Bereits seit 2007 stellt dieser Blog ins Deutsche übersetzte Publikationen aus Estland, Lettland und Litauen vor. Gleichzeitig werden Publikationen deutschsprachiger Autorinnen und Autoren mit estnischen, lettischen oder litauischen Themen einbezogen. Wir möchten aufrufen, verschiedene Leseeindrücke auszutauschen. Die hier aufgeführten Bücher werden für eine Vorstellung in der Radiosendung BALTISCHE STUNDE (Radioweser.tv) vorgeschlagen.
Dienstag, 12. Oktober 2010
David Rupp: Die Rußländische Föderation und die russischsprachige Minderheit in Lettland
Verlagsinfo:
Infolge des Zusammenbruchs der Sowjetunion wurden rund 25 Millionen russischsprachiger Menschen in den ehemaligen Sowjetrepubliken zu Minderheiten. Die größten russischsprachigen Gemeinden befanden sich 1991 in Estland, Kazachstan und Lettland. Die Rußländische Föderation (RF) beanspruchte 1991 eine Anwaltschaft für diese Menschen, die häufig der Möglichkeit beraubt waren, die Staatsbürgerschaft ihres Heimatlandes zu erlangen und am politischen Leben teilzunehmen.
Die vorliegende Studie untersucht am Beispiel Lettlands die Glaubwürdigkeit dieses Anwaltsanspruchs. Vor dem Hintergrund der rußländischen Außenpolitik zwischen 1991 und 2002 werden die lettische Staatsbürgerschaftspolitik und die rußländische Anwaltspolitik beschrieben.
Die Außenpolitik Rußlands durchlief drei Phasen, die als Folge nationaler Diskurse nachgezeichnet werden. Von kooperativer Politik zu Beginn des Jahrzehnts über den Versuch neoimperialer Durchdringung des postsowjetischen Auslandes betreibt die RF seit der Jahrtausendwende eine besonnene Großmachtpolitik. Die lettische Staatsbürgerschaftspolitik zeigt über den Untersuchungszeitraum hinweg ebenfalls Veränderungen: zu Beginn des Jahrzehnts wurde der russischsprachigen Minderheit die Naturalisierung verweigert; eine restriktive Regelung ging einem Gesetz voran, das heute praktisch jedem Einwohner Lettlands die Bewerbung um die Staatsbürgerschaft ermöglicht. Die Anwaltspolitik Rußlands nahm hingegen keinen stringenten Weg. Wohlkalkulierte Machtpolitik, hilflose Polemik und Desinteresse lösten einander ab.
Das Urteil fällt vorsichtig, aber eindeutig aus: die Aufrichtigkeit des rußländischen Anwaltsanspruchs ist zweifelhaft. Wenig spricht für die Annahme, Rußland habe stets dem Interesse der angeblich Schutzbedürftigen dienen wollen. Vielmehr läßt sich aufgrund der hiesigen Befunde behaupten: Moskau hat sie lediglich als geeignetes Vehikel zur Durchsetzung anderer außenpolitischer Interessen benutzt.
Montag, 11. Oktober 2010
Feest/Brüggemann: Von den Restgütern zu den Sowchosen in Estland 1939-1953
Verlagsinfo:
Sowchosen sollten das sowjetische Ideal einer landwirtschaftlichen Produktion ohne bäuerliche Traditionen und Lebenswelten verwirklichen. Der vorliegende Band dokumentiert, welche Rolle sie in der 1940 von der Sowjetunion annektierten Republik Estland spielten und unter welchen Bedingungen die Menschen in ihnen tatsächlich arbeiteten. Gleichzeitig geben die Dokumente Einblick in das Schicksal der deutschbaltischen Restgüter unter sowjetischer Herrschaft.
Sonntag, 10. Oktober 2010
Galginaitis / Himmelreich / Vrubliauskaite: Einführung in das litauische Recht
Verlagsinfo:
Seit dem Beitritt Litauens zur Europäischen Union am 1.5.2004 sind bereits mehr als fünf Jahre vergangen. Im „alten Europa“ haben sich viele längst an die neuen Verhältnisse gewöhnt, so dass die schwierigen Transformationsprozesse, die Litauen durchlaufen musste, aus der Sicht der westlichen Nachbarn bereits in den Hintergrund getreten sind. Eine tiefere Auseinandersetzung mit dem litauischen Rechtssystem zeigt jedoch, dass es von sehr unterschiedlichen Traditionen geprägt und gleichzeitig Teil vielfältiger moderner Entwicklungsströmungen ist. So verdient z.B. angesichts der Diskussion über eine weitere Harmonisierung des europäischen Zivilrechts die Neukodifikation des litauischen Zivilrechts nach der Jahrhundertwende Interesse. Bei alledem bleiben die Schwierigkeiten eines tiefgreifenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Transformationsprozesses weiter spürbar.
Die Initiative für das vorliegende Werk entstand im Rahmen des Programms „Recht im Ostseeraum“, das die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel mit Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in den Jahren 2002/2003 durchführte. Im Rahmen dieses Programms wurden mehrfach Gastdozenten zu Vorlesungen nach Kiel eingeladen, so auch der Mitherausgeber dieses Bandes, Prof. Dr. Juozas Galginaitis. Aus diesen Anfängen entwickelte sich das Projekt dieses Bandes, an dem neben litauischen auch einige deutsche Autorinnen und Autoren mitgearbeitet haben.
Der Band vermittelt einen umfassenden Einblick in das litauische Recht. Er enthält, eingeleitet durch einen Überblick über die Grundlagen des litauischen Rechts, Informationen zu den wichtigsten Teilgebieten des Privatrechts, des öffentlichen Rechts und des Strafrechts Litauens. Schwerpunkte liegen auf dem Wirtschaftsrecht und den internationalen Bezügen der Rechtsordnung Litauens. Der Band will deutschsprachigen Leserinnen und Lesern einen Zugang zum Recht Litauens eröffnen. Es richtet sich an alle, die sich für die Rechtsentwicklung in Litauen interessieren oder mit dem Recht Litauens praktisch befasst sind.
Samstag, 9. Oktober 2010
Romualdas Granauskas: Das Strudelloch
Ein wichtiges Alterswerk des großen Meisters der litauischen Literatur: eine bewegende Geschichte um Ausgeliefertsein und Hoffnung, um Schuld und Schicksal.
Romualdas Granauskas gilt als einer der bedeutendsten litauischen Autoren, als »Wortmagier«, der in seinen Werken die Archetypen des kollektiven Unbewussten freilegt und das reale Handlungsgeschehen mystisch-sprachgewaltig überhöht.
In »Das Strudelloch« erzählt er über das Leben von Gaucys Jiuozapas, der abseits der Zivilisation in einem kleinen Dorf am Waldrand zwischen Landstraße und Eisenbahngleisen aufwächst. Gaucys ist ein Träumer, der die Natur liebt und nur wenige Freunde hat. Aber für die ist er der verlässlichste Mensch der Welt. Später, in der Stadtschule, öffnet sich ihm eine neue Welt, er entdeckt das Lesen und träumt von der Universität. Aber der Tod seines besten Freundes wirft Gaucys vollkommen aus der Bahn, er fühlt sich mitschuldig, auch wenn niemand ihm Vorwürfe macht.
Gaucys meldet sich bei einem Bau- und Montagewerk in Klaipeda. Was er dort erlebt, gleicht einem Alptraum. Das Wohnheim ist eher eine Baracke: Gewalt, Diebstahl, Alkohol und allumfassende Rechtlosigkeit haben sämtliche menschlichen Beziehungen, sogar die zwischen den Geschlechtern und zu Kindern, verroht und zerstört. Auch Gaucys hat seinem Schicksal wenig entgegenzusetzen, er ist wie gefangen in einem Zirkel von Schuld und Hilflosigkeit, aus dem es kein Entkommen gibt.
Dienstag, 28. September 2010
Jörn Barfod: Nidden
Verlagsinfo:
Durch seine exponierte Lage zwischen Ostsee und Haff mit hohen Dünen wurden sehr früh besonders Lehrer und Schüler der Königsberger Kunstakademie nach Nidden gelockt. Einer der prominentesten war Lovis Corinth. Brücke-Maler wie Karl Schmidt-Rottluff und Max Pechstein suchten und fanden im Hotel Blode gastfreundschaftliche Geborgenheit. Ebenso ist Nidden mit dem Auftritt des Nobelpreisträgers Thomas Mann verbunden, der sein Sommerhaus an der Steilküste errichtete mit dem berühmten „Italienblick“, der immer wieder gemalt wurde. Das Buch von Jörn Barfod vom Ostpreußischen Landesmuseum Lüneburg listet in seinem Lexikonteil mehr als einhundert Künstlernamen auf.
Montag, 27. September 2010
Gefährdete Jugendliche
Verlagsinfo:
In allen europäischen Ländern werden derzeit Fragen zur Bildung, Erziehung und sozialpädagogischen Betreuung von Jugendlichen heftig diskutiert. Eine erschreckende Serie von Kindesmisshandlungen in Deutschland hat zum verstärkten Nachdenken über neue Formen öffentlicher Kontrolle und staatlicher Intervention in die familiäre Erziehung geführt. Die fortbestehenden Probleme des deutschen Bildungssystems, dem im internationalen Vergleich wiederholt Versagen bei der Förderung sozial gefährdeter Schülerinnen und Schüler attestiert wurde, verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf. Hinzu kommen weitere pädagogische Problematiken wie Sucht, Delinquenz und Ausländerfeindlichkeit unter Jugendlichen vor dem Hintergrund zunehmender Armuts- und Ausgrenzungserfahrungen, die besonders in den Großstädten wahrnehmbar sind. Unter dem Druck öffentlicher Sparmaßnahmen taucht wiederholt die Frage auf, wer von der Hilfe profitieren soll. Gibt es 'Grenzen der Erziehung'? In all diesen Überlegungen treten dabei längst überwunden geglaubte Vorstellungen von Verwahrung und Disziplinierung auf. Aber welche pädagogische Methode ist die richtige?
Die in diesem Band enthaltenen Beiträge setzen sich intensiv mit den benannten Schwierigkeiten und deren Bedeutung für Schule, Jugendhilfe und Justiz auseinander und zeigen positive Entwicklungen anhand von sozialpädagogischen Angeboten in Lettland und Deutschland.
Sonntag, 26. September 2010
Sofie Oksanen: Fegefeuer
Verlagsinfo:
Das international gefeierte Meisterwerk über Liebe, Verrat und Angst – vor allem vor der Gewalt der Männer.
Wer Äußerstes erlebt hat, ist auch Äußerstes zu tun im Stande – das zeigt dieser vielfach ausgezeichnete und hoch spannende Roman über zwei Frauen, die sich wie zufällig begegnen und die doch eine gemeinsame Geschichte verbindet.
Als Aliide Tru, eine alte Frau, die allein in einem Bauernhaus auf dem estnischen Land lebt, ein Bündel in ihrem Garten findet, das sich als junge Frau entpuppt, schluckt sie ihre Skepsis und Menschenverachtung herunter und nimmt Zara in ihr Haus auf. Zara ist auf der Flucht vor ihren Zuhältern, die sie mit brutalster Gewalt zu Willfährigkeit gezwungen haben und ihr schon dicht auf den Fersen sind. Doch Zara sucht keineswegs so zufällig Unterschlupf bei Aliide, wie diese glaubt: Aliide könnte die Schwester ihrer Großmutter sein.
Während Zara noch Beweise für die Verwandtschaft sucht und nach einer Möglichkeit, Estland zu verlassen, fühlt sich Aliide von der jungen Frau bedroht: Zu oft musste sie Leib und Seele, Hab und Gut vor Eindringlingen schützen. In Rückblenden entsteht das immer schärfer werdende Bild einer Familientragödie, die fast fünfzig Jahre zuvor, als Estland von den Russen besetzt wurde, ihren Höhepunkt fand. Rivalität und Eifersucht, Scham, Schutzbedürftigkeit und vor allem Angst vor der Brutalität der Männer gegenüber den Frauen – das sind die Motive, die Aliide zu unvorstellbaren Entscheidungen zwangen.
Sofi Oksanen gelang mit diesem Roman, der in mehr als 25 Ländern erscheint und gerade in den USA gefeiert wird, der große Wurf. Atemlos vor Spannung liest man über das Schicksal zweier Frauen, die ganz unterschiedliche und im Kern doch vergleichbare Erfahrungen machen: Egal welches politische System auch herrscht, Opfer sind immer die Frauen.
Zur Autorin:
Sofi Oksanen, geboren 1977, Tochter einer estnischen Mutter und eines finnischen Vaters, studierte Dramaturgie an der Theaterakademie von Helsinki. Ihr dritter Roman, »Fegefeuer«, war monatelang Nummer eins der finnischen Bestsellerliste, verkaufte sich in Finnland so gut wie »Harry Potter« und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Finlandia-Preis sowie dem Literaturpreis des Nordischen Rates. Sofi Oksanen lebt in Helsinki.
Mittwoch, 11. August 2010
Sven Jüngerkes: Deutsche Besatzungsverwaltung in Lettland 1941-1945

