Geschwisterbeziehungen im deutschbaltischen Adel des 18. und 19. Jahrhunderts. Reihe:
Veröffentlichungen des Nordost-Instituts, Band 28, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2022. ISBN: 978-3-447-11865-1, 219 Seiten, 35.00 Euro (D) / 36.00 Euro (A).
Verlagsinfo:
Bis anhin herrschte in der Familiengeschichte vorwiegend eine vertikale,
hierarchische Perspektive. Anhand von autobiografischen Schriften
deutschbaltischer Adliger untersucht Denise von Weymarn-Goldschmidt die
horizontale Ebene in Familiengefügen, nämlich die
Geschwisterbeziehungen. Dabei unterscheidet sie zwischen
Vollgeschwistern, Halbgeschwistern, Stiefgeschwistern und illegitimen
Kindern. Gerade der Umgang mit den illegitimen Kindern verdeutlicht den
Unterschied zwischen nominellem und gelebtem Familienverständnis.
Fokussiert wird zudem der häufig große Altersunterschied zwischen den
Kindern, wodurch die Geschwister teilweise erst im Erwachsenenalter
miteinander vertraut wurden. Weitere Themenfelder, die die Familien
prägten, sind Lieblingskinder, Aufwachsen von Geschwistern in getrennten
Haushalten, das gemeinsame Wohnen von erwachsenen Geschwistern und der
Umgang mit dem Tod von Geschwistern. Der große Altersunterschied
zwischen den Geschwistern führte zu Generationenverschiebungen und in
einigen Fällen zu Ehen zwischen Onkeln und Nichten. Die Folgen für das
familiäre Machtgefüge bei einer generationenübergreifenden Ehe und die
(fehlenden) Bezüge zum Inzestdiskurs werden genauso diskutiert wie die
Rolle von Onkeln und Tanten. Die vorliegende Untersuchung von
Geschwisterbeziehungen liefert ein neues Element zum Verständnis
historischer Familienformen.
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