Auf den Spuren mittelalterlicher Pilger in Lettland. Wagner-Verlag 2010, Reihe "Reisebericht". 113 Seiten, 9,90 Euro. ISBN: 978-3-86683-675-4.
Von der Wende des 12. zum 13. Jahrhundert an zieht ein stetig wachsender Strom von Pilgern aus Sachsen und Westfalen —Händler, Handwerker, Spielleute, Ritter, Mönche und Bischöfe —von Lübeck aus auf dem Seeweg über die Insel Gotland ins Baltikum. Hier in Livland, das die Gebiete des heutigen Lettland und Estland umfasste, finden die Pilger ersehnten Ersatz für das nach dem zweiten Kreuzzug zunächst aufgegebene heilige Land Palästina. Denn Livland ist seit dem Jahre 1202 kraft eines päpstlichen Spruches zum neuen heiligen Land, zum „Land der Jungfrau Maria” erklärt und geweiht worden. Zunächst friedlich, schließlich aber auch in gewaltsamen Auseinandersetzungen wird die Christianisierung des „Marienlandes“ vorangetrieben. So wandelt sich eines der letzten bis dahin noch nicht christianisierten Gebiete im Nordosten Europas, das Land der livischen Muttergottheit Mära, zum „Land der Jungfrau Maria”. Der Seeweg nach Livland wird für unzählige Pilger zum „Marienweg“ …
Dieses Reisetagebuch führt ins Baltikum auf die Spuren mittelalterlicher Pilger. Zum einen geht es ins gegenwärtige Lettland mit seiner pulsierenden Metropole Riga, der Altstadt, dem Dom, der lebendigen Musikkultur und in die ursprüngliche Natur des Landes. Dabei begegnet der Leser anhand von Rückblenden wichtigen und für ihre Zeit charakteristischen Persönlichkeiten, wie etwa dem Grafen, Städtegründer und späteren livländischen Bischof Bernhard II. zur Lippe. Dabei erfährt er Neues und Wissenswertes über die Lebensumstände und Triebkräfte der alten Livlandfahrer, ebenso wie über den Götterglauben, die Lebensumstände und Gebräuche der livischen Urbevölkerung. So ermöglicht dieses Buch dem Baltikum Interessierten spannende Entdeckungen, und ist damit zugleich auch ein ungewöhnlicher Reiseführer in die oft erstaunliche Gegenwart einer vergangenen Epoche, die für das Schicksal Lettlands und des Baltikums im Ganzen von grundlegender Bedeutung gewesen ist.
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