Mittwoch, 23. Juni 2010
Elmar Römpczyk: Klondike Baltikum
Das sogenannte Baltikum - eine Goldmine?
In gewissem Sinne ja, aber nur für einige, für die Eliten, die die Transformation der ehemaligen Sowjetrepubliken und die während dieser Phase reichlich fließenden Gelder nutzten, um die eigenen Konten aufzubessern. Die gut gemeinten Hilfen an die neuen EU-Mitgliedstaaten sind größtenteils ohne wirkliche Fortschritte für die Länder und ihre Bevölkerung versickert.
Was hätte anders laufen sollen während der Transformation, was sollten die politischen und gesellschaftlichen Akteure, was sollten die Bürger heute tun, um eine demokratische und nachhaltige Entwicklung voranzutreiben? Was sollte Europa tun, um europäischer zu werden, um ein wirkliches Zusammengehörigkeitsgefühl zu schaffen und den Herausforderungen der heutigen Zeit wirkungsvoller zu begegnen?
Dienstag, 15. Juni 2010
Klaus Hübotter: 600 Versuche, mit zwei Zeilen die Wahrheit zu erreichen (1950-2006)
Verlagsinfo: Der Bremer Jurist und Baukaufmann Klaus Hübotter schreibt seit 60 Jahren. Schon mehrfach hat er seine Gedichte zu Büchern versammelt und an Freunde und Geschäftspartner verschenkt. Nun hat er aus seinem Fundus 600 Zweizeiler ausgewählt, die ins Lettische übersetzt wurden. Von 1990 an engagierte sich Klaus Hübotter in Lettland, vor allem in Riga, in der Sanierung historischer Gebäude und deren Überführung in neue Nutzungen.
Eine Kostprobe:
Freundschaft
Freundsein erfordert gemeinsame Sachen.
Lass uns nicht reden, lass uns was machen.
Mittwoch, 2. Juni 2010
Lesereise Estland - das Model und der Kapitän
Picus Lesereisen, 132 Seiten, ISBN 978-3-85452-971-2, 14,90 Euro.
Anregende Exkurse in ein Land am Scheitelpunkt zwischen Europas Osten und Westen
Eben noch arrangierte sich Estland als unfreiwillige Sowjetrepublik mit Partei und Planwirtschaft, da startete es auch schon als EU-Staat und NATO-Mitglied in ein neues Leben: Der junge Staat hat seit der »singenden Revolution« 1989 mehr erlebt als andere Länder in hundert Jahren. Seit der Unabhängigkeit scheinen die Uhren hier mit doppelter Geschwindigkeit zu laufen. Längst gibt es mehr Mobiltelefone als Menschen, und als erste Nation der Welt konnten die Esten ihr Parlament online wählen. Stefanie Bisping zeichnet das Bild eines Landes am Scheitelpunkt zwischen Ost und West, zwischen Tradition und Aufbruch. Von der kleinen IT-Metropole Tallinn, der Europäischen Kulturhauptstadt 2011, reist sie ins ländliche Estland, wo Störche durch die Felder spazieren, uralte Findlinge im »Land der Buchten« die Küste zieren und alter Aberglaube noch lebendig ist. Sie trifft Künstler, Kapitäne und Estlands ersten Fernsehkoch, lässt sich von Göttern und Gespenstern erzählen und macht sich in den Sümpfen und Mooren Südestlands auf die Suche nach Braunbären und Wölfen.
Mittwoch, 7. April 2010
Max Michelson: Stadt des Lebens, Stadt des Sterbens.

