Freitag, 17. November 2017

Vytautas Rinkevičius: Altpreußisch

Geschichte – Dialekte – Grammatik. Schriftenreihe der Gesellschaft für Baltische Studien. Baar Verlag, Zahna-Elster 2017, 255 Seiten, ISBN 978-3-935536-47-9, 48,00 €.

Verlagsinfo:
Da die letzte deutschsprachige Darstellung des grammatischen Systems des Altpreußischen und seiner Geschichte bereits Jahrzehnte zurückliegt, stellte eine dem heutigen Forschungsstand entsprechende altpreußische Grammatik in deutscher Sprache ein Desiderat dar, dem der vorliegende Band von Vytautas Rinkevičius Abhilfe schaffen möchte. Das ursprünglich auf Litauisch verfasste Buch, liegt nun in einer eigens für die Übersetzung revidierten Fassung vor und zeichnet sich durch zwei bislang nicht übliche Vorgehensweisen bei der Darstellung aus: durch die konsequent getrennte Behandlung der beiden Dialekte, des pomesanischen und des samländischen, in die sich die Sprache gliedern lässt, und die Darstellung ihres Akzent- und Intonationssystems im gesamtbaltischen Kontext. Abgerundet wird das Buch durch einige Lesestücke mit beigegebenen Faksimiles. Baltisten, Indogermanisten und Typologen sollten auf das Buch ebenso wenig verzichten können wie deren Studierende, die die übersichtliche und dennoch informationsreiche Darstellung als Hilfe beim Einstieg ins Altpreußische schätzen werden.

Donnerstag, 16. November 2017

Horst Decker: Ich habe mich nur der Kunst gewidmet

Vom NS-Täter zum Ehrenbürger. Horst Decker kommentiert die Briefe eines KZ-Kommandanten. Lorbeer-Literaturverlag, Bielefeld 2017, 388 Seiten, ISBN 97839389695496, 19,95€.

Verlagsinfo:
Er hätte wohl sein düsteres Geheimnis mit ins Grab genommen, wenn ihn nicht seine Briefe aus den Kriegsjahren überdauert hätten. Als Offizier einer Luftwaffen-Baukompanie war ihm nach seiner Stationierung in Italien und Königsberg im Sommer 1944 die Lagerleitung eines litauischen KZ- Lagers in Ponewesch (Panevėžys) übertragen worden. Die Juden, die für den Flugplatzausbau benötigt wurden, hatte er persönlich herbeigeholt und später auch ins KZ Stutthof bei Danzig evakuiert. Von dort wurden sie zu großen Teilen zum Vernichtungslager Auschwitz oder in Arbeitstransporte ins KZ Dachau eingereiht und auf Nebenlager verteilt. Nach dem Krieg tilgt der Maler und Kunsthändler dieses schuldhafte Kapitel aus seiner Biographie und wird Ehrenbürger seiner Stadt. Obwohl seine militärische Karriere klar nachvollzogen werden kann, will er sich seit 1937 ausschließlich seiner Kunst gewidmet haben. Seine Briefe widerlegen das und beweisen seine Schuld an nationalsozialistischen Menschenrechtsverbrechen. Horst Decker ist die verdienstvolle Arbeit der Kommentierung und Einbettung dieser Briefe in ein historisches Geschehen zu verdanken. Dabei wird insbesondere auch die Liquidierung des Ghettos bzw. Konzentrationslagers Schaulen (Šiauliai) durch die Sipo Kauen (Kaunas) detailliert beleuchtet und Zeitzeugen das Wort erteilt. Das Buch wird durch statistische Auswertungen zur Lagersterblichkeit und eine Häftlingsliste ergänzt; das Unrecht und der Holocaust in Litauen somit dem Vergessen entrissen.

Horst Decker ist Kurator und Ausstatter von Museumsausstellungen mit den Schwerpunkten "Deutsche Nachkriegszeit", "Holocaust und Zwangsarbeit" sowie "Technik- und Sozialgeschichte".

Mittwoch, 15. November 2017

Eva Pluhařová-Grigienė: Die Migration der Bilder

Das Memelgebiet in fotografisch illustrierten Büchern (1889–1991). Böhlau Verlag, Wien Köln Weimar 2017, 495 Seiten, 978-3-412-50585-1, Preis: € 60.00 [D]  |   € 62.00 [A].

Verlagsinfo:
Obwohl es auf keiner aktuellen Landkarte zu finden ist, lebt das ehemals zu Ostpreußen, nun zu Litauen und der Russischen Föderation gehörende Memelgebiet bis heute fort. Als Destination für Reisen und Erinnerungen erfreut es sich beständiger Beliebtheit. Ungeachtet der historischen Brüche spielen Fotografien aus der Vorkriegszeit bei diesem Prozess eine zentrale Rolle: Immer wieder reproduziert, laden sie nicht nur zum touristischen Besuch ein, sondern gestalten auch Vorstellungen von Geschichte. Wie erklärt sich aber dieses Nachleben der Bilder? Im Vergleich deutscher, litauischer und (sowjet-)russischer illustrierter Veröffentlichungen beleuchtet die Autorin die Strukturen der visuellen Wissensvermittlung zur Region.
Eva Pluhařová-Grigienė ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Kunstgeschichte Osteuropas an der HU zu Berlin.