Montag, 10. Dezember 2012

Hermann Pölking: Das Memelland - Wo Deutschland einst zu Ende war

Ein historischer Reisebegleiter. Be.bra-Verlag Berlin 2012, 432 Seiten, 174 z. T. farb. Abb., 10 Karten. ISBN 978-3-89809-099-5, 24,95 Eur[D] / 25,70 Eur[A] / 35,90 CHF.

Verlagsinfo:
Das Memelland war immer eine Region, in der Deutsche, Litauer, Kuren, Russen, Polen und viele andere aufeinander trafen. Hermann Pölking nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die Geschichte dieser europäischen Sehnsuchtslandschaft. Im Vordergrund stehen jeweils Orte, an denen heute noch die Vergangenheit spürbar wird: Von Nimmersatt, dem einst nördlichsten Dorf des Deutschen Reichs, über das Sommerhaus von Thomas Mann auf der Kurischen Nehrung bis hin zur Landschaft um das Dorf Willkischken, die Johannes Brobowski zum Schriftsteller werden ließ. So entsteht eine lebendig erzählte Geschichte, die als Kulturführer in das Gepäck jedes Baltikum-Reisenden gehört.

Sonntag, 9. Dezember 2012

Krišjānis Barons: LATVJU DAINAS / Lettische Volkslieder

Latvian Folksongs / Латышские народные песени. Redaktion dieser 2.verbesserten Auflage (die erste Ausgabe erschien 1984): Dace Bula, Sanita Reinsone. Übersetzungen und Redaktion Englisch: Lauma Lapa, Anna Reinolde. Übersetzungen und Redaktion Deutsch: Margita Gūtmane. Übersetzungen und Redkation Russisch: Milēna Makarova, Aleksejs Andronovs, Nadežda Aleksejeva. Coverdesign: Krišs Salmanis. LU LITERATŪRAS, FOLKLORAS UN MĀKSLAS INSTITŪTS (Institut für Literatur, Folklore und Kunst der Lettischen Universität Riga) 2012. 496 Seiten, 6.00 Lat (Preis bei Direktbezug). ISBN 978-9934-8209-8-4.

Verlagsinfo:
Die von Krišjānis Barons gesammelten Latvju dainas (1894–1915)­ die bisher umfangreichste Ausgabe lettischer Volkslieder ­— war Krönung der nationalromantischen Epoche der Kulturgeschichte Lettlands. Im Laufe der Zeit wurden die Dainas Symbol der lettischen kulturellen Identität, wobei die Volkslieder-Kartothek von Barons — der sogenannte dainu skapis (Dainu-Schrank) heute zum UNESCO-Weltdokumentenerbe gehört. Diese Ausgabe der Interlinearübersetzungen in englischer, deutscher und russischer Sprache bietet die Möglichkeit einen Teil der Texte sowie die Struktur der Originale der Latvju dainas kennenzulernen.

Sonntag, 2. Dezember 2012

Teodoras Lepneris: Prūsų lietuvis (1690) / Der preusche Littau

Prūsų lietuvis / Teodoras Lepneris; Lietuvos istorijos institutas / Litauisches Historisches Institut; (Herausgegeben von Vilija Gerulaitienė]. Lietuvos istorijos instituto leidykla / Verlag des Historischen Instituts, Vilnius 2011. – 258 Seiten, ISBN 978-9955-847-39-7. Zweisprachige Ausgabe (Litauisch-Deutsch).

Info zum Buch:
Das Buch des evangelischen Pfarrers Theodor Lepner (um 1633–1691) aus Budwethen bei Ragnit (Ostpreußen) gehört zu den ersten Schriften über die Kultur und Sprache der Litauer überhaupt. Der strenge Geistliche beschrieb in recht kritischer Weise die Lebensweise der litauischen Bauern Ostpreußens, auch um der preußischen Obrigkeit die Notwendigkeit des moralischen Einflusses der Gesetzgebung und der evangelischen Kirche darzulegen.
Die gedruckte Danziger Ausgabe aus dem Jahre 1744 galt schon vor 150 Jahren als bibliophile Rarität. In den 1970er Jahren wurde in Berlin in der Staatsbibliothek eine Handschrift dieses Werkes aus dem Jahr 1690 entdeckt, die nun als Quelle für die erste litauisch-deutsche Buchausgabe diente, die 2011 in Vilnius erschien. Das Buch der Herausgeberin und Übersetzerin Vilija Gerulaitienė ist ein herausragendes Zeugnis der litauisch-deutschen Kulturbeziehungen in Ostpreußen.

Sonntag, 11. November 2012

Sofie Oksanen: Stalins Kühe

Roman. (Titel der Originalausgabe: "Stalinin Lehmät"). Verlag Kiepenheuer & Wisch, Aus dem Finnischen von Angela Plöger. 1.Auflage Köln 2012. 496 Seiten, ISBN: 978-3-462-04374-7, Euro (D) 22,99 | sFr 30,90 | Euro (A) 23,70.