Max Michelson erzählt aus der Sicht eines Überlebenden die bewegende und erschütternde Geschichte seiner Familie während der sowjetischen und deutschen Besatzung Lettlands sowie des Holocausts. Aufgewachsen in einer wohlhabenden Familie in Riga erlebt er 1940, mit 15 Jahren, die Annektierung Lettlands durch die UdSSR mit ihrer Nationalisierungspolitik und dem Stalinterror. 1941 wurde die Familie durch den Einmarsch der Nazis in die SU auseinander gerissen. Michelson verlor seine gesamte Familie durch die Nazi-Gräueltaten und wurde Zeuge der Unmenschlichkeit des Genozids und des Krieges. Seine Aufzeichnungen sind sowohl für Historiker Osteuropäischer Geschichte und des Holocausts als auch für den allgemein interessierten Leser von Interesse.
Erster Teil: Meine jüdische Kindheit – Lettland während der Vorkriegszeit
1 Meine Familie
3 Die Jüdische Gesellschaft
4 Mein Vater
6 Großmutter Sophie und die Griliches Familie
7 Sylvia
8 Meine Tanten und Onkel
9 Thea, Arthur und Manfred Peter
10 Sommer in Jurmala
11 Meine Schulzeit
12 Die sowjetische Besatzung Lettlands
Zweiter Teil: Der Krieg und die Nachkriegsjahre
13 Deutschland greift die Sowjetunion an
14 Die Nazis besetzen Riga
15 Das Rigaer Getto
16 Die Aktion: Die Zerstörung des Rigaer Gettos
17 Das Kleine Getto
18 KZ Kaiserwald
19 KZ Stutthof
20 Polte-Werke in Magdeburg
21 Die Befreiung
22 Wieder ein Mensch
23 Auf der Suche nach Angehörigen
24 Ein neuer Anfang in der Neuen Welt
25 Ein neues Leben
Montag, 22. März 2010
Olga Kurilo (Hg.): Seebäder an der Ostsee im 19. und 20.Jahrhundert
Seebäder an der Ostsee im 19. und 20. Jahrhundert
Herausgegeben von Olga Kurilo
299 Seiten, ISBN 978-3-89975-151-2, Martin Meidenbauer Verlagsbuchhandlung, München 2009. 29,00 Euro.
Olga Kurilo ist habilitierte Osteuropahistorikerin. Seit 2004 lehrt sie an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Geschichte des Baltikums, die Entwicklung des Tourismus im Ostseeraum und die Geschichte der Deutschen in Osteuropa.
Aus dem Inhalt:
Wiebke Kolbe Deutsche Ostseebäder um 1900. Bäderregionen von Nordschleswig bis zur Kurischen Nehrung im Vergleich
Olga Kurilo Baltische Ostseebäder als Schauplätze der Transnationalität Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts
Frank Bajohr Bürgerliche Lebenswelt und Bäder-Antisemitismus an der deutschen Ostseeküste
Hans-Christian Bresgott Von Rügen nach Usedom. Landschaftsbilder und ihre Funktion bei der Etablierung der Ostseebäder
Nijolė Strakauskaitė Seebäder auf der Kurischen Nehrung: Geschichte und heutige Situation
Anja Peleikis Die Kurische Nehrung als nostalgischer Sehnsuchtsort im Wandel der Zeit
Małgorzata Omilanowska From ‘See-Badeort Zoppot’ to Buchholz-Todoroska ‘Sopot Resort’: The Sopot Residents and Resort Patients
Anja Wilhelmi Badekulturen für Männer und Frauen. Strandleben in den Ostseeprovinzen des Russischen Reichs im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert
Inga Sarma The history of swimming and the swimming tradition in the Bay of Riga in the Baltic Sea
Anu Järs Die Badekultur in den Ostseebädern Estlands
Małgorzata Omilanowska Das Ostseebad Polangen und seine Bäderarchitektur in den Jahren 1870–1918
Ėl’vira Jurčenko Die Seebäder des Samlands und ihre Darstellung in Museen des Kaliningrader Gebiets
Rihards Petersons The Cultural Heritage of Jūrmala City
Dimitri Spivak The Seaside Resort of Sestroretsk as a Cultural Heritage
Donnerstag, 18. Februar 2010
Europa erlesen: Vilnius

