Lettland und die Aufarbeitung nach der Diktatur. Band 15 der Reihe "die Ostseeregion - europäische Perspektiven, herausgegeben von Jan Hecker-Stampehl, Bernd Henningsen, Sven Jochem und Ralph Tuchtenhagen. BWV Berliner Wissenschafts-Verlag GmbH 2016,324 Seiten. ISBN 978-3-8305-3425-9, 49,00 €.
Verlagsinfo:
„Geschichte als Politikum“ analysiert den lettischen
Transformationsprozess der letzten 25 Jahre (1990 bis 2015). Das
Hauptaugenmerk liegt auf dem Dilemma der gespaltenen lettischen
Gesellschaft – mit den Letten auf der einen und der russischsprachigen
Bevölkerung auf der anderen Seite. Ansatzpunkt ist die These, dass es
sich hier nicht primär um einen ethnischen Konflikt handelt, sondern um
einen Gegensatz, bei dem unterschiedliche historische und kulturelle
Deutungen im Zentrum stehen. Der lettische Diskurs um die Geschichte des
20. Jahrhunderts ist gekennzeichnet von dem Bedürfnis nach Anerkennung
der lettischen Opfer kommunistischer Verbrechen, wobei die Deportationen
unter Stalin eine zentrale Rolle spielen. Die Untersuchung fokussiert
kontrovers diskutierte Themen, die um „Transitional Justice“, die
Aburteilung der kommunistischen Herrschaft und die Aufarbeitung der
Verbrechen des Zweiten Weltkriegs kreisen. Als Folge sich ablösender
Besatzungsregime führt die Aufarbeitungspraxis häufig zur
problematischen Gleichsetzung der Verbrechen von Nationalsozialismus und
Kommunismus, zur Entstehung von Opferkonkurrenzen und zur
Instrumentalisierung der Geschichte. Letzteres bewirkt eine erneute
Verschärfung der Gegensätze, mit Rückwirkungen auf den lettischen sowie
den gesamteuropäischen Aufarbeitungsprozess.
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