Verlagsinfo:
Anna hat alles im Griff. Sie dient einer »Herrin«, der Bulimie, denn es gibt nichts Wichtigeres für sie, als einen vollkommenen Körper zu besitzen und unangreifbar zu sein.
Annas Eltern trennen sich, als ihre Mutter Katariina herausfindet, dass ihr Mann sie betrügt. Sie, die Estin, verleugnet ihre Herkunft, weil sie weiß, welch schlechtes Ansehen Estinnen in Finnland haben – sie gelten als russische Huren, die es geschafft haben, durch Heirat nach Finnland zu entkommen. Aus Angst, dass ihrer Tochter die gleiche Verachtung zuteil wird wie ihr, darf diese die Sprache nicht lernen und keinem sagen, woher die Mutter stammt. Dabei fahren die beiden regelmäßig nach Estland, um die Familie zu unterstützen, die das Grauen der sowjetischen Arbeitslager kennenlernte und unter den Bespitzelungen und Erpressungen durch enge Vertraute litt. Während Anna um ihr Gewicht kämpft und lernen muss, dass sie wirklich krank ist und die anorektische Bulimie sie umbringen kann, erfährt der Leser die Hintergründe der Familiengeschichte, Ursache für Annas Leiden, die bis in die Zeit der Besetzung Estlands nach dem Zweiten Weltkrieg zurückreicht.
In brillanter Sprache, mit genauer Kenntnis der historischen Hintergründe und einer meisterhaften Komposition beweist Sofi Oksanen erneut, warum ihre Romane weltweit gefeiert werden.

Samstag, 3. November 2012

Michèle Knodt, Sigita Urdze (Hrsg.):Die politischen Systeme der baltischen Staaten

Eine Einführung. Springer VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2012. 414 Seiten,
ISBN: 978-3-531-19555-1, 34,95 €.

Verlagsinfo:
Mit diesem Band wird zum ersten Mal eine Einführung vorgelegt, die alle drei baltischen Staaten – Estland, Lettland und Litauen – systematisch vergleichend analysiert. Meist werden die drei Staaten vor allem von westlichen Beobachtern in einem Atemzug genannt. Während dies auf den ersten Blick gerechtfertigt sein mag, offenbart eine nähere Betrachtung neben Ähnlichkeiten auch gravierende Unterschiede zwischen den Staaten. Die Beiträge der baltischen und nicht-baltischen Experten, die in ihren thematischen Kapiteln immer alle drei baltischen Staaten vergleichend in den Blick nehmen, arbeiten gerade diese Gemeinsamkeiten und Divergenzen deutlich heraus. Somit eignet sich der Band sowohl für einen ersten Überblick als auch für den am Detail interessierten Leser. Dabei werden neben traditionellen Bereichen wie der Geschichte der baltischen Staaten und ihrer Transformation und Konstitution seit den 1990er Jahren auch sehr aktuelle und spezielle Bereiche der politischen Systeme der baltischen Staaten behandelt – so etwa die Auswirkungen der Finanzkrise und die Korruption in den drei Staaten.

Aus dem Inhalt:
Einleitung. - Die baltischen Staaten – Vielfalt in Einheit und doch verschieden?. - Die Geschichte der baltischen Staaten bis 1945. - Deutsche im Baltikum. - Baltische Staaten und ihre Gesellschaften
nach dem Zweiten Weltkrieg. - Die baltischen Staaten als Transformationsstaaten. - Lustration in den baltischen Staaten. Aktive Vergangenheitsbewältigung seit 1991. - Die baltischen Staaten und ihr Weg in die EU. - Zentralisierung als Paradox: Europäisierung in den baltischen Staaten?. - Konstitutionelle Verfasstheit der baltischen Staaten. - Beteiligungsformen ethnischer Minderheiten und demokratische Qualität in den baltischen Staaten. - Minderheiten und Minderheitenpolitik in den baltischen Staaten. - Fluide Parteiensysteme in den baltischen Staaten. - Interessenverbände und Zivilgesellschaft in den baltischen Staaten. - Politische Kultur im Baltikum: Entwicklungsverläufe und innergesellschaftliche Konfliktlinien. - Korruption in den baltischen Staaten. - Aufbau und Bewährung der Marktwirtschaften im Baltikum. - Wohlfahrtsregime in den baltischen Staaten: gemeinsame Vergangenheit, unterschiedliche Zukunft. - Doch eine Erfolgsgeschichte ? Zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in den baltischen Staaten. - Wirtschaftsmodell und Integrationsprozess der baltischen Staaten. Die Finanzkrise und ihre Konsequenzen. Ostseekooperation im Schatten der EU. Baltische Regionalpolitik mit unterschiedlichen Akzenten. - Die konzentrierte Außenpolitik der baltischen Staaten.

Donnerstag, 1. November 2012

Alina Baravykaite: Grammatikübungsbuch Litauisch

Buske Verlag, Hamburg 2012. 199 Seiten, ISBN 978-3-87548-631-5, 22.90 Euro.

Verlagsinfo:
Anfänger mit ersten Grundkenntnissen sowie fortgeschrittene Lernende können mit diesem Übungsbuch ihre Grammatikkenntnisse parallel zum Sprachunterricht oder im Selbststudium systematisch vertiefen. Übersichtlich und leicht verständlich werden in 50 Kapiteln alle wesentlichen Aspekte der litauischen Grammatik behandelt und anhand von Erklärungen, Tabellen und Beispielsätzen veranschaulicht. Jedes Kapitel schließt mit einer Vielzahl praxisnaher Übungen zur unmittelbaren Anwendung des gelernten Stoffes.
Der Anhang enthält einen Lösungsschlüssel zu allen Übungen, ein litauisch-deutsches Vokabelverzeichnis und ein Stichwortregister.