Freitag, 5. Februar 2010
Florian J. Anton: Staatlichkeit und Demokatisierung in Lettland

Dienstag, 2. Februar 2010
Pauls Toutonghi: Die Geschichte von Yuri Balodis und seinem Vater, der eigentlich Country-Star war

Nur Yuri scheint irgendwie aus der Art zu schlagen. Seit er sich in die Jungkommunistin Hannah verliebt hat, zitiert er beim Essen neuerdings Marx und Lenin. Für seine Eltern bricht eine Welt zusammen. Trotzdem lassen sie den Sohn seine eigenen Erfahrungen machen. Und das tut dieser auch ausgiebig, bis ein nächtlicher Ausflug mit Hannah, der schlimme Folgen hat, ihn über Nacht erwachsen werden lässt. Und gerade noch rechtzeitig versteht Yuri, dass das Leben wirklich so irre ist, wie sein Vater immer behauptet – und alles, aber auch alles möglich.
Dienstag, 19. Januar 2010
Claire Beyer: Rohlinge

Roman. Frankfurter Verlagsanstalt, 2009. 160 Seiten, € 17,90/ € 18,50 [A]/ CHF 31,50. ISBN 978-3-627-00163-6
Verlagsinfo:
Der elfjährige Donald ist mit seinem Vater aus Lettland in die Bundesrepublik gekommen. Hier, in der neuen Heimat, hat er nicht nur mit der Sprache zu kämpfen; Mitschüler und Jugendliche schikanieren ihn. Die Lehrerin Karin Beerwald erkennt das Leid des Jungen und will ihm helfen. Eines Tages trifft sie ihn bei einem Spaziergang in einem leerstehenden, verwilderten Häuschen, das ihm offenbar als Versteck und Rückzugsort dient. Ein Zeitungsartikel, den sie dort vorfinden, legt die Fährte zu einem verschwundenen Unternehmer, der polizeilich gesucht wird und der Donald um ein Haar in größte Gefahr bringt. Claire Beyers viertes Buch ist so leicht und fabelhaft wie ein Sommerabend am See. Von der ersten Seite an verzaubert uns die Geschichte des lettischen Jungen Donald und seine „Resignation eines Kindes, das am Rand der Welt zurückgelassen wurde“ und der allein stehenden Grundschullehrerin Karin Beerwald, die auf der Suche ist nach einem für sie richtigen Leben. Und wie bei einem herannahenden Regen erkennt der Leser erst in der Zerbrechlichkeit der Situation wehmütig auch deren jederzeit gefährdete Schönheit. Mit sanfter, heiterer Melancholie beschreibt Claire Beyer eine Gesellschaft, die, von Sprachlosigkeit geprägt, eine Verwandlung erfährt.
Mittwoch, 30. Dezember 2009
Abraham Suzkever: Gesänge vom Meer des Todes / Wilner Getto 1941-1844

Aus dem Jiddischen von Hubert Witt. Ammann Verlag 2009, 192 Seiten, 22.95 Euro / 39.90 CHF / 23,60 Euro A. ISBN 9783250105312.
1946 sagt Abraham Sutzkever als Zeuge bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen aus. Drei Jahre hat er im Wilner Getto die Greueltaten der Nazis und ihrer litauischen Helfer hautnah miterlebt. Sein lyrisches Werk, das in dieser Auswahl zum ersten Mal in deutscher Sprache vorliegt, ist eine poetische Zeugenaussage, mit deren Sprachgewalt Sutzkever in den Louvre der großartigsten Dichtungen des 20. Jahrhunderts Einzug hält. In den jiddischen Versen von Abraham Sutzkever pulsieren die Emotionen in der jahrhundertealten Sprache der Träumer und Kabbalisten, Märtyrer und Heiligen. Es ist eine Sprache der Weisheit und Bescheidenheit, das Idiom einer verängstigten und hoffnungsvollen Menschlichkeit – reich an Erinnerungen, die über Generationen hinweg bewahrt werden. Sutzkever erhebt diese Sprache zur höchsten Kunstform: »… Und so geschah es: / In einer Minute des Nicht-Erinnerns, / Als ich eine Kirsche zu den Lippen nahm – / Hat sich die Kirsche / In eine heiße Kohle verwandelt und Wörter gezündet.«
Dem Übersetzer Hubert Witt sei hier ein großer Dank ausgesprochen für seine Arbeit; sie verdient Beachtung und Respekt.
Leseprobe

