Gedichte. Aus dem Lettischen von Adrian Kasnitz. Parasitenpresse Köln 2020, 78 Seiten, 12,- €
Verlagsinfo:
Nüchtern, fast unterkühlt beobachtet und notiert der lettische Dichter Krišjānis Zeļģis Alltag und Leben in seinem Gedichtband Wilde Tiere.
Manchmal so akribisch, dass man den Eindruck hat, er steht neben sich
selbst, beobachtet und beschreibt, was gerade mit ihm und den Personen
um ihn herum passiert, zum Beispiel einem Paar beim Ausflug an den See.
Bei Familienfeiern, Treffen mit alten Freunden, zufälligen Begegnungen
bei Bus- und Bahnfahrten stellt sich schnell ein Gefühl der Entfremdung
ein, „ich fürchte ich kenne diese Leute nicht“. Im Kapitel „die
Fachmänner“ werden Menschen und ihre Berufe fast wie Tiere im Zoo
präsentiert. Jeder Fachmann wundersamer als der andere. Vertrauter
wirken da die wilden Tiere, die uns in der Landschaft begegnen: „in der
Nacht kam ein Hund und setzte sich zu uns“. Wenigstens die Tiere könnten
unsere Freunde sein, wären die Menschen nicht so bösartig und hockten
auf dem „Hochsitz im Wald / wo du alle leichtgläubigen Tiere abknallen
kannst“.
Fremdheit, Leere, Trauer sind wiederkehrende Themen der Gedichte.
Längst Verdrängtes poppt ungefragt auf, wenn der Gesang eines „bös
verschlagenen Vogels“ plötzlich daran erinnert, dass der Bruder im See
ertrunken ist. Auch an einem wohl vertrauten Ort kann sich die
Abwesenheit von Dingen wie ein schwarzes Loch auftun und alles
verschlingen, wie im folgenden Gedicht aus dem Band.
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