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Gabrielé Žaidytė: Der Begriff des Musikalischen in der Malerei

Ende des 19. Anfang des 20.Jahrhunderts am Beispiel des litauischen Malers Mikolajus Konstantinas Čiulionis. DNIPRO Verlag, Kiew 2009. 344 Seiten, ISBN 966-578-164-2. (Dissertation, 2007, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt)

Aus dem Vorwort:
Die Kulturgeschichte lehrt, daß das Phänomen der Kultur durch die Freiheit der Phantasie und die Macht des menschlichen Geistes bestimmt wird. In ihr, wie in den anderen Bereichen der Geisteswissenschaft, versucht man das Vergangene durch den Rückblick zu vergegenwärtigen, um über das Zeitgenössische reflektieren zu können und den eigenen Stand in der Geschichte zu definieren.
Ein höchst interessantes Phänomen ist, daß unabhängig seiner Nationalität, Geographie und Geschichte immer wieder Künstler versuchten, über die Bedingungen der Kunstgattungen hinaus eine Kunstsynthese zu suchen.
Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit ist der Begriff der Musik in der Malerei des Fin de Siècle. In dieser Zeit nahm die Rolle der Musik in den bildenden Künsten besonders interessante und vielfältige Formen ein, und damit definierte sie ein besonders reiches Untersuchungsfeld. Allerdings, um die geistigen und Kulturhistorischen Voraussetzungen und Kontexte des Begriffs herauszuheben, wird sich die Abhandlung nicht nur auf die Malerei Ende des 19. Anfang des 20.Jahrhunderts beschränken, sondern auch die Geschichte des Paragone und die verschiedenen Ausdrucksformen der Synthese zwischen den beiden Kunstgattungen einbeziehen.

Montag, 8. Oktober 2012

Karsten Brüggemann / Bradley D. Woodworth: Russland an der Ostsee.

Quellen und Studien zur baltischen Geschichte, Band 22. Imperiale Strategien der Macht und kulturelle Wahrnehmungsmuster (16. bis 20. Jahrhundert). Böhlau Verlag, Köln 2012, 423 Seiten, ISBN 978-3-412-20671-0, Preis: € 49.90 [D]  |   € 51.30 [A]. 

Verlagsinfo:
Die jahrhundertelange Beziehung zwischen Russland und dem Baltikum bietet mehr als die immer noch verbreitete Konzentration auf die Konfliktgeschichte erwarten lässt. In diesem Band analysieren Autorinnen und Autoren aus sechs Ländern die spezifisch russisch-baltischen Erfahrungen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Aus ihren Beiträgen ergibt sich ein differenziertes Bild dieser Verflechtungsgeschichte, das neue Impulse für die Erforschung dieser historischen Nachbarschaft in all ihren Facetten liefert.

Karsten Brüggemann ist Professor für Estnische und Allgemeine Geschichte an der Universität Tallinn.
Bradley D. Woodworth ist Associate Professor für Geschichte an der Universität New Haven und Associate Research Scholar für Europäische Studien an der Yale Universität.

Aus dem Inhalt:
Teil I/Part I Wahrnehmung von Land und Leuten und imperi-ale Herrrschaftslegitimation
Anti Selart - Livland – ein russisches Erbland?
Aleksandr I. Filjuškin - Der Livländische Krieg ist der „Heilige Krieg„: Die europäische und die russische Perspektive
Ralph Tuchtenhagen - Russische Herrschaftslegitimation und Bilder von den Beherrschten in den russländischen Ostseeprovinzen (Generalgouvernements St. Petersburg, Estland, Livland) im 18. Jahrhundert
Karsten Brüggemann - The Baltic Provinces and Russian Perceptions in Late Imperial Russia
Tobias Privitelli - Reopening the Window to the West: The Soviet Perception of the Baltic States in the Interwar Period
Teil II/Part II Der imperiale Faktor in den Ostseeprovinzen, Finnland und Litauen
Nikolai N. Petrukhintsev - The Baltic Strategy of Peter the Great
Svetlana N. Kovalchuk - Der baltische Generalgouverneur Fürst Aleksandr A. Suvorov und die Verfolgung der Altgläubigen in Riga
Theodore R. Weeks - Lithuanians and Russification in the Late Imperial Period
Robert Schweitzer - Quasikonstitutionelle Herrschaft ohne „Regierungspartei“: Das Dilemma der angemessenen Vertretung gesamtstaatli-cher Interessen Russlands in den autonomen „Grenzmarken“ des Russischen Reichs
Natalia S. Andreeva - Die „baltische Frage„ und die Reformpolitik der Regierung in den Ostseeprovinzen zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Teil III/Part III Literarische Bilder und Propaganda
Katja Wiebe  - Die Perspektive der russischen Literatur des späten Zaren-reichs auf den „Norden„ (Estland und Finnland)
Jelena Nõmm & Timur Guzairov  - Soviet Propaganda and the Formation of the Image of Estonia in Soviet Printed Media, 1920–1940
Timur Guzairov - The Image of Estonians in Early Soviet Printed Media
Teil IV/Part IV Der lokale Faktor im imperialen Kontext

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Cornelius Hasselblatt: Estnische Literatur in deutscher Übersetzung

Eine Rezeptionsgeschichte vom 19. bis zum 21. Jahrhundert. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2012, 478 Seiten, ISBN: 978-3-447-06586-3. 78,00 Eur[D] / 80,20 Eur[A] / 132,00 CHF.