Juli 1944. An der Vertreibung der deutschen Eroberer aus Wilna sind auch jüdisch Partisanen beteiligt. Nur Wenige haben überlebt. Kaum etwas ist geblieben vom »Jerusalem des Nordens«, das Wilna einmal war: eines der bedeutendsten Zentren jüdischer Kultur in Osteuropa. Einige Handschriften, Bücher, Skulpturen und Leuchter konnten vor der Zerstörung bewahrt werden – in schützenden Verstecken oder vergraben im Erdboden.
Abraham Sutzkevers Bericht Wilner Getto 1941–1944 ist Teil und Spur dieser Geschichte. Im Wilner Getto half der junge Dichter maßgeblich, das kulturelle Geschehen und damit die jüdische Identität am Leben zu erhalten, und war Teil eines kulturellen Widerstands, aus dem der bewaffnete Aufstand hervorging. 1943 konnte Sutzkever aus dem Getto in die umliegenden Wälder fliehen und schloß sich den Partisanen an. Seine Aufzeichnungen, erstmals 1946 in Moskau er-schienen, schildern minutiös die Ereignisse, voll von Zorn und Trauer, Hoffnung und Stolz. Sie atmen das unmittelbar durchlittene Trauma. 65 Jahre nach der Befreiung des Wilner Gettos liegt dieses wichtige Dokument (hier in der Pariser Fassung) erstmals auf deutsch vor.
Leseprobe
Montag, 30. November 2009
Feuerspuren - lettische Tanzrituale und Symbole
Aus der Reihe: EUROPA DER KULTUREN. Verlag Metanoia, Bergdietikon / Schweiz, 2009. 243 Seiten, 34,00 Euro (50 CHF). ISBN 978-3-907038-40-6. Mit Audio-CD beiliegend.
Der menschliche Lebensweg, im jahreszeitlichen Wandel der Natur, ist Abbild des Schöpfungsweges. Er wird begleitet von mythischen Gesängen (den Dainas), den heiligen Zeichen (den Zimes) und von Tanz.
In diesem Projekt – Buch, Film-DVD und Musik-CD – verbinden sich die Themen des Lebens durch Gesang, Instrumentalmusik und einfache, getanzte Raumformen mit den Stimmungsbildern eines ganzen Tages – von Morgen bis Mitternacht zu einem neuen Morgen.
Mit Fachbeiträgen diverser lettischer Autorinnen und Autoren in lettisch und deutsch.
Eine DVD mit dem Film «Feuerspuren» ist separat oder im Set mit diesem Buch erhältlich.
Donnerstag, 29. Oktober 2009
Forschungen zur baltischen Geschichte

Inhalt u.a.:

Inhalt u.a.:
Piret Lotman: Der Kirchenstreit zwischen schwedischen und
deutschen Geistlichen in Nyen (S. 9-23)
Marite Jakovleva: Die Beziehungen zwischen Herzog Jakob
von Kurland und Russland (S. 24-56)
Aivar Põldvee: Esten, Schweden und Deutsche im Kirchspiel
St. Matthias und Kreuz im 17. Jahrhundert (S. 57-70)
Ea Jansen: Das „Baltentum", die Deutschbalten und die Esten (S. 71-111)
Kalervo Hovi: Veränderungen der Schwerpunkte in der französischen
Baltikumpolitik 1918-1927 (S. 112-126)
Ineta Lipša: Frauen in den Parlamentswahlen der Republik Lettland 1920-1934
(S. 127-148)
Ilgvars Butulis: Auswirkungen der autoritären Ideologie von Kārlis Ulmanis auf die lettische Geschichtsschreibung (S. 149-158)
Vita Zelče: Die ersten sowjetischen Zeitdokumente der Nachkriegszeit: Kalender für das Jahr 1945 (S. 159-172)
Tõnu Tannberg: Der Kreml und die baltische Frage 1956 (S. 173-196)

Inhalt u.a.: Andris Šne: Stammesfürstentum und Egalität: Die sozialen Beziehungen auf dem Territorium Lettlands am Ende der prähistorischen Zeit (10.-12. Jh.) (S. 33-56)
Sicht der Archäologie (S. 57-86)
Enn Küng: Die schwedische Ostseepolitik, die internationale
Handelskonjunktur und die Entstehung der Narvaer Handelsflotte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts (S. 87-102)
Arvo Tering: Die Seereisen baltischer Studenten in die Universitätsstädte Nord- und Westeuropas im 17. und 18. Jahrhundert (S. 103-131)
Mati Laur: Peccatum contra sextum vor dem Pernauer Landgericht in den 1740er Jahren (S. 132-150)
Uldis Kreslinš: Der Putsch von Valmiera am 21. Januar 1927: Zur lokalen und allgemeinen Einordnung des Geschehens (S. 151-165)
Rasa Parpuce: Die Arbeit des Paritätischen Ausschusses in den Jahren 1939-1940: Die Aufteilung der lettischen Kulturgüter (S. 164-197)
Ago Pajur: Die Auflösung der estnischen Armee im Sommer 1940 (S. 198-223)

Inhalt u.a.:
Mikael Kristian Hansen: Die Kalmarer Union und der Deutsche Orden 1410–1423: Die Estlandfrage (S. 11-39)
Anti Selart: Das Wunder in Narva am 11. Mai 1558. Zur Geschichte der russischen Polemik gegen die Reformation im 16. Jahrhundert (S. 40-57)
Kari Tarkiainen: Christian Agricola und die schwedische Kirchenpolitik in Estland 1583–1586 (S. 58-77)
Marten Seppel: Gab es staatliche Hungerhilfe in den schwedischen Ostseeprovinzen im 17. Jahrhundert? (S. 78-96)
Gvido Straube, Mati Laur: Der Hallische Pietismus und die Herrnhuter Brüdergemeine in Liv- und Estland im 18. Jahrhundert (S. 97-114)
Aija Taimiņa: "... aus ächten und unverfälschten Quellen": Ernst Hennig, Wilhelm Friedrich Freiherr von Ungern-Sternberg, Johann Christoph Brotze und ihre Arbeit an den Dokumenten aus dem Geheimen Archiv in Königsberg (S. 115-144)
Ago Pajur: Der Ausbruch des Landeswehrkriegs. Die estnische Perspektive (S. 145-169)
Kaspars Zellis: Die Schlacht bei Cēsis, die Esten und das historische Bewusstsein der Letten (S. 170-189)
Tõnu Tannberg: Wie bekämpft man die Waldbrüder? Die baltische Frage im Kreml Ende 1944 (S. 190-209)
Tiiu Kreegipuu: Die Darstellung der "Juniwende" vom 21. Juni 1940 in der sowjetestnischen Presse 1945 (S. 210-228)
Donnerstag, 24. September 2009
Erkunden Sie Tallinn
ISBN 978-9985-9947-2-6.
Das Inhaltsverzeichnis des Buches umfasst 40 verschiedene Einzelthemen und -geschichten.
Bernhard Böttcher: Gefallen für Volk und Heimat.

