Reihe Berliner Klassik, eine Großstadtkultur um 1800, Studien und Dokumente. Band 22, herausgegeben von Klaus Gerlach, Harry Liivrand, und Kristel Pappel. Wehrhahn Verlag, Hannover 2016. 304 Seiten, ISBN 978–3–86525–492–4, ISSN 1864–158X, 34,00 €.
Verlagsinfo:
Die im vorliegenden Band enthaltenen Beiträge tragen der Konstellation, 
dass der in Weimar geborene August von Kotzebue (1761-1819) einen 
Großteil seiner Werke in Estland verfasste, aber seine Wirkung vor allem
 in den deutschsprachigen Ländern entfaltete, insofern Rechnung, als der
 Blick auf ihn und seine Werke ganz wesentlich von der Nationalität der 
Forscher bestimmt ist. Der Band eröffnet zwei Perspektiven: erstens den 
Blick aus Estland und zweitens den Blick aus Deutschland. Für das 
nationale Selbstverständnis der estnischen Forscher ist Kotzebue 
wichtig, weil er der erste war, der die estnische Sprache auf die Bühne 
gebracht und sich in die Diskussion um die Bauernbefreiung in Estland 
eingemischt hat. Erst neuerdings beginnt man, Kotzebue auch kritisch zu 
sehen. In Deutschland hingegen war Kotzebue schon zu Lebzeiten 
umstritten und angefeindet. Schon früh wurde er zum Antipoden Goethes 
stilisiert. Die Verbrennung seiner Geschichte des Deutschen Reiches
 auf dem Wartburgfest 1817 zementierte seine negative Kanonisierung 
endgültig. Erst seit der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert vollzieht 
sich in Deutschland ein zaghafter Diskurswechsel, der ermöglicht, 
vorurteilsfrei über Kotzebues Dichtungskonzepte zu sprechen. Die 
Feststellung der Dramaturgin Bettina Bartz in einem Diskussionsbeitrag 
während des Tallinner Gesprächs 2012, dass die sogenannte Goethe-Zeit mit gutem Grund auch Kotzebue-Zeit heißen könnte, charakterisiert dieses neue Nachdenken, dem auch die hier vorgelegten Beiträge verpflichtet sind.
Neben diesen Studien präsentiert der Band erstmals den zwischen 1791 und
 1803 geführten Briefwechsel zwischen Kotzebue und Ludwig Ferdinand 
Huber. Die Briefe sind ein eindrucksvolles Zeugnis des zielgerichteten 
Gestaltungswillens August von Kotzebues.
Bereits seit 2007 stellt dieser Blog ins Deutsche übersetzte Publikationen aus Estland, Lettland und Litauen vor. Gleichzeitig werden Publikationen deutschsprachiger Autorinnen und Autoren mit estnischen, lettischen oder litauischen Themen einbezogen. Wir möchten aufrufen, verschiedene Leseeindrücke auszutauschen. Die hier aufgeführten Bücher werden für eine Vorstellung in der Radiosendung BALTISCHE STUNDE (Radioweser.tv) vorgeschlagen.
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