Eine Fallstudie zur Anwaltspolitik Moskaus gegenüber den russophonen Minderheiten im "Nahen Ausland" von 1991 bis 2002.Ibidem Verlag, Stuttgart 2007. 152 Seiten. ISBN 978-3-89821-778-1, 24,90 Euro. 
Verlagsinfo:
Infolge des Zusammenbruchs der Sowjetunion wurden rund 25 Millionen  russischsprachiger Menschen in den ehemaligen Sowjetrepubliken zu  Minderheiten. Die größten russischsprachigen Gemeinden befanden sich  1991 in Estland, Kazachstan und Lettland. Die Rußländische Föderation  (RF) beanspruchte 1991 eine Anwaltschaft für diese Menschen, die häufig  der Möglichkeit beraubt waren, die Staatsbürgerschaft ihres Heimatlandes  zu erlangen und am politischen Leben teilzunehmen.
Die vorliegende  Studie untersucht am Beispiel Lettlands die Glaubwürdigkeit dieses  Anwaltsanspruchs. Vor dem Hintergrund der rußländischen Außenpolitik  zwischen 1991 und 2002 werden die lettische Staatsbürgerschaftspolitik  und die rußländische Anwaltspolitik beschrieben. 
Die Außenpolitik  Rußlands durchlief drei Phasen, die als Folge nationaler Diskurse  nachgezeichnet werden. Von kooperativer Politik zu Beginn des Jahrzehnts  über den Versuch neoimperialer Durchdringung des postsowjetischen  Auslandes betreibt die RF seit der Jahrtausendwende eine besonnene  Großmachtpolitik. Die lettische Staatsbürgerschaftspolitik zeigt über  den Untersuchungszeitraum hinweg ebenfalls Veränderungen: zu Beginn des  Jahrzehnts wurde der russischsprachigen Minderheit die Naturalisierung  verweigert; eine restriktive Regelung ging einem Gesetz voran, das heute  praktisch jedem Einwohner Lettlands die Bewerbung um die  Staatsbürgerschaft ermöglicht. Die Anwaltspolitik Rußlands nahm hingegen  keinen stringenten Weg. Wohlkalkulierte Machtpolitik, hilflose Polemik  und Desinteresse lösten einander ab. 
Das Urteil fällt vorsichtig,  aber eindeutig aus: die Aufrichtigkeit des rußländischen  Anwaltsanspruchs ist zweifelhaft. Wenig spricht für die Annahme, Rußland  habe stets dem Interesse der angeblich Schutzbedürftigen dienen wollen.  Vielmehr läßt sich aufgrund der hiesigen Befunde behaupten: Moskau hat  sie lediglich als geeignetes Vehikel zur Durchsetzung anderer  außenpolitischer Interessen benutzt.
Bereits seit 2007 stellt dieser Blog ins Deutsche übersetzte Publikationen aus Estland, Lettland und Litauen vor. Gleichzeitig werden Publikationen deutschsprachiger Autorinnen und Autoren mit estnischen, lettischen oder litauischen Themen einbezogen. Wir möchten aufrufen, verschiedene Leseeindrücke auszutauschen. Die hier aufgeführten Bücher werden für eine Vorstellung in der Radiosendung BALTISCHE STUNDE (Radioweser.tv) vorgeschlagen.

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