Kriegerdenkmäler und das damit verbundene Totengedenken sind ein Politikum. In den neu entstandenen Staaten Ostmitteleuropas waren sie nach dem Ersten Weltkrieg Ausdruck und Mittel des Selbstfindungsprozesses und der Selbstbehauptung der Völker. Die vorliegende Untersuchung zeichnet anhand der Kriegerdenkmäler deutscher Minderheiten in Estland, Lettland, Rumänien und in der ehemaligen Tschechoslowakei deren jeweilige Neuorientierung und die Triebkräfte bzw. Hinderungsgründe ihrer Integration in den neuen Staat nach.
Verlagsinfo zum Autor:
Dr. Bernhard Böttcher ist Studienrat am Gymnasium Theodorianum in Paderborn.
Donnerstag, 20. August 2009
Jazeps Osmanis: Trotz alledem - glücklich!
Trotz alledem - glücklich!
Kindheitserinnerungen aus Lettland.
Herstellung und Verlag: Book on Demand GmbH, Norderstedt. 1. Auflage 2008. 224 Seiten, 13,90 Euro (D) / 14,30 Euro (A). ISBN 978-3-8334-7525-2.

In der wunderschönen Landschaft Lattgale, eine ärmliche Region Lettlands, wurde die Hauptperson Jazeps, alias Jusi, in einer Landpächterfamilie geboren. Nach mehreren erfolglosen Pachtversuchen zog die Familie nach Kegums an der Düna um. Die einzelnen Geschichten zeigen die wunderschöne Natur, wie neue Freundschaften geschlossen wurden, die Schulanfänge, erste Annäherungen an Mädchen, die tiefe Zuneigung an den strengen und oft unbeherrschten Vater, die geistige und körperliche Entwicklung des Kleinen Jusi. Obwohl der Autor den Vater am Ende des Krieges im Konzentrationslager verlor, enthält seine Botschaft keinen Hass, die Erzählungen sind von tiefen Humanismus, Verständnis Miteinander und Überlebenswillen durchwebt.
Verlagsinfo zum Autor:
Jazeps Osmanis
Dr. der Philologie-Wissenschaften, lebt in Riga. Geboren am 11.07.1932 in Skrudaliene/ Lettland. Nach Abitur mit Auszeichnung, Studium an der Lettischen Staatsuniverität in Riga, Fakultät für Geschichte und Philologie. Er hat15 Gedichtbände für Kinder und ungfähr genau so viele für Erwachsene geschrieben. Aus seiner Feder stammen um die 30 Gedichtbände, Prosa- Arbeiten und Theaterstücke, übersetzt aus polnischer, russischer, weißrusischer und deutscher Sprache. Das Operettentheater in Riga hat zwei seiner musikalischen Komödien- "Annele" und "Salz und Brot in der Kartoffelstraße"- aufgeführt. Jazeps Osmanis hat zwei Töchter und fünf Enkelkinder.
Dienstag, 7. Juli 2009
Mari Tarvas: Autobiografisches Schreiben von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart

Autobiografisches Schreiben von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart.
Unter Mitarbeit von Sonja Pachali, Aigi Heero, Merle Jung, Helju Ridali und Maris Saagpakk. Peter Lang Verlag - Internationaler Verlag der Wissenschaften - Frankfurt am Main 2009. 132 Seiten, 24,80 Euro. ISBN 978-3-631-59236-6.
Das Buch enthält folgende Beiträge:
Mari Tarvas: Autobiografie. Frühe Neuzeit. Tallinn. Eine Art Einleitung.
Mari Tarvas: Paul Fleming und Autobiografie. Zu einigen Tendenzen der Rezeption seines Werks.
Aigi Heero: Deutschsprachiges Gelegenheitsschrifttum in Reval. Am Beispiel von Timotheus Polus' Hochzeitsgedichten in der Sammlung "Vota nuptiala".
Maris Saagpakk: Reiner Brockmanns Briefe.
Suliko Liiv: Tallinn im 17.Jahrhundert - Treffpunkt der Kulturen und Sprachen.
Helen Kurss: Zur Geschichte der 'Liedersaal'-Handschrift.
Merle Jung: Autobiografische Texte deutscher Jugendlicher als Vermittler landeskundlicher Informationen im DaF-Unterricht.
Helju Ridali: Zu den Modifikationen der Phraseologismen in der Belletristik.
Sonntag, 10. Mai 2009
Philipp Schwartz
Das Lettländische Zivilgesetzbuch vom 28. Januar 1937 und seine Entstehungsgeschichte
Shaker Verlag Aachen 2008, 342 Seiten, ISBN 978-3-8322-7758-1, 49,80 Euro.
Verlagsinfo:
Nach Wiedererlangung der staatlichen Unabhängigkeit Lettlands 1991 wurde das Lettländische Zivilgesetzbuch von 1937 mit Änderungen nach und nach wieder in Kraft gesetzt. Die lettische Rechtswissenschaft und -praxis stützen sich somit auch heute noch auf dieses Zivilgsetzbuch und dessen tragende Gedanken. Aus diesem Grund ist es notwendig, die Motive und Konzeptionen des Gesetzbuches im Rahmen seiner Entstehungsgeschichte zu kennen. Die erste umfassende und tendenzlose Aufarbeitung der lettischen Rechtsgeschichte erschien im Jahre 2000, umfasste allerdings alle Rechtsgebiete und widmete dem Zivilgesetzbuch als solchem nur etwas mehr als drei Seiten. In sofern hat bis heute noch keine ausreichende Auseinandersetzung mit dem Lettländischen Zivilgesetzbuch von 1937 und insbesondere dessen Entstehungsgeschichte stattgefunden. Diese Lücke zu schließen und möglichst alle bisher über verschiedene Zeitschriften, Monographien, Bibliotheken und Archive verstreuten relevanten Quellen zur Entstehungsgeschichte des Lettländischen Zivilgesetzbuchs von 1937 zusammenzufassen, war Ziel dieser Arbeit.
Mittwoch, 8. April 2009
Herle Forbrich: Herrenhäuser ohne Herren