Verlagsinfo:
Cornelius Hasselblatts Monographie zur Rezeptionsgeschichte der Estnischen Literatur in Deutschland behandelt alle aus dem Estnischen ins Deutsche übertragenen Texte von den frühesten folkloristischen Fragmenten aus dem 17. Jahrhundert bis hin zu modernen Romanübersetzungen und Hörbüchern aus dem 21. Jahrhundert. Damit wird die Rezeption einer ausländischen Literatur im deutschsprachigen Raum erstmals vollständig dargestellt. Es werden nicht nur Primärtexte, sondern auch etliche Sekundärtexte wie z.B. Rezensionen herangezogen. Neben den gut 300 monographischen Veröffentlichungen aus den letzten 150 Jahren werden auch zahllose verstreut publizierte Texte berücksichtigt. In dieser auf einer umfangreichen Materialsammlung basierenden Gesamtdarstellung lassen sich verschiedene Phasen wie Binnenrezeption, Pseudorezeption und "echte" Rezeption erkennen. Ein ausführlicher Anhang mit einem Verzeichnis der monographischen Veröffentlichungen und einem Personenregister verleiht dem Band Handbuchcharakter.

Sonntag, 9. September 2012

Orbita - Worüber schweigen Freunde

Artur Punte, Semen Hanin, Sergej TimofejevVladimir Svetlov, Zhorzh Uallik. Auswahl und Übertragung aus dem Russischen: Viktor Hoffmann. Edition Bodoni, Berlin 2012. ISBN  978-3-940781-26-0, 15,00 €.

Verlagsinfo:
Zum ersten Mal kommt ein Lyrikband der lettischen Text-Gruppe Orbita in deutscher Sprache heraus. Mit dieser Ausgabe reiht sich edition bodoni in die Orbita-Publikationen ein, die bereits in Englisch, Italienisch, Schwedisch sowie in osteuropäischen Sprachen erschienen sind.
Die Gründungsmitglieder der Gruppe und Autoren dieses Bandes: Artur Punte, Sergej Timofejev, Semen Hanin, Vladimir Svetlov und Zhorzh Uallik leben in Riga, schreiben in Russisch und gehören zur Generation der heute Dreißigjährigen. Sie sehen sich in der vielfach gebrochenen Tradition der russischsprachigen Literatur im baltischen Raum.
Im Jahre 1999 vereinten sich fünf Freunde zu einer multimedialen Text-Gruppe, gaben sich den kosmischen Namen Orbita und machten sich zur Aufgabe, die Dichtung in die zeitgenössische Kunstlandschaft zu integrieren. Eines der Orbita-Gründungsmitglieder, Sergej Timofejev, erläutert ihre damalige Haltung wie folgt: »Als wir angefangen haben, hatten die Literaturautoren wenig mit Musikern oder bildenden Künstlern zu tun. Die Literatur schien sogar in einer stolzen Opposition zur gegenwärtigen Kultur zu sein. Wir sind schon unter anderen Umständen aufgewachsen, wir nährten uns von allem: von Video-Kunst, neuen Medien, Autorenfilmen, aber natürlich auch von der zeitgenössischen Dichtung und Musik. Deswegen empfanden wir es als selbstverständlich, das alles zusammenzubringen.«

Die Auswahl der Gedichte und ihre ebenbürtige Übertragung aus dem Russischen – für die der deutsche Leser zu danken hat – oblag Viktor Hoffmann, selbst ein Poet und Barde.

Samstag, 1. September 2012

Günter Lehmann: 4 1/2 Ossis suchen Ihr Glück

Spiegelberg Verlag, 2012. 408 Seiten, ISBN: 978-3-939043-13-3, 14.95 Euro.

Verlagsinfo: 
Ermöglicht hat es die Wende. Die 4½ Ossis werden Geschäftsleute. Arbeitslosigkeit senkt das Einkommen. Mit den Einkommen kommen sie nicht aus. Brandt ist der erste in Litauen. Die anderen folgen ihm. Neue Versuche. Ein besseres Auskommen naht. Russlandaufträge fehlen. Kredite, Schutzgeldforderungen, hohe Mieten in US-Dollar. Machtteilung zwischen Mafiosi und Staat.

Sonntag, 12. August 2012

Edwin Geist: »Stündlich zähle ich die Tage ...«

Der 325. Band der Reihe DIE ANDERE BIBLIOTHEK. Tagebuch für Lyda. März bis August 1942
Herausgegeben von Reinhard Kaiser. 280 Seiten inkl. CD mit Proben aus Geists musikalischem Werk
Originalausgabe | Nummeriert und limitiert. € 32,– (D) | sFr 42,90 | € 32,90 (A). Januar 2012, Die Andere Bibliothek - Band 325, ISBN:978-3-8218-6246-0.

Verlagsinfo:
»Was ich möchte? Ich will meine Frau wieder zurückhaben, die unschuldig im Ghetto leidet!« Edwin Geist, 10. Juni 1942
Wir werden Leser von intimen Tagebuchblättern, die nie für fremde Augen bestimmt waren, von Zwiegesprächen, die Edwin Geist mit der im gar nicht fernen Ghetto internierten, aber doch unerreichbaren, geliebten Frau führte – mit Lyda. Der als „Halbjude“ von den Nationalsozialisten mit Berufsverbot bestrafte Komponist Edwin Geist war 1938 von Berlin ins litauische Kaunas gegangen, wo er sich in Lyda verliebte und sie heiratete.
Reinhard Kaiser ist vor Jahren auf diese atemberaubenden fünf Hefte gestoßen – und hat sie neu ediert und kommentiert. Sie zeugen von dem Mut und der List, mit der Edwin Geist bei den Nazi-Behörden die Freilassung seiner geliebten Lyda erreicht – nachdem es ihm selbst schon glücklich gelungen war, dem Ghetto zu entkommen. Edwin Geists Alltagschronik aus sechs Monaten erzählt von seiner Hoffnung und seiner Verzweiflung, von seinen Kompositionen und Lektüren – beim Warten auf Lyda.
Das »Tagebuch für Lyda« ist aber nicht nur ein Dokument der – wenn auch leider nur kurzzeitigen – Rettung dieses wundersamen Paares. Zur Geschichte dieses Tagebuchs gehören auch seine Odyssee – aus dem Kaunas der Nachkriegszeit bis zu Reinhard Kaiser – und die abenteuerlichen Wege des musikalischen Werkes eines Komponisten, der nun anhand von zwei Stücken auf einer Compact Disc wiederentdeckt werden kann.

