade des Vagabunden, weitere spektakuläre Fluchtversuche werden folgen und Madis bis in die USA führen – ihm allerdings auch Gefangenschaft in sowjetischen Lagern einbringen. Dieses Buch ist ein hinreißender und tragikomischer Roman über Freiheit und die Frage, wie weit Gesellschaften gehen, um die Freiheitsliebenden zu unterdrücken.
Tauno Vahter - geboren 1978 in Tallinn, lebt in Estland als Verleger, Lektor, Übersetzer (aus dem Finnischen und Englischen) und Schriftsteller. Für seinen Debütroman „Die 11 Fluchten des Madis Jefferson“ erhielt er den renommierten Eduard-Vilde-Preis. In seiner Freizeit ist er aktiv im Quiz-Sport und belegte 2012 mit seinem Team den ersten Platz der European Quizzing Championships.