Die Gutswirtschaft prägte über vier Jahrhunderte den Raum zwisVchen Elbe und Finnischem Meerbusen. Ein Netz aus mehr als 10.000 Herrenhäusern, Parks und Gutsgebäuden war das Ergebnis.
Doch Demokratisierung, Industrialisierung und vor allem die politischen Umbrüche im 20. Jahrhundert haben deren Bedeutung und Funktion verändert. Zerstörung, Nutzung und Erhalt der ostelbischen Herrenhäuser werden hier erstmals in transnationaler Perspektive dokumentiert und auf Basis verschiedensprachiger Literatur analysiert: Fünf Umnutzungsformen und zwei Umnutzungsstrategien werden definiert. Typische Entwicklungen in der DDR, Polen und den baltischen Republiken Estland und Lettland werden dargelegt. Lösungsansätze für heutige Fragen nach Nutzung und Erhalt der Güter werden aufgezeigt.
„Eine verdienstvolle, kühne Arbeit zu einem überaus wichtigen Thema. Man stelle sich vergleichsweise vor, in Bayern wären nach dem Zweiten Weltkrieg die Kirchen verschwunden.“ Karl Schlögel, Europa-Universität Viadrina.
Über den Autor / die Autorin:
Herle Forbrich ist Kulturwissenschaftlerin. Sie studierte in Frankfurt (Oder), Tartu (Estland) und Vaasa (Finnland). Sie arbeitet als freie Wissenschaftlerin und Autorin. Näheres unter: hermanors.com.
Dienstag, 7. April 2009
MARIJAS - Lettische Theologinnen melden sich zu WORT

Das Buch enthält Predigten und Andachten sowie geistliche Betrachtungen und Gedichte. Den Texten vorangestellt ist jeweils ein Lebenslauf der Autorin. Für die lettischen Theologinnen bedeutet die Herausgabe des Buches eine Rückenstärkung und moralische Unterstützung - sowie die Möglichkeit auf ihre Situation aufmerksam zu machen.
Cornelius Hell: Erwachendes Vilnius

Kontrastreiche Einblicke in die malerische Kulturhauptstadt 2009
Das Labyrinth der Altstadt von Vilnius, aufgenommen in das UNESCO-Weltkulturerbe, vereint verwinkelte Gassen und großzügige Plätze, das Architekturensemble einer der ältesten Städte Europas, unzählige Kirchen und zahlreiche Zeugnisse einer bewegten Geschichte. Doch am anderen Ufer des Flusses Neris verdrängen die neuesten Wolkenkratzer die alten, ärmlichen Holzhäuser. Und am Fluss ist man schnell in der wilden, unfrisierten Natur. Die litauische Hauptstadt steckt voller faszinierender Gegensätze. Cornelius Hell kennt die Stadt seit 25 Jahren. Er durchstreift sie, erzählt ihre Geschichten und Geschichte, blickt in ihre Abgründe, beschreibt ihr Licht und ihre dunklen Flecken. Das litauische Grossfürstentum und die sowjetische Okkupation, das letzte Heidentum Europas und ein heftiger barocker Katholizismus, die reiche Geschichte der Juden im »Jerusalem des Nordens« und ihre fast vollständige Ermordung während der Nazi-Besatzung – alles hat hier seine Spuren hinterlassen. In dieser modernen Hauptstadt, in der man die älteste indogermanische Sprache spricht, wo Poesie und Theater blühen und die reiche litauische Küche ein Verweilen fordert. In der Europäischen Kulturhauptstadt 2009, die noch immer Terra incognita ist.
Sigitas Parulskis: Drei Sekunden Himmel

Liebe, Gewalt und Sex - ein Roman über alles, was heilig ist
Sigitas Parulskis, einer der wichtigsten Schriftsteller Litauens, hat einen schonungslos wütenden, poetisch-komischen Roman über die verlorene Generation des Ostens geschrieben. Am Ostseestrand sitzt, den Blick aufs Meer gerichtet, der 40jährige Robertas. Am äußersten Rand des untergegangenen Sowjetreichs, in den riesigen Dünen der kurischen Nehrung, die vor seinem inneren Auge die Mondlandschaft eines Truppenübungsplatzes heraufbeschwören, lässt er die wichtigsten Stationen seines Militärdienstes in der DDR an sich vorbeiziehen: die Einberufung zur Eliteeinheit der Fallschirmjäger, die brutale Ausbildung in einer sowjetische Garnison bei Cottbus, der soldatische Alltag, geprägt von skurrilen Konflikten und berührenden Begegnungen mit Kameraden, Vorgesetzen und der ostdeutschen Bevölkerung. Zwischendurch schweift Robertas ab in eine unglückliche Liebesgeschichte, die ihn ebenso wenig loslässt wie der Wehrdienst. Dabei bringt er ein existentielles Grundgefühl zum Ausdruck: Wie der Springer in den drei Sekunden, bevor er den Fallschirm öffnen darf, schwebt hier eine ganze Generation über dem Boden der Wirklichkeit, verloren zwischen traumatischem Gestern und ungewissem Morgen.
Von Tels-Paddern bis zur Fischermai
Orte, Texte, Zeichen Reihe: Colloquia Baltica