Der Herausgeber
Reinhard Kaiser, geboren 1950 in Viersen am Niederrhein, lebt als Übersetzer und Schriftsteller in Frankfurt am Main. Der Anderen Bibliothek ist er seit ihren Anfängen durch zahlreiche Übersetzungen und Editionen eng verbunden. Seine Übertragung von Grimmelshausens Roman Der abenteuerliche Simplicissimus Deutsch wurde 2009 ein Bestseller, 2010 folgte seine Übersetzung von Grimmelshausens Lebensbeschreibung der Erzbetrügerin und Landstörzerin Courage/Der seltsame Springinsfeld. Bekannt sind seine Bücher Dieses Kind soll leben (1993) und Königskinder. Geschichte einer wahren Liebe (1996).

Samstag, 4. August 2012

Oliver Rathkolb, Imbi Sooman (Hg.): Geschichtspolitik im erweiterten Ostseeraum

und ihre aktuellen Symptome - Historical Memory Culture in the Enlarged Baltic Sea Region and its Symptoms Today. Zeitgeschichte im Kontext, Band 4. Vienna University Press bei V&R unipress, Wien 2011, ISBN 978-3-89971-803-4, 217 Seiten, 37,90 Euro.

Verlagsinfo:
Seit dem Ende des Kalten Krieges ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts auch im erweiterten Ostseeraum geprägt von der Beschäftigung mit Geschichtspolitik und Erinnerung (Memory) sowie der Suche nach transnationalen vergleichenden europäischen Zugängen zu bisher nationalgeschichtlich geprägten Perspektiven.
Dieser Band analysiert den europäischen Raum im östlichen Norden am Beispiel der geschichtspolitischen Debatten seit 1991. Im Zentrum stehen zentrale historische Leitbilddebatten in den Transformationsphasen der estnischen, lettischen und litauischen Gesellschaften. Dabei hat die Reflexion über die kommunistische Diktatur einen hohen Stellenwert; ebenso die Auseinandersetzung mit Zweitem Weltkrieg und Holocaust. Als geschichtspolitische Kontrollgruppe werden Finnland, Schweden und Deutschland eingebunden.

aus dem Inhaltsverzeichnis:
Elena Zubkova - Sowjetische Vergangenheit der baltischen Staaten: Schwerpunkte und Kontroverse der kollektiven Erinnerung und Geschichtsschreibung
René Tebel - Das kollektive Gedächtnis Lettlands am Beispiel des „Latvijas Vēstures Atlants“ (Riga 2005)
Karsten Brüggemann - Gefangen in sowjetischen Denkmustern? Anmerkungen zum Umgang mit der sowjetischen Vergangenheit in Estland und Lettland
Vsevolod Bashkuev - Forced Migrations from Lithuania during the Soviet Period, 1940s– 1950s
Eva-Clarita Pettai - Establishing “Holocaust Memory” – A Comparison of Estonia and Latvia 159
Joachim Tauber - Vergangenheitsbewältigung in Litauen. Politik, Gesellschaft und der Holocaust nach 1945
Inhalt komplett

Donnerstag, 2. August 2012

Josef Penzendorfer (Hrsg.): Grenzenlos

Unterwegs ins Glück. Projekte Verlag, Halle/Saale 2012. 102 Seiten, ISBN Nr.: 978-3-86237-735-0, 14,50 Euro.

Verlagsinfo:
Zwischen den Schülern der Hauptschule Seitenstetten-Biberbach (Österreich) und dem Kedainiai Sviesioji Gymnasium (Litauen) entstand dieses Buchprojekt über die Liebe zwischen einem litauischen Mädchen und einem österreichischen Jungen, die sich im Internet kennelernen und in Paris zu einem Treffen verabreden - ohne dass ihre Eltern davon etwas wissen.
In diesem interessant gestalteten "Wendebuch" wird die Geschichte gleich zweimal aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt.

Donnerstag, 26. Juli 2012

Marju Mertelsmann / Olaf Mertelsmann: Landreform in Estland 1919

Die Reaktion von Esten und Deutschbalten. Tartuer historische Studien, Band 2. Verlag Dr. Kovač, Hamburg 2012, 114 Seiten, ISBN 978-3-8300-6274-5, 55,00 Euro (A 56.60).

