Gedichte. Aus dem Lettischen von Adrian Kasnitz. Parasitenpresse Köln 2020, 78 Seiten, 12,- € 
Verlagsinfo:
Nüchtern, fast unterkühlt beobachtet und notiert der lettische Dichter Krišjānis Zeļģis Alltag und Leben in seinem Gedichtband Wilde Tiere.
 Manchmal so akribisch, dass man den Eindruck hat, er steht neben sich 
selbst, beobachtet und beschreibt, was gerade mit ihm und den Personen 
um ihn herum passiert, zum Beispiel einem Paar beim Ausflug an den See. 
Bei Familienfeiern, Treffen mit alten Freunden, zufälligen Begegnungen 
bei Bus- und Bahnfahrten stellt sich schnell ein Gefühl der Entfremdung 
ein, „ich fürchte ich kenne diese Leute nicht“. Im Kapitel „die 
Fachmänner“ werden Menschen und ihre Berufe fast wie Tiere im Zoo 
präsentiert. Jeder Fachmann wundersamer als der andere. Vertrauter 
wirken da die wilden Tiere, die uns in der Landschaft begegnen: „in der 
Nacht kam ein Hund und setzte sich zu uns“. Wenigstens die Tiere könnten
 unsere Freunde sein, wären die Menschen nicht so bösartig und hockten 
auf dem „Hochsitz im Wald / wo du alle leichtgläubigen Tiere abknallen 
kannst“.
Fremdheit, Leere, Trauer sind wiederkehrende Themen der Gedichte. 
Längst Verdrängtes poppt ungefragt auf, wenn der Gesang eines „bös 
verschlagenen Vogels“ plötzlich daran erinnert, dass der Bruder im See 
ertrunken ist. Auch an einem wohl vertrauten Ort kann sich die 
Abwesenheit von Dingen wie ein schwarzes Loch auftun und alles 
verschlingen, wie im folgenden Gedicht aus dem Band.
Bereits seit 2007 stellt dieser Blog ins Deutsche übersetzte Publikationen aus Estland, Lettland und Litauen vor. Gleichzeitig werden Publikationen deutschsprachiger Autorinnen und Autoren mit estnischen, lettischen oder litauischen Themen einbezogen. Wir möchten aufrufen, verschiedene Leseeindrücke auszutauschen. Die hier aufgeführten Bücher werden für eine Vorstellung in der Radiosendung BALTISCHE STUNDE (Radioweser.tv) vorgeschlagen.

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