„Ein Schiff zu bauen heißt nicht allein, Segel zu weben, Nägel zu schmieden, Sterne zu lesen, wohl aber die Lust am Meer zu wecken.“ Als ein literarischer Führer in Lettland und Estland will das Buch den Leser gewinnen für jene Länder und Völker am östlichen Ufer des baltischen Meeres, die der Mitte Europas verbunden sind.
Der Autor bereist Orte des Erinnerns vom kurländischen Tels-Paddern des Dichters Eduard von Keyserling bis zur Revaler Fischermai, der Heimat des estnischen Chronisten Balthasar Rüssow. Erlebtes und Erlesenes fügt er zu einem Mosaik von Land und Leuten. Deutschbaltische Geschichte und Kultur hatten durch Jahrhunderte ihren Anteil daran.
Über den Autor:
Dr. Dietmar Albrecht, Jahrgang 1941, ist Politologe und Sinologe, war Gründer und Leiter der Academia Baltica in Lübeck und hat seit Jahrzehnten die Länder des Nordens und des Ostens bereist - mit der Muße zur Suche in Raum und Zeit.
Martin Meidenbauer Verlag 2008, 310 Seiten, ISBN:9783899751536, 19.90 Euro.
Montag, 15. Dezember 2008
"Anwalt der Balten" oder Anwalt in eigener Sache?
"Anwalt der Balten" oder Anwalt in eigener Sache?
Berliner Wissenschafts-Verlag (BWV) 2008, 371 Seiten, 44 Euro.
Die deutsche Baltikumpolitik 1991–2004
Die auffällige Zurückhaltung gegenüber Estland, Lettland und Litauen trug der Bundesregierung schon in den neunziger Jahren den Vorwurf ein, sie vernachlässige die baltischen Kleinstaaten zu Gunsten einer auf nationale Interessenmaximierung fixierten und an Russland orientierten Realpolitik. Diese gängige Interpretation wird in der Untersuchung zurückgewiesen. Grund für die deutsche Zurückhaltung gegenüber den Balten waren die umfassenden Pläne zur Schaffung eines friedlichen und integrierten Europas, welche die Bundesregierung bereits in den frühen neunziger Jahren in eine doppelte Zwickmühle brachten: Zum einen erwies es sich als ungeahnt schwierig, sowohl die in Maastricht auf den Weg gebrachte institutionelle Vertiefung der EU als auch deren Erweiterung zeitgleich voranzutreiben. Zum anderen stießen die deutschen Bemühungen, Russland an die westlichen Strukturen heranzuführen, auf den Widerstand der übrigen MOE-Staaten, die sich um eine Abgrenzung von Russland bemühten. Diese Schwierigkeiten hatten zur Folge, dass die Erweiterung der EU und der NATO zum einen aufgeschoben und zum anderen auf einen kleinen Kreis von Bewerberstaaten beschränkt werden musste. Die Situation wurde für die Balten zusätzlich dadurch verschärft, dass die Bundesregierung auf Grund ihrer Bemühungen, sich von der Außenpolitik ihrer Vorgänger zu distanzieren, gerade dort mit größter Zurückhaltung agierte, wo die historisch-kulturellen Verbindungen einst besonders ausgeprägt waren. Der Eindruck, Deutschland dränge auf eine Wiederherstellung der alten Einflusssphären in Mittelosteuropa, sollte unter allen Umständen vermieden werden. Diese Kombination aus praktischen und historisch-moralischen Ursachen verhinderte, dass die Anwaltschaft, welche die Bundesregierung 1991 gegenüber den baltischen Staaten erklärt hatte, in den darauffolgenden Jahren mit Leben gefüllt wurde. Ironischerweise deuteten einige internationale Beobachter eben diese Zurückhaltung als Indikator für die Rückkehr Deutschlands zu einer auf nationale Interessenmaximierung fixierten Realpolitik.
Dienstag, 25. November 2008
Vilnius im Wandel
Wissenschaftlicher Verlag Berlin 2006
Verlagstext:
Die litauische Hauptstadt hat sich seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion grundlegend gewandelt. Die Innenstadt wurde saniert, neue Quartiere sind entstanden. Andererseits zerfallen die Großsiedlungen am Stadtrand zusehends. Jolita Lenkeviciute beschreibt, wie sich unter den gegenwärtigen Bedingungen der freien Wohnwahl eine neue Dynamik der sozialräumlichen Segregation entfaltet. Auf der Grundlage umfangreichen empirischen Materials, repräsentativer Umfragen und qualitativer Interviews erfasst sie das Wohnverhalten der Menschen in den Vilniuser Großquartieren in der Phase der Transformation.
Buchvorstellung durch INFOBALT in:
Baltische Stunde Nr.110, 20.November 2008 - Radioweser.tv
Sonntag, 5. Oktober 2008
Eeva Park: Falle, unendlich
Verlagsinfo:
Ein früher Winter in Tallinn, nasse Kälte durchzieht die verfallenen Häuser am Stadtrand, in die sich Tiiu geflüchtet hat – zu den Obdachlosen, den Säufern, den verwahrlosten Straßengören und Fixern, den Verlierern der neuen Zeit. Doch Tiiu gehört hier nicht hin, denn sie hat einen Plan ...
Die estnische Erfolgsautorin Eeva Park erzählt in ihrem Thriller die Geschichte der jungen, lebenslustigen Tiiu Sakkeus, die ihren Lebenshunger und Leichtsinn bitter bezahlt: Ein altes Briefmarkenalbum –noch aus Sowjetzeiten und davor – verspricht schnelles Geld, und sie vertraut leichtsinnig ihrem neuen Freund Lars, der sie nach Deutschland bringt. Doch dort wird ihr brutal klar gemacht, dass nicht die Briefmarken die Ware sind, sondern sie selbst.
Nach einer Odyssee, nach Zwangsprostitution und Mord schafft es Tiiu tatsächlich wieder nach Estland zurück, und sie will Rache nehmen. Aber sie hat sich verändert ...
FALLE, UNENDLICH ist ein rasanter, psychologisch präziser Thriller um die Frage, was wir tun, wenn wir aus unserer vertrauten Welt gewaltsam herausgerissen werden. Zu was sind wir dann fähig?
Ein Roman für anspruchsvolle Krimifans und Liebhaber packender Unterhaltung, die aktuelle Themen in zeitgemäßer Form auf internationalem Niveau lesen wollen. Zynisch und poetisch, realistisch und ausdrucksstark zugleich.
Zur Autorin:
Eeva Park wurde 1950 in Tallinn (Estland) geboren, arbeitete als Porzellan- und Seidenmalerin und seit 1985 als freie Autorin. Von ihr sind bislang drei Romane, vier Bände mit Kurzprosa und fünf lyrische Werke veröffentlicht worden, die mehrfach ausgezeichnet wurden. Übersetzungen ins Finnische, Englische, Norwegische, Russische, Schwedische und Ungarische sind bereits erfolgt; FALLE, UNENDLICH ist Eeva Parks literarisches Debüt in Deutschland.
Dieser Thriller wird zurzeit in Schweden verfilmt.
Donnerstag, 8. Februar 2007
Jutta Noak-Vaitkienė: Minčių dvikova / Duell der Gedanken
Freitag, 22. September 2006
Anšlavs Eglītis: Homo Novus
Verlagsinfo: An einem Septemberabend der 30er Jahre treffen auf dem Bahnhof in Riga
zwei junge Männer ein, der eine, Eizens Zibeika, kehrt aus Paris zurück,
dort hat sich vor allem zum Genußmenschen ausbilden lassen, hier will
er eine Erbschaft antreten. Der andere, Juris Upenajs,
Kunsthochschulabsolvent, kommt aus der Provinz, und Riga zu erobern ist
für den schüchternen Maler ein verwegener Traum, an dem er tapfer aus
Begabung festhält. Besagte Erbschaft aber wird für beider Leben
Unerwartetes bedeuten.
Anslavs Eglitis’ Bohème-Roman Homo Novus ist so ganz anders als die
westlichen Vertreter des Genres. In der Hauptstadt des neuen,
unabhängigen Lettland ist das Künstlersein nichts weniger als
schwarzromantisch, morbide und schwindsüchtig, Künstler sind keine
Randexistenzen, sondern entfalten sich mitten im Leben, und ihr Ringen
um Anerkennung ist wild, kraftvoll und von deftiger Fröhlichkeit.
Juris Upenajs bestaunt und besteht die Fallstricke der Pariser
Trabantenmetropole Riga, zwischen neidischen Bohemiens, bürgerlichem
Wohlwollen und nicht zuletzt den schönen Frauen – bis zum großen
Showdown, einem heißumkämpften Kunstwettbewerb.