Verlagsinfo:
Über Jahrhunderte hatten die Gutshöfe deutschbaltischer Großgrund­besitzer die Landschaft des Baltikums geprägt und zu einer erheblichen sozialen Ungleichheit der Gesellschaft geführt. Als sich nach dem Ersten Weltkrieg die Republik Estland als unabhängiger Staat etablierte und von 1918 bis 1920 einen Freiheitskrieg gegen Sowjetrussland führte, stand eine lang erwartete Landreform an, die 1919 durchgeführt wurde. Diese war die radikalste sämtlicher derartiger Reformen in Ost- und Mitteleuropa mit Ausnahme der Sowjetunion. Diese Landreform stellte eine der wichtigsten politischen Maßnahmen der jungen Republik dar und sie wurde von den Zeitgenossen erhitzt debattiert. Ziel der Reform war eine Zerstörung des Großgrundbesitzes, ein Brechen der deutschbaltischen Vorherrschaft auf dem Lande und die Etablierung einer breiten Schicht von staatstreuen Landwirten. Soziale, wirtschaftliche und nationale Ziele überlagerten sich somit. Die Reform war weiterhin ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Deutschbalten von einer dominierenden Schicht hin zu einer nationalen Minderheit.
Die Monographie untersucht anhand der damaligen estländischen Presse, wie die Reaktion von Esten und Deutschbalten auf diese Landreform aussah. Diese war keinesfalls innerhalb beider Gruppen einheitlich und Stimmen der Kritik erhoben sich von mehreren Seiten. Die Autoren argumentieren, dass eine weniger radikale Landreform möglicherweise die deutschbaltische Minderheit besser in das junge Staatswesen integriert sowie zu geringeren ökonomischen Verlusten geführt hätte.

Freitag, 20. Juli 2012

Reinis Kaudzīte / Matīss Kaudzīte: Landvermesserzeiten

Roman. Aus dem Lettischen übersetzt von Valdis Bisenieks. Edition und wissenschaftliche Redaktion: Kaspars Kļaviņš. Verlag Kaspars Kļaviņš, Salzburg, 2012. Die Originalausgabe erschien 1879 unter dem Titel „Mērnieku laiki“. Textredaktion: Austris Grasis. Illustrationen von Eduards Brencēns aus der Ausgabe von 1913. ISBN 978-3-9503342-0-1. 560 Seiten, 28,00 €.


Info zu Kaspars Kļaviņš

Samstag, 2. Juni 2012

Frank Goyke: Mörder im Zug

Reihe "Ostsee-Krimi", Hinstorff Verlag Rostock, 352 Seiten, ISBN 978-3-356-01422-8, 9,95 Euro.

Verlagsinfo:
Auf einer nächtlichen S-Bahn-Fahrt nach Rostock wird ein junger Mann brutal erstochen. Tiefe Stichwunden und Spuren von verzweifelter Gegenwehr weisen auf ein Hassverbrechen hin. Mordmotive finden die Ermittler im beruflichen und privaten Umfeld des Opfers reichlich. Doch offenbar übersehen sie immer wieder etwas.
Der Ermordete war Andriejus Medanauskas, ein Fischzuchtexperte aus Lettland. Der junge Mann wollte einen Betriebsrat gründen und hatte sich seinen Chef, einen einflussreichen Güstrower Unternehmer, damit zum Feind gemacht. Zudem betreibt seine Verwandtschaft auffällig gering frequentierte italienische Restaurants und wohnt dennoch in einer Villa in bester Lage fast am Meer. Auch sein Privatleben erweist sich als Fundgrube für Verletzungen und Rachegefühle. Autor Frank Goyke schickt ein typisch norddeutsch-knorriges Kommissarenduo auf Spurensuche. Bei ihren Ermittlungen durchqueren Barbara „Dampframme“ Riedbiester und Jonas Uplegger einen Sumpf aus menschlichen Makeln, dumpfen Vorurteilen und tiefen Abgründen und bleiben dabei selbst nicht unangetastet. Dem Mörder allerdings kommen sie keinen Schritt näher. Denn wenn alles offensichtlich ist, muss man ein zweites Mal hinsehen ...
Frank Goyke, geboren 1961 in Rostock, studierte Theaterwissenschaften in Leipzig und arbeitete als Redakteur und Dramaturg in Berlin. Seit 1997 wirkt er hier als freier Schriftsteller, Lektor und Herausgeber.In der Reihe Ostseekrimi schreibt er Fälle aus Rostock.

Mittwoch, 2. Mai 2012

Wolfgang Klietz: Ostseefähren im Kalten Krieg

Ch. Links Verlag, Berlin 2012. 192 Seiten, 112 Abbildungen, ISBN 978-3-86153-673-4. 29,90 Euro (D), 30,80 Euro (A), 41,90 sFr.
Verlagsinfo: Zwischen 1982 und 1986 wurde bei Sassnitz auf Rügen das größte Verkehrsprojekt der DDR verwirklicht: Für zwei Milliarden Mark errichteten in Mukran Tausende Arbeiter und Hunderte Bausoldaten einen vier Kilometer langen Fährhafen mit 120 Kilometern Gleisanlagen. Fünf riesige Doppelstockfähren mit Breitspurgleisen wickelten fortan einen großen Teil des Güterverkehrs mit der Sowjetunion von hier aus ab, wodurch ein zeit- und kostenaufwändiger Transit durch Polen vermieden wurde. Zugleich war es damit möglich, unbemerkt von Dritten gefährliche Militärgüter über die Ostsee zu transportieren. Die Fähren besaßen dafür in ihrem Inneren geheime Mannschaftsräume für 300 Soldaten.
Wolfgang Klietz legt eine anschauliche Dokumentation dieses Fährverkehrs im Kalten Krieg vor, wobei er die politischen Hintergründe genauso beleuchtet wie die Überwachungsaktionen der Geheimdienste und die Planungen für analoge Verbindungen nach Lübeck und Kiel.
Video zum Buch

Montag, 2. April 2012

Ulrich Kronauer (Hg.): Aufklärer im Baltikum

Europäischer Kontext und regionale Besonderheiten. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2012. ISBN 978-3-8253-5921-8, 265 Seiten, 32 Euro.

Verlagsinfo:
Die baltische Aufklärungsbewegung ist eng mit der deutschen Aufklärung verbunden. Baltische Deutsche, Theologen, Historiker, Erzieher, Juristen engagierten sich als streitbare Publizisten, als gelehrte Sammler und Herausgeber von historischen Dokumenten und von Zeitschriften, als akademische Lehrer und Reformer. Sie argumentierten und publizierten, bis weit in das 19. Jahrhundert hinein, vor dem Hintergrund der deutschen, aber auch der französischen und englischen Aufklärung. Sie taten dies unter russischer Oberherrschaft in deutscher Sprache, einer Sprache, die die überwiegende Mehrheit der Esten und Letten nicht erreichte.

Dem Versuch Garlieb Merkels, die Kluft zwischen Aufklärern und Aufzuklärenden wenigstens ansatzweise zu überwinden, ist ein Beitrag des Sammelbandes gewidmet, der aus einer Tagung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften hervorgegangen ist. Andere Beiträge porträtieren bedeutende Sammler und ‚Litterärhistoriker’, beschäftigen sich mit Merkel und Carl Gustav Jochmann, mit Elisa von der Reckes Entlarvung Cagliostros. Schließlich werden die Reformen unter Katharina II. als Politik des aufgeklärten Absolutismus interpretiert.

Donnerstag, 15. März 2012

Frido Mann: Mein Nidden

Auf der Kurischen Nehrung. Mare Verlag, Hamburg 2012. 160 Seiten, ISBN 978-3-86648-148-0, 18,00 € / 25,90 SFR.

Verlagsinfo:
»Wie auf einem Schiff« fühlte sich Thomas Mann in seinem Niddener Ferienhaus. Und in der Tat können die drei Sommer 1930-1932, welche die Manns im Fischerdorf Nidden auf der Kurischen Nehrung verlebten, einer schmalen Halbinsel zwischen Ostsee und Kurischem Haff, als eine Art Vor-Exil gelten, bevor die Familie über den Ozean nach Amerika emigrierte. Zwei Generationen später entdeckt nun Frido Mann, der Enkel Thomas Manns, bei zahlreichen Besuchen sein Nidden: Dabei wandelt er nicht nur auf den Spuren seiner Vorfahren, sondern zeichnet auch die wechselvolle Geschichte der Kurischen Nehrung im 20. Jahrhundert nach - hin- und hergerissen zwischen Deutschem Reich, Sowjetherrschaft und der Unabhängigkeit Litauens.

Mit Neugier, Empathie und Weitblick wirkt Frido Mann an der Zukunft des Niddener Hauses als eines Zentrums für interkulturellen Austausch mit. Nicht zuletzt entwirft er in seinem Buch ein eindrucksvolles Bild der überwältigenden Natur mit ihrer Mischung aus nördlichem und südlichem Charme und einem Himmel, der sich in fast endlosen Blautönen über dem Haff und der »europäischen Sahara« - dem berühmten Wanderdünenfeld - erstreckt.
Zum Autor: Frido Mann, geboren 1940 in Monterey/Kalifornien, arbeitete nach dem Studium der Musik, der Katholischen Theologie und der Psychologie viele Jahre als klinischer Psychologe in Münster, Leipzig und Prag. Er lebt heute als freier Schriftsteller in München.

Sonntag, 11. März 2012

Mārtiņš Putniņš: Die wilden Piroggenpiraten

Roman, ab 8 Jahren. Illustrator: Karsten Teich. Aus dem Lettischen von Matthias Knoll. Fischer Schatzinsel, S.Fischer Verlag Frankfurt 2012. 656 Seiten, ISBN: 978-3-596-85452-3. Preis € (D) 14,99 | € (A) 15,50 | SFR 21,90. (neu: auch als TB und E-Book)
Verlagsinfo:
Einer für alle, alle für einen
Eine süße Mohnschnecke als Piratenkapitän, eine wilde Pirogge im Kloster, ein Hörnchen im Kerker, ein Eclair, der Schiffbruch erleidet.
Es wird wild gekämpft, es rieseln die Füllungen, und der Schlachtruf lautet: Macht sie zu Semmelbröseln!
Dieses Buch ist einzigartig. Es ist verrückt, wahnsinnig komisch und abgedreht. Und es hat alles, was ein großer Abenteuerroman braucht. Und alle, wirklich alle, werden ihren Spaß haben und lauthals lachen, wenn sie die essbaren Helden auf ihrem steinigen Weg zum großen Glück begleiten.
Ein Hoch auf alle Kaffeestückchen und Teigtaschen dieser Welt!
Mārtiņš Putniņš, geboren 1950 in Valmiera, Lettland, ist Theater-, Drehbuch- und Kinderbuchautor, Illustrator, Filmproduzent, Schauspieler, Puppenspieler und Bühnenbildner.

Mittwoch, 1. Februar 2012

Philipp Herzog: Sozialistische Völkerfreundschaft, nationaler Widerstand oder harmloser Zeitvertreib?

Zur politischen Funktion der Volkskunst im sowjetischen Estland. Ibidem-Verlag Stuttgart, 2012. 226 Seiten,  ISBN 978-3-8382-0216-7 / ISSN 1614-3515. 29,90 Euro. Mit einem Vorwort von Andreas Kappeler.

Verlagsinfo:
Die „Singende Revolution“ im Baltikum leitete den Zusammenbruch der UdSSR ein. Die großen, folkloristisch geprägten,baltischen Sängerfeste – Namensgeber der Revolution – wurdenauch hierzulande als kraftvoller Ausdruck desWunsches nach Unabhängigkeit deutlich wahrgenommen. 20 Jahre nach dem Höhepunkt der nationalen Folklorewelle verwundern die immer noch überdurchschnittliche Präsenz von Folklore im Alltag und die vielen Kontinuitäten, welche eine ambivalente sowjetische Folklore- und Nationalitätenpolitik im neuen Nationalstaat Estland hinterlassen hat.Die Frage stellt sich, wie diesowjetische Volkskunstpflege ihr kommunistisches Image ablegen und – als „echt estnisch“ anerkannt – beinahe unverändert weiterbestehen konnte und warum gleichzeitig das Thema „Volkskultur“ bis heute nichts an seiner Relevanz für die Identität der baltischen Völker verloren hat. Zur Beantwortung dieser Fragen geht die Arbeit zurück in die „Goldene Zeit“ der sowjetestnischen Volkskunstpflege um das Jahr 1970 und richtet ihren Fokus auf die gelebte Praxis. Sie schildert den institutionellen Aufbau und dessen Einfluss auf die Werthaltung der Menschen, beschreibt die ideologischen Regeln und wie diese umgangen bzw. zurechtgeformt wurden und eröffnet den Blick auf eine zu dieser Zeit entstehende Folkloreprotestbewegung.Damit beschreitet die Arbeit wissenschaftliches Neuland, deren Erkenntniswert weit über Estland und die Folklorethematik hinausgreift. Als Teil des gesamtsowjetisch gleichen Modells der institutionalisierten und monopolisierten Freizeitgestaltung prägte das „Laienkunstsystem“ den Alltag von Millionen von Menschen im sowjetischen Machtbereich, dessen Fortwirken in weiten Teilen Osteuropas bis heutespürbar ist.

Freitag, 6. Januar 2012

Christoph Diekmann: Deutsche Besatzungspolitik in Litauen 1941-1944

2 Bände, zusammen 1605 Seiten, Einband gebunden mit Schutzumschlag. Wallstein Verlag, Göttingen 2011. ISBN: 978-3-8353-0929-6. Verkaufspreise: € 79,00 (D), € 81,30 (A), CHF 106,00.

Verlagsinfo:
Die deutschen Verbrechen in Litauen aus der Perspektive der Besatzer, der Bevölkerung und der Opfer.

In Litauen verloren mindestens 420.000 Menschen als Folge der deutschen Besatzungspolitik zwischen 1941 und 1944 ihr Leben. Sie wurden von Deutschen und litauischen Helfern ermordet. Christoph Dieckmann analysiert die Prozesse in Politik und Wirtschaft im besetzten Litauen und nimmt auch die nationale Vorgeschichte in den Blick. Auf der Basis deutscher, litauischer und jüdischer Quellen analysiert er im ersten Band die deutsche Besatzungspolitik und ihre Massenverbrechen im Kontext der deutschen Kriegführung und stellt die unterschiedlichen Perspektiven der beteiligten Gruppen dar.
Im Mittelpunkt dieser multiperspektivischen Erzählung der Shoah steht die vor allem im zweiten Band behandelte jüdische Opferperspektive. Dieckmann bezieht in seiner Darstellung das bisher weitgehend unbekannte Geschehen in der litauischen Provinz und den zahlreichen Ghettos und Arbeitslagern ein. Er rekonstruiert auch das Schicksal anderer Opfergruppen anhand deutscher und sowjetischer Quellen. Ein eigenens Kapitel ist der Geschichte der vielfältigen Widerstandsgruppen von Juden, Litauern, Polen und sowjetischen Partisanen gewidmet.

Dienstag, 3. Januar 2012

Wessel/Götz/Makhotina (Hg.): Vilnius

Martin Schulze Wessel (Hg.), Irene Götz (Hg.), Ekaterina Makhotina (Hg.):Vilnius.Geschichte und Gedächtnis einer Stadt zwischen den Kulturen. Campus Verlag Frankfurt / New York, 248 Seiten, 86 s/w-Abbildungen € 29,90. 

Verlagsinfo:
Litauens Hauptstadt Vilnius wurde im 20. Jahrhundert zum Brennpunkt sozialer und nationaler Revolutionen, von Kriegen und Besatzungen. Insbesondere seit der politischen Unabhängigkeit im Jahr 1991 begann sich die Stadt neu in Europa zu verorten und ihre Geschichte neu zu entdecken. Bereits seit Jahrhunderten ist die Stadt ein Erfahrungsraum verschiedener Kulturen. Spuren vergangener Lebenswelten und Identitäten zeigen sich bis heute in der Vielfalt der städtischen Architektur und Topografie. So gibt es neben dem litauischen das polnische und das jüdisch-jiddische, das russische und das weißrussische Vilnius: Orte, die von verschiedenen nationalen und konfessionellen Gruppen in Besitz genommen wurden. Die Autorinnen und Autoren des Bandes nehmen uns mit auf eine Entdeckungsreise und zeigen uns Vilnius in seiner historischen und kulturellen Vielfalt. Anschaulich vermitteln sie, wie sehr Gegenwart und Zukunft der Stadt mit den historischen Erfahrungen verwoben sind.
Die Autoren:
Martin Schulze Wessel ist Professor für Osteuropäische Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Irene Götz ist Professorin am Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie an der LMU München. Ekaterina Makhotina, M. A., ist Historikerin am Collegium Carolinum in München.